Ein Mann von Ehre
finden, wie du diese Verbindlichkeiten begleichen kannst.“
„Das wäre längst geschehen, wenn ich gewusst hätte, wie ich das tun soll“, erwiderte Mr. Harrington. „Verdammt, Patricia! Ich wäre nicht hergekommen, hätte ich eine andere Möglichkeit. Auf meinen Ländereien liegen Hypotheken. Selbst wenn ich das Land verkaufen würde, könnte ich nicht ein Drittel meiner Schulden abtragen. Und nun bedrängt der verdammte Anwalt mich, meine Schuldscheine zu honorieren.“
„Du hast doch gesagt, die Herren, die sie halten, würden dir die zur Regelung deiner Angelegenheiten notwendige Zeit lassen.“
„Das habe ich gedacht, aber offenbar wurden die Schuldscheine von ihnen an jemanden verkauft, der jetzt auf Zahlung besteht. Ich bin genötigt, ihm das Geld zu geben. Wenn ich das nicht tue, muss ich die Konsequenzen auf mich nehmen.“
„Könntest du nicht mit dieser Person reden und sie um einen Aufschub bitten? Selbst wenn ich gewillt wäre, einen Teil deiner Schulden zu übernehmen, kann ich erst in einigen Wochen über das Geld verfügen.“
„Der Anwalt hat mir eine Frist von zwei Wochen eingeräumt. Danach geht die Sache vor Gericht. Dann bin ich erledigt. Ich habe Schuldscheine auf Ländereien ausgestellt, die nicht mehr mein Eigentum sind, sondern aufgrund der Hypotheken bereits der Bank gehören. Das ist Betrug. Dafür bringt man mich ins Gefängnis, Patricia!“
„Das musst du vermeiden, Bernard!“, erwiderte seine Schwester scharf. „Heirate Miss Eastleigh. Ihr Vermögen beläuft sich auf fast fünfzehntausend Pfund. Ich bezweifele jedoch, dass sie das weiß. Als ich in London war, habe ich diesbezügliche Unterlagen im Schreibtisch ihres Bruders gesehen. Nach der Heirat kann sie über das Geld verfügen.“
„Sie würde mich nicht heiraten. Man sagt von ihr, dass sie nicht an der Ehe interessiert ist.“
„Dann denk dir aus, wie du sie anderen Sinnes machen kannst.“
Angeekelt wandte Rosalyn sich ab. Sie hatte genug gehört. Der Gedanke, Mr. Harrington zu heiraten, war absurd. Nun musste sie jedoch ihrerseits gut darauf achten, nicht mit ihm allein zu sein.
Rosalyn zog sich zum Abendessen um, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Sarah in den Raum stürmte. Das Haar hing ihr wirr um den Kopf. Ihr Kleid war zerrissen, und sie hatte eine Schramme an der Wange.
„Du lieber Himmel!“, rief Rosalyn aus. „Was ist passiert, Sarah?“
„Man versucht, Prinz Jared zu entführen“, antwortete Sarah außer Atem. „Zwei Männer! Feinde seines Vaters!“
„Wie bitte?“ Rosalyn ließ die Haarbürste fallen. „Was sagst du?“
„Auf der Wiese hinter dem Obstgarten sind zwei Männer. Sheba verteidigt den Prinzen, aber Rajib ist verletzt. Ich befürchte, die Angreifer können Seine Hoheit töten. Er hat mir gesagt, ich solle Hilfe holen. Wir müssen ihm und Rajib beistehen!“
„Das werde ich in jedem Fall versuchen!“, erwiderte Rosalyn. „Beeilen wir uns!“
Sie hatte nicht mehr die Zeit, sich präsentabel zu machen. Hastig raffte sie den Morgenmantel aus blauer Seide über dem Unterhemd zusammen, lief zur Kommode und nahm eine der Pistolen an sich, die dem Vater gehört hatten. Sie waren erst vor Kurzem vorsorglich von ihr gereinigt und geladen worden, damit sie sich verteidigen konnte, falls jemand wagen sollte, in ihr Zimmer zu dringen.
Sie schaute Sarah an. „Hol Frederick, wenn du ihn finden kannst. Aber du bleibst im Haus und kommst nicht hinter uns her. Das wäre zu gefährlich.“
„Was hast du vor?“
„Ich werde tun, was nötig ist“, antwortete Rosalyn ausweichend. „Sag nur meinem Bruder, was geschehen ist.“
Sie wartete nicht ab, ob die Großcousine noch etwas sagen würde, rannte aus dem Zimmer und hastete die Treppe hinunter. Maria rief sie, doch sie drehte sich nicht zu ihr um. Geschwind verließ sie das Haus und stürmte zum Obstgarten. Sie nahm sich vor, Sarah später zu fragen, wieso sie mit dem Prinzen zusammen gewesen war. Im Moment konnte sie jedoch nur daran denken, dass sie vielleicht zu spät bei ihm eintraf. Damian hatte ihr erzählt, das Leben des Thronerben sei in Indien gefährdet gewesen. Sie hätte sich jedoch nicht träumen lassen, dass hier ein weiterer Angriff auf Seine Hoheit unternommen werden könne, noch dazu am helllichten Tag!
Hätte er nicht den Hund bei sich gehabt, wäre vielleicht wirklich alles zu spät gewesen. Beim Verlassen des Obstgartens bot sich Rosalyn ein schreckliches Bild. Wütend verteidigte Sheba Seine
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