Ein Mann von Ehre
stark verändert hatte. Das war vielleicht nur darauf zurückzuführen, dass er erwachsen wurde. Er schien in den wenigen Wochen, die sie ihn nicht gesehen hatte, gewachsen zu sein. Gemeinsam ging man lachend und plaudernd ins Haus, und Rosalyn beschrieb dem Prinzen ihren Aufenthalt in Paris in allen Einzelheiten. Sie erzählte ihm von den Sehenswürdigkeiten, die sie besucht hatte, und von den Festen, bei denen sie mit Damian und den Forresters gewesen war.
„Ich habe Ihnen einige kleine Geschenke mitgebracht“, fügte sie hinzu. „Falls wir vor der Abreise aus Frankreich nach Paris zurückkehren sollten, müssen Sie uns begleiten. Ich bin sicher, die Stadt wird Ihnen gefallen, auch wenn ich weiß, dass Sie sich gern auf dem Land aufhalten.“
Rosalyn schaute sich um und betrachtete die neue Umgebung.
Es war ein großes altes Haus, das in seinen besten Tagen gewiss viel Glanz gesehen hatte. Man merkte jedoch schnell, dass es vernachlässigt worden war. Sie nahm an, der Gatte habe es des schönen Grundstücks wegen ausgesucht, von dem aus man an einen eigenen Strand gelangte. Hier gab es viel Platz für Prinz Jared, sodass er sich nach Gutdünken frei bewegen konnte, ohne dass man um seine Sicherheit fürchten musste. Es war unwahrscheinlich, dass weitere Angriffe auf sein Leben unternommen wurden, da er jetzt nicht mehr der Thronfolger seines Vaters war.
Sie fragte sich, wie er auf die Mitteilung reagieren würde, sein Vater habe ihn verstoßen. Ihre Sorge um ihn veranlasste sie, ihre Bemühungen, ihn abzulenken und zu amüsieren, zu verdoppeln.
Sie erzählte ihm von ihrer Absicht, in Andalusien ein Gestüt zu gründen und Pferde zu züchten. Seine Begeisterung für diesen Plan war so groß, dass man in der besten Stimmung in einen der gemütlichen, aber etwas heruntergekommenen Salons ging, in dem Erfrischungen vorbereitet worden waren.
„Oh, du spielst viel zu gut!“ Rosalyn lachte, als der Gatte ihren Ball zur Seite schlug. Man spielte Kricket auf dem Rasen hinter dem Haus. Sie warf den Schläger zu Boden, setzte sich in einen der Korbstühle und blickte aufs Meer. Damian ging zu ihr und schaute sie fragend an. „Es ist zu warm, um noch weiterzuspielen“, meinte sie. „Ist das da unten am Strand der Prinz?“
Damian sah zum Strand hinunter und furchte die Stirn. „Ja, das ist er. Nachdem ich ihm die Entscheidung seines Vaters mitgeteilt hatte, ist er sehr betroffen zum Wasser gegangen. Ich befürchte, sie hat ihn sehr aufgeregt.“
„Er trägt den Turban nicht mehr.“ Rosalyn verschattete die Augen und schaute den Gatten an. „Warum hat er ihn abgenommen? Ich dachte, der Turban sei ein religiöses Zeichen.“
„Vielleicht hat er sich entschlossen, einen Schlussstrich unter sein früheres Leben zu ziehen“, meinte Damian. „Wir müssen es ihm überlassen, mit sich ins Reine zu kommen, Rosalyn. Er steht zwischen zwei Welten. Vielleicht ist es leichter für ihn, wenn er sich eine neue Welt schafft. Das muss er tun, denn in seine alte kann er nicht zurück. Am Hofe seines Vaters wäre er nicht willkommen, und sein Leben könnte erneut von den Leuten bedroht werden, die seinen Einfluss fürchten.“
„Ich werde zu ihm gehen“, sagte Rosalyn. „Die Situation ist sehr schwer für ihn. Er sollte wissen, dass wir beide ihm zur Seite stehen, wenn er sich ein neues Leben schaffen will. Mach dir keine Sorgen. Ich werde nicht versuchen, ihn in irgendeiner Hinsicht zu beeinflussen, weder jetzt noch in Zukunft.“
„Ich glaube, er betrachtet dich bereits als Ersatz für seine Mutter“, erwiderte Damian. „Ich denke, er hat schon angefangen, dich wie ein Sohn zu lieben.“
„Ich möchte nur, dass er glücklich ist“, äußerte Rosalyn, richtete sich auf und drückte dem Gatten einen Kuss auf die Wange. „Ich möchte, dass er so glücklich wird, wie wir es sind.“
„Bist du glücklich?“
„Natürlich bin ich das. Warum sollte ich es nicht sein?“
„Ach, nur so.“ Damian lächelte. „Möchtest du heute Abend zu der Gesellschaft gehen, die Charlottes Freunde geben? Erinnerst du dich, dass wir Saint-Simons jüngeren Bruder und seine Gattin in Paris kennengelernt haben?“
„Ja, natürlich erinnere ich mich. Ich mag die beiden. Ich entsinne mich, dass der Marquess seinen Bruder einige Male erwähnt hat. Es war sehr freundlich vom Comte Devere, uns einzuladen, nachdem er erfahren hatte, dass wir in der Nachbarschaft sind. Ich finde, wir sollten ihn besuchen, es sei denn, Damian, dass du
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