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Ein Mann von Welt

Ein Mann von Welt

Titel: Ein Mann von Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Wilson
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dem Gesicht aufträgt und zusammen mit einer speziellen handgeführten Lampe verwendet, die separat verkauft wird, könnte man die Auswirkungen des Alterns umkehren, man könnte schon innerhalb von zwei Wochen fünf Jahre jünger aussehen, und wenn nicht, würde er einem das Geld komplett erstatten, er bot eine hundertprozentige Geld-zurück-Garantie. Er fragte mich, ob ich das beeindruckend fand. Ich sagte, dass ich das natürlich beeindruckend fand. Dann fragte er mich, ob ich was davon bestellen wollte. Ich sagte ihm, ich wollte gar nicht jünger aussehen. Er sagte, da wäre ich aber in der Minderheit. Ich wies ihn darauf hin, dass einen die Leute, wenn man jünger aussieht, wie ein Kind behandeln. In dem Moment sagte er, seine Worte waren, du bist ein Denker, das gefällt mir. Er schüttelte mir die Hand, was ein wenig ungelenk, was in diesen Bussitzen schwierig war, er saß rechts von mir, er konnte sich in seinem Sitz drehen, um sich mir zuzuwenden und mir seinen Arm entgegenzustrecken, es gab reichlich Platz für seinen
rechten Arm, aber mein rechter Arm war eingeklemmt, je mehr ich versuchte, mich ihm zuzuwenden, desto fester wurde mein Arm eingeklemmt, er steckte zwischen meinem Körper und dem Sitz fest, ganz zu schweigen davon, dass ich mich kaum drehen konnte, weil meine Knie gegen die Metallstange drückten, die uns von den Stufen trennte. Wir hätten uns auch die linke Hand schütteln können, aber irgendwo habe ich gehört, Quelle unbekannt, das bringt Unglück. Der Mann stellte sich als Denkerkollege vor, seine Worte. Er hieß Paul Renfro. Zur Einleitung erzählte er mir, mit zwei oder drei Jahren hatte er einen Schmetterling gesehen, der in einem Spinnennetz gefangen war, und daraus geschlossen, dass das Leben keinen inhärenten Sinn hat. Ich wusste nicht, was inhärent bedeutete, er erklärte es mir, inhärent war das erste Wort, das ich von Paul Renfro lernte. Als Ergebnis seiner fortgeschrittenen Entwicklung, sagte er mir, übersprang er zwei Klassen in der Schule, er überholte alle, die konventioneller Weisheit folgten, die gar keine Weisheit ist. An der Universität, nach drei Semestern mit lauter Einsern, erlebte er den ersten von mehreren totalen und kompletten Durchbrüchen und hörte mit dem Studium auf, um seine eigenen Projekte zu verfolgen, die über das akademische Kabuki hinausgingen, seine Worte. Ich habe vorhin schon mal erwähnt, dass eine der Eigenschaften des Lebens ist, dass es Phasen gibt, in denen sich eine lange Zeit nichts verändert, und plötzlich verändert sich alles. Nun, eine weitere Eigenschaft ist, dass jedes Ereignis, gleichgültig wie klein es sein mag, auf eine andere Weise passieren könnte, und dann wäre alles, was danach kommt, anders. Paul
Renfro in diesem Bus zu treffen war so ein Ereignis. Dadurch, dass ich weiter hinten keinen Sitzplatz fand und der Busfahrer mich deshalb neben Paul setzte, hatte ich, bevor ich überhaupt in Panorama City angekommen war, bereits die Bekanntschaft eines echten Mannes von Welt gemacht, von dem ich mächtige Denkmethoden und zahllose Fakten lernen sollte, ganz zu schweigen von den Hunderten von Wörtern.

    Während Paul redete, fuhren wir durch eine flache Landschaft, wir fuhren auf einem sehr großen und langen Highway, der fast ganz eben war, an den Seiten waren Vorlandhügel, goldene Gräser, wahrscheinlich eine Million Vögel und Insekten, aber den Bus interessierte das alles nicht, darum ging es bei einer Busreise nicht, wir waren festgeklebt auf dem grauen Band, das wir Meile um Meile fraßen, die einzigen Insekten, die wir sahen, hatten ihr Leben an der Windschutzscheibe verloren, ich stellte mir einen Bus ohne Windschutzscheibe und ohne Rückfenster vor, die Insekten könnten direkt durchfliegen. Während er redete, wühlte Paul in seiner Aktentasche, er zeigte mir viele Blätter, die mit seinen Texten und Diagrammen bedeckt waren, mit rechtshängigen Patenten, seine Worte. Der Bus ächzte in einen niedrigeren Gang und fing an zu klettern, wir kletterten und kurvten. Ich hatte Paul und seine Papiere beobachtet, ich hatte die Hügel nicht bemerkt, bis wir in ihnen drin waren. Paul nannte es den Grapevine und sagte, L. A. wäre nicht mehr weit. Er sagte, das wäre die echte Welt da unten, was ich nicht verstand, bis ich ankam und sah, dass es bedeutete,
an einem Ort zu sein, wo man sich nicht mit allen anfreunden kann, da sind zu viele Menschen, die Zeit würde niemals ausreichen. Er sagte, dass wir Denker zusammenhalten

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