Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
vielleicht hat er dann nur aus Höflichkeit angerufen.“
„Quatsch. Männer rufen nicht an, nur um höflich zu sein.“
Aoife hatte recht, dachte Anna. Männer riefen nur an, wenn sie etwas wollten. Na, dann war ja alles in Butter. Es bedeutete, dass Darren sie wollte. Er wollte SIE!
„Und, rufst du zurück?“, fragte Aoife.
„Nein.“
„Was soll das, nein?“ Hast du sie nicht alle?“
„Nein“, wiederholte Anna.
„Er wartet doch auf deinen Anruf.“
„Soll er doch warten. Er ist an der Reihe.“
„Aber wenn er jetzt nicht zurückruft?“
„Wird er schon“, sagte Anna zuversichtlich. „Manchmal rufen die Kerle gar nicht erst an. Aber wenn sie es einmal getan haben, tun sie es auch wieder.“
„Ich wäre so gerne wie du“, sagte Aoife voller Bewunderung. „Du bist so stark.“
„So stark bin ich nun auch wieder nicht“, sagte Anna leise. Ein wahrer Teufelskreis. Wenn sie ihn nur anrufen könnte. Aber dann dachte er vielleicht, dass sie aufdringlich war. Vielleicht sogar auf ihn versessen.
Fingerspitzengefühl war jetzt wichtig. Hoffentlich irrte sie sich nicht und er rief wirklich zurück. Sie war sich fast hundertprozentig sicher, dass sie recht hatte. Kerle konnten es gar nicht ertragen, selbst abgewimmelt zu werden. Die hatten so ausgeprägte Egos. Aber sie konnte sich kaum beherrschen, nicht sofort zum Telefon zu greifen und seine Nummer wählen. Jemand müsste ihr die Hände auf dem Rücken fesseln.
Sie würde Claire anrufen, das war das Beste. Claire konnte ihr haufenweise Ratschläge geben. Sie nahm das Telefon.
„Rufst du ihn jetzt doch an?“, fragte Aoife.
„Ganz bestimmt nicht.“ Anna schüttelte den Kopf.
Simon war am Apparat. Er klang anders. Seine Stimme war angespannt.
„Sie ist nicht da. Leider“, antwortete er.
„Wann kommt sie zurück?“
„Ich hab keine Ahnung, Anna. Keine Ahnung.“
Kapitel 32
Claire saß nervös im Auto. Sie hatte gerade Toms Apartment in Dalkey erreicht und war völlig durcheinander. Ihr Mann liebte sie nicht mehr. Vielleicht liebte er Shelley. Vielleicht war er aber auch nur zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um überhaupt jemanden zu lieben. Eine Beziehung war harte Arbeit. Das wusste jeder. Aber Claire wusste nicht, ob sie noch mehr Energie in die Beziehungsarbeit stecken wollte. Jeder hatte seine Grenzen. Sie schaltete den Motor aus und betrachtete sich im Seitenspiegel. Dafür dass ihr zum Heulen zumute war, sah zumindest ihr Spiegelbild nicht schlecht aus. Sie stieg aus und schloss ab. Mechanisch ging sie auf den Eingang des Apartmentblocks zu.
„Komm hoch“, Tom klang aufrichtig erfreut, ihre Stimme zu hören.
Er trug verblichene Jeans und ein dunkelgraues Sweatshirt. Ausgehen wollte er anscheinend nicht. Er küsste Claire spontan auf ihre geröteten Wangen und führte sie in die warme Wohnung.
„Alles ok?“, fragte er besorgt.
Claire wollte antworten, aber sie konnte nicht. Eine heiße Träne lief ihr zu ihrem Entsetzen über die Wange.
Beschämt wischte sie sie mit dem Handrücken weg. Aber dann rollte die nächste. Und noch eine.
„Setz dich doch“, sagte Tom fürsorglich. „So schlimm kann es ja gar nicht sein.“
„Es ist sogar schlimmer“, schniefte Claire. Meine Güte, was für eine jämmerliche Show sie hier abzog. Sie kannte ihn kaum und jammerte ihm die Ohren voll mit ihrem „Trauma“, dem öden urbanen Hausfrauenleben, während er seine Verlobte bei einem furchtbaren Unfall verloren hatte. Wer hatte hier mehr Grund zu heulen?
„Simon hat eine Affäre“, platzte es aus ihr heraus.
„Und woher weißt du das?“ Tom reichte ihr ein Kleenex. Er war sehr ruhig, als könnte es eine plausible Erklärung für alles geben.
„Er hat mir erzählt, dass er heute Abend mit einem Arbeitskollegen ausgeht.“
„Und?“
„Und ich habe ihn gefragt, ob der Kollege Shelley heißt. Da hat er ja gesagt.“
„Aber das heißt doch noch lange nicht, dass er eine Affäre hat“, sagte Tom leise.
„Nein, ich weiß schon. Aber mein weiblicher Instinkt sagt mir das.“
„Und wo gehen sie hin?“
„Jetzt gehen sie nirgends hin“, Claire schniefte, „ich bin abgehauen und habe ihm Andrew dagelassen.“
„Was soll ich dazu sagen, Claire“, seufzte Tom, „ich sollte mich besser aus eurer Beziehung raushalten.“
„Du hilfst mir trotzdem so sehr.“ Claire legte eine Hand auf seine. „Irgendwann wirst du eine Frau sehr glücklich machen.“
Sie merkte, wie er bei ihren Worten
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