Ein Mann von Ehre
Comtes, die zu glauben schien, er habe sein Auge auf Rosalyn geworfen, in den Damensalon begleitet.
„Christophe ist noch ledig“, vertraute sie Rosalyn an. „Ich befürchte, er ist verzogen, Madame. Er liebt schöne Dinge, hat jedoch nie eine Frau gefunden, die seinem Heim zur Zierde gereicht hätte. Ich halte ihm vor, er sei zu wählerisch. Es sei an der Zeit zu heiraten und einen Stammhalter zu zeugen.“
„Ja, natürlich. Ich nehme an, dass Sie Ihrem Bruder wünschen, er möge endlich sein häusliches Glück finden“, erwiderte Rosalyn. Weder der Comte noch seine Schwester waren ihr sonderlich sympathisch, auch beider Bruder nicht, den sie bei Mrs. Forrester in Paris kennengelernt hatte. Sie fand die Gesellschaft ermüdend und hoffte, die Herren mögen sich bald zu den Damen gesellen, damit sie Damian bitten konnte, sie nach Haus zu bringen. „In Anbetracht des Schatzhauses, das Ihrem Bruder gehört, kann ich mir vorstellen, dass er sich einen Erben wünscht. Hier gibt es so viele schöne und seltene Dinge, nicht wahr?“
„Was bewundern Sie besonders, Madame?“
„Oh, hier gibt es zu viel, um nur einen Gegenstand hervorzuheben“, antwortete Rosalyn. „Ich finde das Kuriositätenkabinett jedoch sehr interessant.“
„Sie haben ein gutes Auge für solche Dinge“, erwiderte Jeanette. „Mein Bruder hat Sammlerstücke aus Italien, Russland und dem Orient mitgebracht. Ja, im Raritätenkabinett gibt es viele wertvolle Dinge.“
Rosalyn lächelte nur. Der Wert der Sammlung des Comtes interessierte sie nicht. Sie hatte soeben ihren Mann den Salon betreten gesehen und warf ihm einen um Hilfe flehenden Blick zu, der ihn veranlasste, sogleich zu ihr zu kommen.
„Können wir nach Haus fahren?“, flüsterte sie.
„Willst du wirklich schon so zeitig fort? Man findet sich jetzt zum Kartenspiel zusammen.“
Sie merkte, dass er noch nicht gehen wollte. Da er offenbar Karten spielen wollte, sah sie sich genötigt, noch zu bleiben, und war gezwungen, sich mit der Schwester des Comtes zum Whist zusammenzutun.
Sie spielte unaufmerksam, und das verstimmte ihre Partnerin. Sogleich entschuldigte sie sich für ihr Pech.
„Ich war leider nie eine gute Kartenspielerin“, erklärte sie. „Mein Vater und ich pflegten abends eher Schach zu spielen.“
Nach einigen Partien ließ sie sich von einer anderen Dame ersetzen. Da Damian sich offensichtlich gut unterhielt, schlenderte sie zu einem Fenster, starrte in die Nacht und zum sternenübersäten Himmel empor. Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass jemand hinter ihr stand.
„Sie spielen nicht gern Karten, Madame?“
„Nein“, gab sie zu. „Ein Meister hat mich das Schachspiel gelehrt. Ich ziehe es vor, meinen Verstand zu benutzen, statt mich auf mir zufällig zugeteilte Karten zu verlassen.“
„Ich verstehe. Ihnen ist es lieber, Ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.“ Der Comte nickte zufrieden. „Vielleicht würde es Sie dann interessieren, meine besonderen Schätze zu sehen? Ich habe ein wunderbares Schachspiel in meinem privaten Salon. Wenn Sie möchten, zeige ich es Ihnen.“
Rosalyn war unschlüssig, ob sie den Comte begleiten sollte. Sie blickte zum Gatten hinüber, der soeben gewonnen zu haben schien. Mit unergründlicher Miene schaute er sie an.
„Sie müssen mich entschuldigen, Monsieur le Comte. Ich möchte meinen Gatten jetzt bitten, mich nach Haus zu bringen. Ich habe leichte Kopfschmerzen.“
„Das tut mir leid zu hören.“ Der Comte zog die Augenbrauen hoch. „Vielleicht erweisen Sie mir ein andermal die Ehre, mit mir Schach zu spielen? Ich habe selten einen mir ebenbürtigen Gegner gefunden. Aber Sie sind vielleicht …“ Er ließ den Satz unvollendet.
Rosalyn lächelte und ging zu ihrem Gatten, der sich erhob.
„Möchtest du nach Haus?“
„Ja, bitte. Ich habe leichte Kopfschmerzen bekommen. Das habe ich bereits dem Comte gesagt.“
„Das hättest du mir schon früher sagen sollen.“
„Ich dachte, du wolltest Karten spielen.“
„Ich wollte nur gefällig sein“, erwiderte Damian. „Aber jetzt habe ich keine Lust mehr. Ich bin kein Spieler aus Leidenschaft.“
Rosalyn schwieg. Sein Vater hatte sich beim Spiel ruiniert. Vielleicht hatte er doch die Spielleidenschaft von ihm geerbt. Er hatte nur um kleine Einsätze gespielt und bescheidene Gewinne eingestrichen. Unter anderen Umständen hätte er sich vielleicht nicht so klug verhalten.
Sie wusste so wenig über ihn. Seine in der letzten Zeit erkennbaren
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