Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
Anna gehorchte. Was kam jetzt?
„Zunächst möchte ich Ihnen meine Anerkennung aussprechen. Sie haben seit ihrer Ankunft gute Arbeit geleistet. Weit über Standard. Und während meiner Abwesenheit haben Sie Ihre Fähigkeiten zweifellos zur Genüge bewiesen.“
„Danke“, sagte Anna steif. Es gab hier irgendwo noch ein aber . Das musste so sein. Miss Browne hatte nicht die Angewohnheit zu schwafeln.
„Jedenfalls, um gleich auf den Punkt zu kommen“, fuhr die Filialleiterin fort, „werden wir Sie leider jetzt verlieren. Schade, aber die Guten werden uns leider immer schnell wieder genommen.“
„Was meinen Sie damit?“ Bei Miss Brownes Worte wurde Anna ganz anders. Könnte jemand bitte ein Fenster öffnen?
„Die Geschäftsleitung möchte Sie gerne in einem eigenen Laden einsetzten. Wie Sie wissen, eröffnen wir zurzeit Filialen auf dem britischen Markt.“
„Ja, ich weiß.“ Anna wurde ganz flau. Ihr eigener Laden. LIEBER HIMMEL!
„Der Laden ist im Londoner Umkreis“, fuhr Miss Browne fort. „Er ist nagelneu mit einer völlig neuen Belegschaft. Wir sind davon überzeugt, dass Sie die Fähigkeiten haben, diesen Laden zu führen.“
„Äh, meine Güte, ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Sie müssen uns jetzt noch keine Antwort geben. Sie können bis Montag darüber nachdenken. Da haben Sie noch das ganze Wochenende Zeit.“
Das Wochenende! Die Party ... Himmel ... Geschäftsführerin eines neuen Ladens ... OH GOTT!
„Keine Anrufe?“
„Nein.“ Aoife guckte schuldbewusst, als ob sie etwas dafür könnte, dass Darren nicht angerufen hatte. „Aber Männer haben absolut keinen Zeitbegriff, das weißt du ja selbst.“
„Ja, ja.“ Anna ließ sich niedergeschlagen auf das kleine Sofa fallen. Hätte sie nur nicht mit Darren geschlafen. Wenn sie daran dachte, fühlte sie sich so billig wie ein gebrauchtes Auto. Aber das Schlimmste war, dass sie ihm vergeben würde, wenn jetzt das Telefon klingelte und sie seine Stimme hörte. Das wusste sie genau.
Aber die Tage vergingen und Anna begriff, dass sie nicht mehr auf einen Anruf von Darren hoffen konnte. Er war durch den Notausgang entflohen. Er würde sich nicht wieder blicken lassen. Und tschüss.
Es brachte nichts, Trübsal zu blasen. Wer wollte überhaupt in einer langweiligen Paarbeziehung stecken? Anna musste positiv denken. Sie würde nach England gehen und sich ein schickes kleines Apartment kaufen, die Wände kreischend rosa streichen und das Badezimmer mit Make-up und allen möglichen Parfüms und Gesichtsmasken vollstopfen.
Wer brauchte denn schon Männer? Anna musste sich nur bei Lolta umsehen: Alle weiblichen Führungskräfte waren single. Das war eine Tatsache. Die verschwendeten keine wertvolle Zeit damit, allein vor dem Radio herumzuhocken und sich mit Wein vol l laufen zu lassen, während sie ihren unglücklichen Liebschaften nachtrauerten. Keineswegs. Sie arbeiteten hart und genau wie ihre männlichen Kollegen konzentrierten sie sich darauf, die Karriereleiter zu erklimmen.
Anstatt aufs Telefon zu starren, hatten sie Verkaufsberichte, Beförderungsmöglichkeiten und die Konkurrenz im Blick. Sie hatten zwar niemanden, der sie abends in den Arm nahm, aber stattdessen konnten sie sich selbst mit einer happigen Summe auf dem Konto verwöhnen, und niemand riss ihnen den Kopf ab, weil die Hemden nicht gebügelt waren oder das Essen nicht gekocht war.
Alleinstehende Frauen konnten bis zum Gehtnichtmehr Sex and The City sehen, wann immer sie dazu Lust hatten. Sie konnten zu Beyonce im Zimmer herumtanzen und Schokolade essen, ohne dass irgendein Mann ihnen sagte, sie hätten zwar eine großartige Figur, aber mit Training im Fitnesscenter könnte sie noch besser sein.
Sie hatte das bessere Los gezogen, befand Anna. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Sie konnte selbst entscheiden, wohin sie im Urlaub fuhr und wen sie anquatschte, anstatt in irgendeinem langweiligen Ferienort den haarigen Rücken irgendeines Mannes mit Sonnenmilch einzureiben.
Oh ja, Single zu sein hatte seine Vorteile.
Kapitel 42
Anna fuhr von Galway nach Dublin und grübelte über das Klassentreffen. Morgen war der große Abend. Sie würde allein zu dem Treffen gehen. Man stelle sich das vor!
Sie könnte allerdings immer noch Mark einladen, schätzte sie. Mark würde ganz bestimmt mitkommen und eine gute Figur abgeben. Wahrscheinlich fühlte er sich sogar geehrt. Und wenn sie richtig ehrlich mit sich selbst
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