Ein Mann von Ehre
rief Sarah freudestrahlend aus. „Oh, ich habe dich so vermisst, Jared. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben.“
Der Prinz schwang sich aus dem Sattel und ergriff Sarahs Hände. Er war so unübersehbar begeistert, sie zu erblicken, dass Rosalyn alle früheren Bedenken in Bezug auf diese Begegnung fallen ließ. Sie schaute den beiden sich etwas entfernenden Kindern hinterher. Das Pferd Seiner Hoheit trottete ihnen nach und hielt dann grasend an. Es war ersichtlich, wie sehr die beiden jungen Leute sich freuten, einander wiederzubegegnen, und unwillkürlich stimmte es Rosalyn etwas traurig, dass sie sich schon so schnell wieder trennen mussten.
Damian war im Sattel sitzen geblieben. Sie schaute zu ihm hoch, und angesichts seiner strengen Miene stockte ihr das Herz. Unbehaglich fragte sie sich, ob er ihr böse sei, ob sie ihn gekränkt haben mochte, als sie vor einigen Tagen abends den Eindruck erweckt hatte, die Partei des Bruders zu ergreifen.
„Ich werde nicht absitzen“, kündigte er an. „Man könnte uns sogar hier sehen. Der Prinz, dem ich verboten hatte, zu Sarah zu gehen, und ich sind täglich in der Hoffnung, Ihnen zufällig auf dieser Wiese zu begegnen, hier entlanggeritten.“
„Ich konnte nicht früher kommen. Auch Sarah wollte Seine Hoheit sehen, aber das stieß auf Schwierigkeiten.“
„Das kann ich mir denken.“ Rosalyn sah den forschenden Blick Seiner Lordschaft auf sich gerichtet.
Bestimmt entnahm er ihrer Miene mehr, als sie ihm hatte sagen können. „Habe ich dich in eine unmögliche Situation gebracht, mein Schatz? Wünschst du dir, mir nie begegnet zu sein?“
„Nein, natürlich nicht!“ Rosalyn schaute ihn an und hoffte, er möge ihr ansehen, wie sehr sie ihn begehrte. Sagen konnte sie ihm das nicht, weil die Erziehung ihr das verbot. „Ich wünschte, ich könnte jetzt mit dir fortgehen. Wäre ich frei …“ Tief errötend hielt sie inne, als sie plötzlich Lust in Damians Augen aufflackern sah. „Du weißt, was ich für dich empfinde, Damian. Bestimmt weißt du das, nicht wahr?“
Er schien sie mit seinem Blick zu umarmen, an sich zu ziehen und zu liebkosen. Fast meinte sie, seine weichen Lippen auf ihren zu spüren.
„Willst du wirklich mit mir kommen, mich in ein fremdes, eigenartiges Land begleiten, obwohl du weißt, dass du nie mehr zu deinen Angehörigen zurückkehren kannst? In ihren Augen wärst du ein leichtfertiges Weib und hättest bis an dein Lebensende nicht mehr die Möglichkeit, sie wieder zu treffen.“
„Ja! Ja, ich will mit dir gehen. Nur mein Pflichtgefühl hält mich jetzt noch hier zurück. Ich liebe meinen Bruder, obwohl er das nicht verdient hat. Es hat mich schrecklich empört, dass du dich neulich abends auf diese peinliche Weise zurückziehen musstest und er nichts dagegen unternommen hat. Er hätte dieser grässlichen Mrs. Jenkins die Stirn bieten müssen.“
Damians Blick war belustigt. „Du gehst zu hart mit ihm ins Gericht, meine Amazone. Neben dir würden die meisten Männer keinen besseren Eindruck hinterlassen. Er hat nicht deine Courage, mein Liebling. Und es war besser, dass ich sofort gegangen bin. Sonst hätte ich Dinge geäußert, die ich nicht hätte sagen dürfen. Ich hätte ein Geheimnis preisgegeben, das ich für mich behalten muss und nicht einmal dir anvertrauen kann.“
„Du meinst den Grund für das Duell?“, fragte Rosalyn und schaute Damian an. Sie erahnte seinen Kummer und überlegte, was es sein mochte, das ihn nach so langer Zeit noch derart belasten konnte. „Du hattest einen guten Grund dafür, Mr. Harrington zu töten, nicht wahr?“
„Ich glaube, ja.“ Damians Miene war ernst, und seine Augen spiegelten seinen inneren Aufruhr wider. „Vielleicht werde ich dir eines Tages erzählen, warum es zu dem Duell gekommen ist. Aber das tue ich nur, wenn ich dazu gezwungen bin, und dann bestimmt nicht vor Mrs. Jenkins.“ Er blickte zu Sarah und dem Prinzen hinüber und rief laut: „Wir müssen bald zurück!“
„Musst du wirklich schon fort?“ Rosalyn wollte ihn zum Bleiben bewegen, da sie den Gedanken nicht ertragen konnte, so schnell wieder von ihm getrennt zu sein. Sie wusste, es konnte einige Wochen dauern, bis sie sich wieder begegnen würden. „Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit wir uns im Park gesehen haben.“
Damian lächelte, beugte sich vor und berührte flüchtig Rosalyns Hand. „Zu deinem Besten und deiner Cousine zuliebe dürfen wir nicht riskieren,
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