Ein Mann von Ehre
engagierte Kutscher die Rappen fortführte, und hakte sich bei Damian ein. „Wo in aller Welt hast du diese Pferde entdeckt?“
Er ging mit ihr ins Haus, erzählte ihr von Kontakten, die er gemacht hatte, und berichtete, er habe sich mehr als ein Dutzend Gespanne angesehen, ehe seine Wahl schließlich auf die Rappen gefallen war.
„Ich wollte ein perfektes Gespann haben“, setzte er hinzu und schaute Rosalyn an, deren Gesicht noch immer Überraschung und Entzücken ausdrückte. „Und was hast du gemacht, mein Liebling?“
„Die meiste Zeit habe ich im Garten gesessen“, antwortete sie und mied Damians prüfenden Blick. Sie wollte ihm die Freude über die gelungene Überraschung nicht durch die Erwähnung von Fredericks Besuch trüben. „Und dann habe ich Briefe geschrieben.“
Damian merkte, dass sie nicht ganz ehrlich zu ihm war, konnte sich indes nicht vorstellen, was sie ihm vorenthielt. Vielleicht war ihr durch den Umstand, dass sie ihren Angehörigen geschrieben hatte, deutlich bewusst gemacht worden, wie viel sie verloren hatte.
„Hast du alle deine Geschäfte erledigen können?“, erkundigte sie sich.
„Ja, alle.“ Damian furchte die Stirn. „In der Botschaft lagen für mich bestimmte Briefe. Ich befürchte, die Seine Hoheit betreffenden Neuigkeiten sind nicht sehr gut.“
„Waren es Briefe von seinem Vater?“
Damian nickte und presste flüchtig die Lippen zusammen. „Es hat den Anschein, dass der Maharadscha sich den Wünschen seiner Berater beugt. Er hat seinen ältesten Sohn offiziell verstoßen und seinen jüngeren zum Nachfolger ernannt.“
„Oh, wie hässlich von ihm!“ Rosalyn sorgte sich um Prinz Jared, der durch dieses Dekret gezwungen war, für immer im Exil zu bleiben. „Wie kann ein Vater seinem Sohn so etwas antun?“
„Ich glaube nicht, dass dem Maharadscha eine andere Wahl geblieben ist“, antwortete Damian. „Zumindest hat er sich, was Prinz Jareds finanzielles Erbe angeht, anständig verhalten. Außer dem Schmuck, den Seine Hoheit mitgebracht hat, wurde ihm eine beträchtliche Summe auf eine hiesige Bank überwiesen. Der Betrag reicht, um eines Tages einen sehr reichen jungen Mann aus ihm zu machen.“
„Geld kann väterliche Zuneigung nicht ersetzen!“
„Nein, natürlich nicht. Ich hoffe jedoch, Seiner Hoheit die fehlende väterliche Zuneigung so gut wie möglich zu ersetzen. Vor einigen Wochen habe ich dem Maharadscha geschrieben und ihn um die Erlaubnis gegeben, Prinz Jared adoptieren zu dürfen. Er hat mir seine Einwilligung gegeben. Das bedeutet, dass Prinz Jared von nun an vor weiteren Angriffen auf sein Leben sicher ist. Diese Erkenntnis war vermutlich der Hauptgrund für die Entscheidung seines Vaters.“
Rosalyn gab Damian einen Kuss auf die Wange und schaute ihn liebevoll an. „Ich bin so froh, dass Prinz Jared dich hat“, erwiderte sie. „Ich hoffe nur, dass der Beschluss seines Vaters ihn nicht zu sehr verletzt hat.“
„Ich selbst werde ihm diese Neuigkeit überbringen“, sagte Damian. „Das bedeutet, dass es besser ist, gleich nach unserer Hochzeit aufs Land zu fahren.“
„Ja, natürlich“, stimmte Rosalyn zu.
Sie entsann sich der Dokumente, die der Bruder hinterlassen hatte. Sie lagen noch immer ungelesen in der Schreibtischschublade. Frederick hatte erwartet, dass sie die Unterlagen innerhalb weniger Tage seinem Anwalt zukommen ließ, doch sie war der Ansicht, es sei nicht von Bedeutung, sie zu lesen und an die Kanzlei zu schicken. Sie brauchte nicht mehr Geld, als ihr durch die Apanage zur Verfügung stand. Die Dokumente würde sie lesen, wenn sie sich dazu aufgelegt fühlte.
„Sie sehen bezaubernd aus“, äußerte Mrs. Forrester und küsste Rosalyn auf die Wange. „Ich bin so glücklich darüber, dass Damian Sie gefunden hat, meine Liebe. Es gab eine Zeit, da glaubte ich, seine Erinnerungen würden ihn ständig belasten. Ich befürchtete, er würde Helen nie vergessen. Ach, was rede ich? Noch dazu an Ihrem Hochzeitstag! Meine vorlaute Zunge!“
„Wer ist Helen?“ Rosalyn furchte die Stirn und überlegte, ob die Erinnerung an diese Frau der Grund war, weshalb Damian manchmal so bedrückt wirkte.
„Ich dachte, Sie wüssten, warum er sich duelliert hat“, antwortete Charlotte irritiert.
Rosalyn zog die weißen Handschuhe an. „Ich weiß nur, dass er ein Duell ausgetragen hat“, behauptete sie.
„Ich hätte Helen nicht erwähnen sollen“, murmelte Charlotte zerknirscht. „Sie war die Schwester seines Freundes Hugh.
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