Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
ab. „Nein, das ist er nicht.“
„Komisch, dass ein Mann wie er nicht schon längst vom Markt ist.“
Kapitel 40
Es war komisch in ihrem alten Zimmer aufzuwachen. Anna räkelte sich genüsslich im Bett und rollte sich dann auf die andere Seite. Was für ein Glück, dass sie nicht beim Morgengrauen aufstehen musste! Als erstes musste sie heute Darren anrufen.
Er erwartete ihren Anruf.
Und er konnte sie ja gar nicht erreichen.
Großvater saß in der Küche und trank seinen Tee. „Möchtest du eine Tasse? Das Wasser ist noch heiß“, krächzte er.
„Danke.“ Sie holte sich einen Teebeutel.
„Bist du schon verheiratet, Anna?“
„Dafür habe ich keine Zeit“, antwortete sie.
„Du bist auch kein junger Hüpfer mehr, weißt du?“ Er knabberte an einem Vollkornkeks.
Sie antwortete nicht. Manchmal konnte Großvater richtig unsensibel sein.
Sie ging in den Flur und wählte Darrens Nummer, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Er antwortete sofort.
„Darren?“
„Hallo, meine Schöne?“
„Ich bin in Dublin.“
„Großartig, was hast du vor?“
„Nichts Besonderes und du?“
„Ich stecke heute bis zum Hals in Geschäftsterminen.“
„Oh.“ Anna war enttäuscht.
„Heute Abend geht’s leider nicht.“
„Alles klar.“
„Bist du jetzt sauer auf mich?“
„Nein, überhaupt nicht, ich kann das verstehen. Aber das Wochenende hältst du dir frei für mich, oder?“
„Klar. Ich ruf dich an.“
„Prima. Bis dann.“ Anna legte auf.
So viel dazu. Anna war traurig. Er konnte doch nicht so beschäftigt sein? Schließlich war sie doch nicht jede Woche in Dublin. Sicher hätte er zwischen all seinen Terminen heute ein Minütchen Zeit für sie finden können. Was lief hier ab? Hatte er schon jetzt die Nase voll von ihr? Hatten sie nicht gerade das zauberhafteste Wochenende miteinander verbracht? Vielleicht hätte sie nicht mit ihm schlafen sollen. Vielleicht war das der Grund, weshalb er so abgekühlt war. Männer waren manchmal etwas eigenartig nach dem Sex. Sobald es kein Geheimnis mehr gab, sahen sie dich in einem anderen Licht.
Aber es schien doch alles perfekt zu stimmen. Es hatte sich so richtig angefühlt.
Reiß dich zusammen, Anna, ermahnte sie sich. Er hat viel zu tun, das ist alles. Sie war doch sonst diejenige, die andauernd bis über beide Ohren in Arbeit steckte. Gerade sie sollte verständnisvoller sein. Außerdem stand noch einiges auf der Agenda. Ein Kleid musste her für diese verdammte Party.
Der Verkehr in die Stadt würde irrsinnig sein, vermutete Anna. Also nahm sie den Bus. Sie stand an der Haltestelle vor dem Einkaufszentrum in Stillorgan und wartete auf den 46A. Hauptsache Darren erschien auf der Party.
Endlich hielt ein Bus. Anna stieg ein und setzte sich nach oben. Die Sonne schien. So schlecht war das Leben doch nicht. Warum war sie so pessimistisch? Nicht alle Männer waren Mistkerle. Nur ein paar. Bei der Grafton Street stieg sie aus und schlenderte mit Hunderten von Kauflustigen die Hauptstraße entlang. Bei Brown Thomas traf sie Olive, die ein cremeweißes trägerloses Abendkleid anprobierte.
„Hallo, du“, sagte Anna, so dass Olive zusammenschreckte.
„Hallo, Anna“, sagte Olive strahlend, „anscheinend hast du dasselbe Problem wie ich.“
„Am liebsten würde ich in alten Jeans aufkreuzen.“ Anna lachte.
„Dito, wie findest du dieses hier?“
„Umwerfend“, sagte Anna wahrheitsgemäß.
„Fast ein Monatslohn.“
„Aber man lebt schließlich nur einmal“, sagte Anna.
„Recht hast du, ich nehme es.“
„Zeit für einen Kaffee?“
„Sicher.“ Olive grinste.
Schon komisch, dachte Anna, als sie und Olive sich im Café von Brown Thomas angeregt über alles Mögliche unterhielten; sechs Jahre lang hatten sie unter einem Dach gelebt, aber sie hatten sich niemals richtig miteinander unterhalten.
„Weißt du was, Olive“, sagte sie offen, „du bist jetzt so anders, als damals in der Schule.“
„Inwiefern?“ Olive schien überrascht.
„Also, nimm das jetzt nicht krumm, aber ich fand, dass du damals ganz schön fies warst. Du hast jedes Mal gelacht, wenn Victoria jemanden schikaniert hat.“
„Meine Güte, wie schrecklich.“ Olive sah zerknirscht aus. „Wenn ich gelacht habe, war das bloß, weil ich Angst vor Victoria hatte. Nicht, weil ich es lustig fand.“
„Mir graut vor diesem Klassentreffen. Wenn es doch bei irgendjemand anders wäre.“
„Wir sitzen alle im selben Boot.“ Olive flüsterte fast. „Ich bin
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