Ein Mann von Ehre
hier gesehen zu werden. Ich muss einige Tage nach London. Wenn ich zurück bin, können wir uns vielleicht wieder treffen.“
„Ich werde dir eine Nachricht schicken, wenn ich das für sicher halte“, versprach Rosalyn. „Ich habe einen Stallknecht, dem ich vertrauen kann. Wie lange wirst du fort sein?“
„Höchstens zwei Wochen.“ Damian furchte die Stirn. „Ich habe etwas zu erledigen. Danach muss ich Seine Hoheit fortbringen. Vorher sehen wir beide uns jedoch. Und nach der Hochzeit deines Bruders …“
„Komme ich zu dir“, fiel Rosalyn Damian rasch ins Wort. „Wir werden ins Ausland gehen, Damian. Dort kann der Skandal uns nichts anhaben, und niemand wird unter unserem Verhalten leiden müssen.“
„Ich liebe dich“, sagte Damian, und sein Blick schien sie zu streicheln. „Vergiss das nicht, ganz gleich, was du über mich hören magst.“
„Was meinst du damit?“
„Ich bin nicht sicher … Vielleicht kommt dir über mich nichts zu Ohren.“ Erneut schaute er zum Prinzen und dem Mädchen hinüber. „Kommt jetzt!“
Jared drückte etwas in Sarahs Hand, drehte sich dann zu seinem Pferd um und schwang sich in den Sattel. Sarah starrte hinter ihm her, als er mit Lord Marlowe fortritt, und wandte sich dann lächelnd der zu ihr kommenden Großcousine zu.
„Er hat gesagt, wir würden immer Freunde bleiben, ganz gleich, wo wir seien“, verkündete sie und zeigte ihr verklärten Blicks das, was Jared ihr gegeben hatte. „Ich habe ihm einen glatten Kieselstein geschenkt, der ihm immer gefallen hat, und das hier von ihm erhalten. Er sagte, ich solle es aufheben, denn dann würden wir uns eines Tages wiederbegegnen.“
„Das ist eine wunderschöne Perle“, meinte Rosalyn. Die Perle war fast so groß wie ein Taubenei und leicht rosafarben. „Sie ist sehr wertvoll. Du musst gut auf sie achtgeben, Sarah.“
„Das werde ich tun“, versicherte das Mädchen. „Eines Tages lasse ich sie vielleicht in einen Anhänger einarbeiten, den ich dann tragen werde, wenn wir uns wiedertreffen.“
Rosalyn schwieg. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass Prinz Jared und ihre Großcousine sich je wieder begegnen würden. Der Prinz würde nach Indien zurückehren, zu seinem Volk, und Sarah neue Freunde finden. Aber vielleicht vergaß Sarah nie die sonnigen Tage des Sommers, in dem sie Freundschaft mit dem Sohn eines Maharadschas geschlossen hatte.
„Wir sollten jetzt nach Haus gehen“, ermahnte sie die Großnichte. „Es tut mir leid, dass wir nicht länger bleiben können.“
„Oh, das ist nicht wichtig“, erwiderte Sarah verhalten lächelnd und wandte sich ab.
Sie fand, es habe keinen Sinn, Rosalyn zu erzählen, dass Jared und sie sich eine Möglichkeit ausgedacht hatten, wie sie sich Nachrichten zukommen lassen konnten, und vorhatten, sich so oft wie möglich zu treffen. Rosalyn wäre nur ungehalten gewesen. Sarah wollte keinen Ärger mit ihr. Sie mochte und bewunderte sie. Nichts würde sie jedoch daran hindern, zu ihrem Freund weiter Kontakt zu halten, zumindest bis zu dem Tag, an dem Lord Marlowe mit ihm abreiste oder sie selbst zu ihren Eltern musste.
„Es ist nett, mit dir allein zu sein“, meinte Beatrice, während sie mit der zukünftigen Schwägerin durch den Regent’s Park schlenderte. Frederick, sie und Rosalyn waren für einige Tage nach London gefahren, um vor der in drei Wochen stattfindenden Hochzeit Besorgungen zu erledigen. Sarah war mit Maria in Lyston House zurückgeblieben und hatte sich auf Rosalyns Frage hin, was sie ihr mitbringen könne, ein Reitkleid gewünscht.
Vormittags war Rosalyn mit Beatrice bei der Schneiderin gewesen, und danach hatte man, verlockt durch das warme Wetter, beschlossen, einen Spaziergang zu machen. Erstaunlicherweise hatte Mrs. Jenkins sich ihnen nicht angeschlossen und erklärt, sie habe Briefe zu schreiben.
„Ich kann mir vorstellen, dass es nach dem Tod deiner Mutter lästig für dich ist, so von deiner Tante abhängig zu sein“, erwiderte Rosalyn. „Nach der Hochzeit musst du sie jedoch nicht mehr so oft sehen. Falls du ihr nicht deutlich zu verstehen gibst, dass du dein eigenes Leben zu führen gedenkst, macht sie es dir und meinem Bruder zur Hölle.“
„Du ahnst nicht, wie sehr ich mir wünsche, endlich von ihr und meinem schrecklichen Onkel Bernard wegzukommen“, sagte Beatrice seufzend. „Ich kann ihn einfach nicht ausstehen. Manchmal macht er mir sogar Angst. Ich achte immer darauf, nie mit ihm allein zu sein.“
„Ist er je
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