Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
näher an ihn heran und spürte seine Körperwärme. Es war für sie die natürlichste Sache der Welt.
Schweigend betrachteten sie die atemberaubende Aussicht. Es war so beruhigend. Sie fragte sich, was ihm wohl durch den Kopf ging. Hatte er nur fürsorgliche Gefühle ihr gegenüber oder war da noch mehr?
Sie rückte noch etwas näher. Er wich nicht zurück. Aber weiter ging der körperliche Kontakt nicht, und eigentlich war Claire froh darüber. Es ging ihr dabei nicht um Loyalität gegenüber Simon. Nein, ganz bestimmt nicht. Claire spürte nur tief im Innern, dass ein zweites Unrecht kein Recht ergibt.
Kapitel 30
„Und wie sind die Typen in Dublin so?“ Aoife interessierte das brennend. „Grainne sagt, die sind alle attraktiv.“
„Na, ich weiß nicht.“ Anna saß auf dem neuen gelben Sofa und nippte an einem kühlen Bier. „Wahrscheinlich achten sie in der Stadt mehr auf ihr Aussehen. Jedenfalls ist in Dublin die Auswahl größer.“
„Mehr Klamottenläden?“
„Und mehr Männer.“
„Meldest du dich bei dem Typen, der dich gesucht hat?“
„Mark?“
„Ja, genau.“
„Nee. Das ist nur ein Freund.“ Anna zündete sich eine Zigarette an.
Aoife rauchte nicht, aber es störte sie auch nicht. Das war fantastisch. Denn nichts war schlimmer als eine Mitbewohnerin, die ständig wegen dem Qualm die Fenster aufriss.
Aoife war wirklich unkompliziert, und sie würden gut miteinander auskommen. Davon war Anna überzeugt. Auf der Arbeit lief es auch gut. Es war wunderbar, dass June, dieser dämliche Drache, ihr endlich nicht mehr im Nacken saß. Wie es wohl Elaine ging? Sie war bestimmt schon aus dem Urlaub zurück.
Dublin mit dem ewigen Verkehr und der verdreckten Luft war unendlich weit weg. Sie liebte die weiche westirische Luft. Es gab nichts Besseres als einen Abendspaziergang am Kai in Salthill, wenn der heftige Wind vom Atlantik einem ins Gesicht blies. An der See zu leben, schadete dem Teint überhaupt nicht. Aber sie vermisste doch Claire und Mark, und sie konnte sich noch so sehr auf ihre Umsatzzahlen konzentrieren, manchmal tauchte Marks lächelndes Gesicht vor ihrem inneren Auge auf.
Am nächsten Morgen reichte eine Angestellte ihr einen handgeschriebenen Briefumschlag. Anna fand das toll. Es war immer schön etwas anderes als Geschäftspost zu bekommen. Sie öffnete zögernd den Umschlag.
Es steckte eine Karte mit einem süßen Comic-Kätzchen drin.
Viel Glück in deiner neuen Stellung, Elaine
Anna lächelte. Das war nobel von Elaine. Anna wusste ja nur zu gut, wie gern ihre Kollegin den Job gehabt hätte. Richtig anständig, ihr die Karte zu schicken.
Sie war den ganzen Tag auf Trab. Als stellvertretende Filialleiterin trug sie viel Verantwortung. Miss Browne war oft nicht in der Stadt und überließ dann Anna das Alltagsgeschäft. Die neue Stellung hatte ihr Selbstvertrauen enorm gestärkt, und Anna verstand überhaupt nicht mehr, wieso sie jemals gezögert hatte, diesen Job anzunehmen.
Aber sie hatte kaum Freizeit.
Für Männer oder sonst was.
Oft konnte Anna sich kaum dazu aufraffen, sich abzuschminken, bevor sie ins Bett fiel.
Die gefürchtete Party rückte näher, und der Gedanke daran verfolgte sie.
Wen sollte sie bloß mitbringen?
Sie wusste nicht, ob sie es sich zutraute, allein zu gehen. Diese dummen Kühe würden auf sie herabschauen, weil sie sich noch keinen Kerl geangelt hatte. Da spielte es keine Rolle, wie erfolgreich sie inzwischen war.
Aoife war ein prima Kumpel. Sie ließ nicht locker und schleppte Anna, obwohl sie todmüde war und am liebsten ins Bett gefallen wäre, am Freitagabend mit in den Nachtclub Central Park . Aoife war hartnäckig. Sie war eben Grainnes Schwester. Zugegeben, die Abende im Central Park waren großartig und die Musik immer erstklassig, aber leider waren die meisten Typen, die Anna anmachten, jünger als sie, und dieses Theater wollte sie nicht noch einmal erleben. Was sollte sie bloß mit dieser verfluchten Party machen? Sie wünschte sich nur noch, dass alles bald vorbei war.
Und dann traf sie Darren.
Völlig unerwartet.
Wegen einer kurzfristig anberaumten Sitzung in Dublin musste sie den frühen Morgenflug in die Hauptstadt nehmen. Der Flug hatte wegen starken Nebels Verspätung. Anna saß auf dem Flughafen, starrte aus dem Fenster und wartete auf die Landung des ankommenden Flugzeugs.
Es kam ihr vor, als wäre es noch mitten in der Nacht. Zuerst bemerkte sie den großen gut aussehenden Mann nicht, der ihr gegenüber Platz
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