Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
zusammenzuckte. Was hatte sie jetzt schon wieder gesagt? Wie idiotisch. Sie war ein absoluter Schwachkopf.
„Es tut mir leid, ich ...“ Sie brach mitten im Satz ab, als er sie an sich zog und ihren Kopf auf seiner Brust ruhen ließ.
„Pscht“, beruhigte er sie, „du musst jetzt nichts sagen.“ Sie schmiegte sich an ihn, und er streichelte ihr Haar. Warum war Simon nicht ein bisschen so wie Tom? Warum passierten lieben Menschen wie Tom so schreckliche Dinge? Das war ungerecht. Sie kuschelte sich an ihn. Toms Körper war wunderbar warm. So lange schon hatte kein Mann sie in den Arm genommen.
„Tom?“ Sie sah ihn an. Ihre Gesichter waren sich ganz nah.
Mit dem Zeigefinger stupste er ihr Kinn zu sich hin und sah ihr tief in die Augen.
„Claire“, murmelte er. Und langsam aber sicher trafen sich ihre Lippen, und sie küssten sich sanft, süß und vorsichtig.
Sie presste sich an ihn, und seine Zunge glitt zwischen ihre leicht geöffneten Lippen. Allmählich wurden ihre Küsse immer wilder, immer brennender. Das konnte nicht falsch sein. Es fühlte sich so richtig an, dachte Claire. Sie warf alle quälenden Bedenken über Bord, fuhr voller Verlangen mit ihren Fingern durch sein Haar und gab sich seinen weichen starken Lippen hin. Seine sanften Hände erkundeten ihren Körper. Sie schloss die Augen und spürte seinen Berührungen nach. Seit der Geburt ihres Babys hatte sie nicht mehr so ein Verlangen verspürt. Ihr Baby! Ihr Kleiner! Andrew war zu Hause mit seinem mies gelaunten Vater, während seine Mutter – die Frau, auf die er vollkommen angewiesen war – sich gerade wie ein sexbesessenes Flittchen benahm und mit einem fremden Mann herummachte.
„Lass uns keinen Fehler machen.“ Tom sprach zuerst.
„Ich weiß.“ Sie löste sich aus seiner Umarmung. „Du hast recht. Mein Leben ist zu verkorkst für eine Affäre.“
Sie richtete sich auf dem Sofa auf und zog ihre Kleidung zurecht. Tom lächelte sie an. Sie lächelte zurück. Sie fühlte sich frei. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte Claire sich nicht mehr gefangen.
„Danke“, sagte sie aufrichtig.
„Wofür?“
„Dafür, dass ich mich wieder wie ein normales menschliches Wesen fühlen darf.“
„Dann bist du mir nicht böse?“
„Nein, überhaupt nicht, eigentlich bin ich ja scharf auf dich ...“
„Dito“, sagte er träumerisch.
„Ich würde trotzdem gern mit dir befreundet sein“, sagte sie, „ehrlich. Seit Anna nach Galway gezogen ist, habe ich ein Tief.“
„Mir geht es ähnlich. Viele von meinen Freunden waren Freunde von uns beiden – von meiner Verlobten und mir. Sie fühlen sich jetzt irgendwie unbehaglich mit mir. Ich kann das schon verstehen ... Mir würde es an ihrer Stelle vielleicht genauso gehen.“
„Glaubst du, dass du dich wieder verlieben wirst?“
„Schwer zu sagen.“ Er lächelte abwesend. „Alle Guten sind schon verheiratet.“
Beide mussten lachen.
„Stürz dich bloß nicht kopfüber in eine Ehe. Das ist auch nicht mehr das, was es einmal war.“
„Simon scheint eigentlich kein schlechter Kerl zu sein.“ Tom reichte ihr den Mantel. „Ihr beide macht das schon.“
„Hoffentlich.“ Claire schnitt eine Grimasse.
„Alles ok?“ Er umarmte sie.
„Jo.“ Sie versuchte zuversichtlich zu lächeln. „Ich melde mich. Komm mal mit, wenn ich mit meiner Freundin Anna ausgehe – sie ist ziemlich durchgeknallt.“
„Na dann freue ich mich auf eine wilde Nacht mit euch beiden. Pass auf dich auf, Claire, und denk dran, ich bin immer für dich da.“
„Hättest du die Freundlichkeit, mir zu erzählen, was hier gerade läuft?“, polterte Simon los.
„Ich war weg.“
„Das ist mir ziemlich klar . Weg wo?
„Bei einem Freund.“
„Wer?“
„Ein Typ namens Tom“, sagte Claire müde.
„Tom?“ Simon kniff die Augen zusammen.
„Ist ein Freund von Emma.“
„Nur ihr beide, allein?“
„Genau“, fauchte Claire.
„Du bist unmöglich, Claire.“
Simon zog seinen Mantel an.
„Wo willst du hin?“
„Weg.“
„Wenn du abhaust, brauchst du gar nicht erst zurückkommen“, drohte Claire.
„Warum? Was hast du vor? Vielleicht das Schloss austauschen?“
„Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber du bringst mich auf eine Idee.“
„Sag’s mir, wenn ja. Dann muss ich irgendwo bei Freunden übernachten.“
„Du könntest bei Shelley bleiben.“ Claires Stimme zitterte.
„Stimmt.“
„HAU AB“, kreischte sie.
„Was ist bloß los mit dir?“
„Hau ab, hab ich
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