Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
Partyservice tanzten ihr auf der Nase herum, und der treulose DJ hatte in letzter Minute abgesagt, weil seine Tochter sich unbedingt in einen Verkehrsunfall verwickeln musste. Gute ehrliche Arbeiter, gab‘s die noch? Die Leute waren gar nicht mehr dankbar für ein bisschen Arbeit. Heutzutage traf man überall nur auf Ausländer, Gesindel, Chaos! Sie selbst allerdings würde nicht im Traum daran denken, auch nur ein bisschen zu arbeiten. Nein danke , darauf stand sie gar nicht. Sie hatte überhaupt kein Verständnis für diese ehrgeizigen Frauen, die sich damit aufspielten, wie viel sie arbeiteten, als ob man darauf stolz sein könnte! Verdammte Idioten, dachte Victoria, insgeheim. Lasst die Männer die Arbeit machen!
Endlich kam Olive außer Atem an und entschuldigte sich vielmals. „Es tut mir furchtbar leid“, sagte sie und küsste flüchtig die Luft in der Nähe von Victorias linkem Ohr. „Vergibst du mir?"
„Was war los?", fragte Victoria verärgert. „Ich warte schon seit fünfzehn Minuten."
„Tut mir leid." Olive sah hinreichend schuldbewusst aus. „Wow! Was für ein Mantel!"
„Danke." Victoria befühlte den Lederkragen. „Frag nicht, wie viel er gekostet hat.“
Olive hatte nicht vorgehabt zu fragen. Sie wollte nicht für den Rest der Woche schlechte Laune haben. „Also, wie steht’s mit den Party Vorbereitungen?“
„Alptraum.“ Victoria drückte ihre Zigarette aus. Sie winkte einen vorbeieilenden Kellner heran. „Meine Freundin braucht einen Drink.“
„Haben alle geantwortet?“
„Bist du verrückt? Ungefähr die Hälfte fehlt noch. Dämliches Volk.“
„Und wer alles?“
„Also, Valerie in Australien.“
„Na ja, das ist verständlich. Ihre Antwort ist wahrscheinlich unterwegs.“
„Kann gut sein, aber weißt du mit Email und all dem gibt es eigentlich keine Entschuldigung. Und Margaret hat sich auch noch nicht gemeldet. Sie ist schon eine komische Nudel. Du weißt, dass sie jetzt getrennt ist? Anscheinend soll ihr Mann sie geschlagen haben. Das muss man sich vorstellen! Ich weiß nicht, ob sie überhaupt zur Party kommt.“
„Arme Margaret“, sagte Olive traurig.
„Ach sie ist nicht die einzige, die es hart getroffen hat“, fuhr Victoria fort. „Viele unserer Ex-Mitschülerinnen sind mies dran. Nicht jede hat so viel Glück wie du und ich.“
Sie blickte Olive mit einem triumphierenden kleinen Lächeln an. Insgeheim fand sie aber gar nicht, dass Olive es gut getroffen hatte. Sie arbeitete im öffentlichen Gähn-Dienst und hatte ihren Boss geheiratet, einen langweiligen unattraktiven Mann mit der Persönlichkeit eines Doppelglasfensters. Sie lebten in einer Wohnsiedlung, wo verlotterte Gören aus der Nachbarschaft Fußball auf der Straße spielten und auf ihrer Gartenmauer rumlungerten. Igitt!
Aber anscheinend waren alle Frauen in Olives Büro hinter ihm her gewesen – so dass Olive glaubte, sie hätte einen guten Fang gemacht. Ha! Der Bürohengst! Ha!
„Was ist mit Carmen?“, fragte Olive.
„Carmen kommt.“ Victorias Miene erhellte sich. „Mit ihrem Freund. „Sehr, sehr netter Junge – einer von den Stohans – Immobilien und Pferderennen, bin sicher, du hast von der Familie gehört. Aber unter uns, er macht keine Anstalten, eine feste Bindung einzugehen. Also ich meine damit, er wäre durchaus in der Lage sie zu heiraten, weißt du – finanziell gesehen. Ich frag mich, warum er zögert?“
„Vielleicht zögert sie?“
„Ach Unsinn, warum sollte sie zögern? Du bist ziemlich naiv, Olive.“
„Aber sie leben zu sammen, also ist das schon was E rnsteres.“
„Das ist nicht dasselbe“, fuhr Victoria sie an. „Das ist überhaupt nicht dasselbe.“
„Kommt Anna Allstone?“
Victoria zündete sich noch eine Zigarette an. „Wer?“
„Anna Allstone?“
„Kann mich gar nicht an die erinnern.“ Victoria runzelte die Stirn.
„Musst du aber. Sie war ... ich weiß nicht ... blond mit ... Pausbäckchen ... aber nettes Mädchen ... ziemlich still.“
„Keine Ahnung von wem du redest. Mit wem war sie befreundet?“
„Mit Claire, sie war ...“
„Oh ja, jetzt erinnere ich mich, ha ha. Mini und Maxi. Ha ha ha ... Ich glaube, die wird nicht kommen. Ich hab noch nichts von ihr gehört. Wirklich schade. Vielleicht hätte sie uns richtig was zu lachen gegeben.“
Kapitel 27
Claire saß in ihrem Auto draußen vor The Barge in Ranelagh und lauschte dem Regen. Große schwere Tropfen platschten auf die Windschutzscheibe. Andrew blickte sie von seinem
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