Ein Mann von Ehre
glaube, Sie verfügen über etwas, das ich haben möchte“, antwortete Damian. „Sie halten etliche von Mr. Harringtons Schuldscheinen, die ich Ihnen gern abkaufen möchte.“
„Ja, ich habe eine ziemliche Menge, viel zu viele“, erwiderte Mr. Tamworth vergrätzt. „Erst heute Abend hat Mr. Harrington versucht, mich mit einem weiteren abzuspeisen. Inzwischen beläuft die Gesamtsumme sich auf fünftausend Pfund. Das ist mehr, als sein gesamter Besitz wert ist.“
„Und ich habe Schuldscheine im Wert von zehntausend Pfund in der Hand“,sagte Damian lächelnd. „Diese Summen könnte Mr. Harrington nie aufbringen. Ich frage mich, was passieren wird, wenn ich auch die Schuldscheine, die Sie haben, aufkaufe und sie mit meinen einem Richter vorlege.“
„Mr. Harrington würde festgenommen und ins Schuldgefängnis gebracht“, meinte Mr. Tamworth. „Dort säße er so lange fest, bis er seine Verbindlichkeiten beglichen hätte, was er nicht tun kann.“
„Genau!“ Damian lächelte boshaft. „Ich werde Ihnen die Schuldscheine abkaufen.“
„Was hat er Ihnen angetan?“ Mr. Tamworth schüttelte den Kopf, als Lord Marlowe flüchtig die Lippen zusammenpresste. „Nein, erzählen Sie es mir lieber nicht. Ich bin sicher, er hat es verdient, dass Sie ihn ins Gefängnis bringen.“ Er zog die Schuldscheine aus der Innentasche der Jacke und legte sie auf den Tisch. „Für mich sind sie nichts wert, für Sie jedoch sicher sehr viel.“
„Bitte geben Sie mir Ihre Anschrift, Mr. Tamworth. Ich lasse Ihnen dann morgen Vormittag eine Bankanweisung in Höhe des Betrages zukommen.“ Damian steckte die Schuldscheine ein. „Sollte Mr. Harrington Sie zum Duell fordern, was ich bezweifele, dann rate ich Ihnen, nicht zu schießen, bis er geschossen hat, vor allem, wenn Sie vorhaben sollten, in die Luft zu schießen. Falls Sie ihm den Rücken zuwenden, solange er noch eine geladene Pistole in der Hand hält … nun, den Rest überlasse ich Ihrer Fantasie.“
Damian schüttelte Mr. Tamworth die Hand und verließ die Spielhölle.
Mr. Tamworth starrte ihm hinterher. „Was soll ich von seiner letzten Bemerkung halten?“
„Kennen Sie die Geschichte denn nicht?“, fragte ein am Nebentisch sitzender Mann.
Peter schüttelte den Kopf.
„Nun, Damian Wrexham, der jetzige Lord Marlowe, hat vor Jahren bei einem Duell Mr. Harringtons jüngeren Bruder erschossen. Er wartete, bis sein Gegner geschossen hatte, und drehte ihm dann den Rücken zu, weil er das Duell nicht fortsetzen wollte. Roderick Harrington hatte jedoch noch eine kleine geladene Pistole bei sich, die er herauszog und abfeuerte. Er traf ihn am Arm. Wrexham drehte sich um und erschoss ihn aus einem Abstand von dreißig Schritten.“
„Du meine Güte!“,murmelte Mr. Tamworth.„Und jetzt hat er es auf Bernard Harrington abgesehen. Was können die Brüder ihm angetan haben?“
„Es heißt, sie hätten eine Dame entführt und vergewaltigt. Lord Marlowe war hinter dem falschen Bruder her. Roderick Harrington hat die Dame sicher nicht geschändet, weil er sich nicht für Frauen interessierte. Er stand ganz unter dem Einfluss seines Bruders.“
„Also hat Bernard Harrington die Frau vergewaltigt. Offenbar weiß das jetzt auch Lord Marlowe. Mir scheint, es ist eine viel zu gelinde Strafe für Bernard Harrington, nur ins Schuldgefängnis zu kommen.“
„Falls er je dort landet. Er hat nämlich eine Schwester, der ihr Mann ein Vermögen hinterlassen hat. Er wird ihr das zum Rückkauf seiner Schuldscheine notwendige Geld bestimmt aus der Tasche ziehen.“
„Es dürfte besser für ihn sein, ins Gefängnis zu gehen“, meinte Mr. Tamworth und dachte an Lord Marlowes Miene. „Es sei denn, er zieht es vor, dass der Earl ihm ein Loch in den Kopf schießt.“
Aufgeregt betrat Beatrice den Salon, schloss die Tür und sagte erschüttert: „Oh, Rosalyn! Der Bruder meiner Tante ist hier. Sie hat ihn eingeladen, ohne mir etwas davon zu sagen. Angeblich ist er in finanziellen Schwierigkeiten. Oh, ich wünschte, er wäre nicht hergekommen!“
„Du befürchtest doch nicht, dass er dir zu nahe treten wird? Falls er wagen sollte, dich unsittlich zu berühren, wird mein Bruder ihn aus dem Haus prügeln. Du solltest Freddie ins Vertrauen ziehen, Beatrice“, riet Rosalyn ihr.
„Nein, denn dann käme es zu einer grässlichen Szene zwischen ihm und Onkel Bernard. Versprich mir, dass du mich nie mit Onkel Bernard allein lässt!“
Rosalyn stand auf, ergriff Beatrices Hände und
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