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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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bemerkte. Es war unübersehbar, dass sie befürchtete, ihre Erbtante könne die Drohung wahrmachen.
    „Regen Sie sich nicht auf, Miss Holland“, sagte Damian und verneigte sich leicht vor ihr. „Natürlich werde ich mich sofort zurückziehen. Selbstverständlich hätte ich Sie nicht mit meiner Anwesenheit belästigt, wäre mir bewusst gewesen, zu was das führen kann. In Zukunft werde ich mich diesem Haus fernhalten. Bitte, verzeihen Sie mir, Miss Eastleigh. Ich gehe jetzt.“
    „Bitte, bleiben Sie, Mylord!“ Sie war nicht sicher, ob sie das laut oder nur im Herzen geäußert hatte.
    Hoch erhobenen Hauptes und in steifer Haltung sah sie ihn den Raum verlassen und wäre ihm am liebsten hinterhergelaufen. Natürlich durfte sie das nicht tun, denn wenn sie der ihr widerwärtigen Mrs. Jenkins einen Anlass gab, das Glück der Verlobten zu zerstören, hätte sie sich das nie verzeihen können. Sie musste Damian gehen lassen, obgleich sie das Gefühl hatte, das Herz bräche ihr in unendlich viele kleine Stücke.
    Nachdem der Earl of Marlowe verschwunden war, sagte Beatrice: „Du glaubst doch nicht, Tante Patricia, dass Rosalyn gewusst hat, was Seine Lordschaft getan hat? Er wohnt ja erst seit Kurzem in der Nachbarschaft!“
    „Ja“, bestätigte Frederick. „Natürlich konnte meine Schwester nicht wissen, wessen er sich schuldig gemacht hat“, fügte er hinzu und schaute sie mit seltsamem Blick an. „Niemand hat das gewusst. Du meine Güte! Er wäre nicht eingeladen worden, hätten wir auch nur geahnt, was er getan hat!“
    Maria wollte etwas sagen, unterließ es jedoch, da sie fand, jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt, für den Earl of Marlowe einzutreten. Rosalyn schwieg ebenfalls. Sie war in eine unmögliche Situation geraten. Im Augenblick konnte sie dem Bruder zuliebe nicht sagen, was sie dachte. Aber sie fand es unerträglich, still sein zu müssen.
    Schließlich äußerte sie dann doch: „Mich hat die Vergangenheit Seiner Lordschaft nie interessiert. Natürlich hätte ich ihn nicht eingeladen, wäre mir der bedauerliche Vorfall, von dem Ihre Familie betroffen wurde, Mrs. Jenkins, bekannt gewesen.“
    Das Glitzern in deren Augen bewies ihr, dass Mrs.
    Jenkins weder beschwichtigt noch zufrieden war. Im Moment schien die Dame jedoch bereit zu sein, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    „Ich bin sicher, dass Sie keine Ahnung hatten“, erwiderte Patricia mit kaltem Lächeln und schaute sich entschuldigend um. „Bitte, verzeihen Sie mir, dass ich eine solche Szene gemacht habe. Ich hätte es jedoch wirklich nicht ertragen, mit diesem elenden Menschen unter einem Dach zu sein, nachdem ich sicher war, den Mörder meines Bruders vor mir zu haben.“
    Unter den Gästen entstand verlegenes Gemurmel. Einige von ihnen hatten den Earl gemocht und waren, wenngleich die Neuigkeit sie schockierte, nicht sicher, was sie von der Sache halten sollten. Natürlich hatte man Mitleid mit Mrs. Jenkins, die in einer unglücklichen Lage gewesen war. Tod im Duell war indes nicht notwendigerweise Mord, jedenfalls nicht in den Augen der Herren.
    Rosalyn wandte sich ab. Sie konnte es nicht mehr ertragen, mit Mrs. Jenkins im selben Raum zu sein. Dennoch musste sie Ruhe bewahren und dem Bruder zuliebe vorgeben, deren Entschuldigung zu akzeptieren. Sie krümmte die Hände, presste die Fingernägel in die Handballen und zwang sich, still zu sein, damit sie nicht etwas äußerte, wodurch alles ruiniert wurde. Sie durfte nichts tun, das für ihren Bruder und seine Verlobte von Nachteil gewesen wäre.
    Die Spannung im Raum ließ nach. Die Gäste begannen wieder zu reden und zu lachen, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Maria ging zur Cousine und sagte: „Diese abscheuliche Mrs. Jenkins! Ich weiß nicht, was sie sich dabei gedacht hat. Ich finde es schon schlimm genug, dass sie sich für die Besitzerin dieses Hauses hält …“
    „Lass dich nicht von ihr aus der Fassung bringen, Maria“, unterbrach Rosalyn und reckte stolz den Kopf. „Wir müssen an Frederick und Beatrice denken. Schließlich sind es bis zur Hochzeit nur noch wenige Wochen.“
    „Wie tapfer du bist“, erwiderte Maria und schaute anerkennend die Cousine an. „An deiner Stelle hätte ich etwas höchst Unhöfliches gesagt, und nicht nur, weil Mrs. Jenkins sich heute Abend so unglaublich benommen hat. Ich sage dir ehrlich, dass ich sie nicht leiden kann. Nichts könnte mich dazu bringen, im selben Haus mit ihr zu leben. Ich würde sofort abreisen, wüsste ich

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