Ein Mann - Kein Wort
oberflächlichbanalen, unverbindlichen Kommunikationsinhalten. Jeder Partner – oder auch nur einer von beiden – wahrt dadurch sozusagen Sicherheitsabstand, weil ihm alles andere an Gesprächsinhalten als zu riskant und verletzungsträchtig erscheint. Wenn es dennoch zu verbalen Zusammenstößen kommt, dann meist aufgrund von geringfügigen Anlässen, die jedoch, genauer besehen, auf ein tiefer liegendes Kernproblem verweisen. Oft fällt auch eine gewisse Gereiztheit im Ton auf, die verborgene Spannungen in der Beziehung andeutet. Da diese Spannungen aus Angst vor Frustration und Enttäuschung, vor Zurückweisung und Verletzung nicht (mehr) angesprochen werden, müssen Kleinigkeiten, ja, Trivialitäten als Kommunikationsinhalte und vor allem als »Dampfventile« herhalten. Eine schlechte Lösung, ja, man könnte auch sagen: eine Zeitbombe! Darum: Das eine tun – nämlich einüben, den anderen aus- und nachdrücklich in Worten und Gesten anzuerkennen 74 – und das andere nicht lassen: nämlich auch kritische Punkte hin und wieder zur Sprache bringen, anstatt sie mutlos oder resigniert totzuschweigen.
14. Gut miteinander leben heißt gut miteinander kommunizieren
»Wer verheiratet ist, lebt nicht länger –
aber es kommt ihm so vor!«
S PRUCH AUF EINER P OSTKARTE , V ERFASSER UNBEKANNT
Nach dem bisher Gesagten dürfte es keinen Zweifel mehr daran geben: Für eine Frau und einen Mann, die miteinander in einer verbindlichen und intensiven Partnerschaft leben, ist es unabdingbar, eine Kultur des offenen Gesprächs zu entwickeln. Auch wenn die Frau darauf von Natur aus möglicherweise mehr Wert legt als der Mann – allerdings kenne ich auch Partnerschaften, in denen es umgekehrt ist –, darf dies für den Mann kein Grund sein, sich diesem Austausch zu verweigern bzw. es so weit und so lange und so oft wie möglich von sich wegzuschieben. Sein möglicherweise fehlendes Bedürfnis nach solchen Gesprächen entspringt wahrscheinlich zum Teil auch einem fehlenden Bewusstsein, wie
notwendig
diese Form der Kommunikation ist. Hinter diesem fehlenden Bewusstsein wiederum kann (wie an anderer Stelle beschrieben) auch die Angst stehen, in solchen Gesprächen zu sehr an die eigenen kommunikativen, aber auch seelischen Grenzen zu kommen. Doch Angst ist ein Gefühl, das zwar ernst genommen werden muss, von dem man sich aber keinesfalls unkritisch leiten lassen sollte – weist uns Angst doch immer dazu an, unser Heil bzw. die Lösung des Problems in Kampf oder Flucht zu suchen. Beides ist für eine Beziehungsgestaltung langfristig nicht konstruktiv, sondern zerstörerisch.
Doch wer zum intensiven, offenen Gespräch bereit ist, sollte gleichzeitig darauf achten, in diesen Gesprächen bestimmte
Regeln und Grenzen
einzuhalten. Sonst enden sie schon im Frühstadium in einer der vielen möglichen Sackgassen, die nur Enttäuschung und seelischen Schmerz hervorbringen.
Diese Sackgassen steuern wir in der Regel dann an, wenn es uns in erster Linie nicht um den
anderen
( das »Du«) und auch nicht um unsere
Beziehung zueinander
(das »Wir«) geht, sondern um uns selbst (unser »Ich«): um unsere Interessen, die Durchsetzung unserer Wünsche und Erwartungen, die Wahrung unserer Ansprüche, das »Überzeugen« des anderen, dass wir im Recht sind und er im Unrecht usw.
Ebenfalls ichbezogen und damit keineswegs hilfreich für die Beziehung sind Gesprächsziele, die vor allem darin bestehen, dem anderen »den Kopf zu waschen«, ihm ungeschminkt die Meinung zu sagen, ihn womöglich »umzuerziehen«, zumindest ihn in irgendeinem Punkt zu verändern. Nicht zuletzt sind alle Gespräche verhängnisvoll, die in irgendeiner Form mit dem Wunsch nach Rache und Vergeltung zu tun haben. Solche Sackgassen – man könnte auch sagen: Stolperfallen – im Gespräch sind beispielsweise:
Anklagen, Vorwürfe, Angriffe in Form von Du-Botschaften
Sie sind die verbreitetste und einfachste Form, ein Gespräch von Anfang an in eine Art Zweikampf münden zu lassen. »Du bist so unaufrichtig, deshalb kann ich dir nicht mehr vertrauen …« – »Du bist so rücksichtslos.« – »Du hilfst mir nie.« – »Du kümmerst dich nicht um die Kinder.« – Angriffe dieser Art lösen augenblicklich Abwehr aus, anders gesagt: Druck erzeugt sofort Widerstand, das heißt: Gegendruck!
Ironie, Hohn, Spott, Verachtung
Sie wird häufig und sehr deutlich durch Körpersprache signalisiert: die Augen verdrehen, verächtlich lächeln, die Mundwinkel abfällig nach
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