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Ein Mann von Welt

Ein Mann von Welt

Titel: Ein Mann von Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Wilson
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konnte mir nicht vorstellen, dass ich mich je an dieses Bett gewöhnen würde. Das Holz am Ende, wie nennt man das, das Gegenstück des Kopfbretts, das Fußbrett, drückte sich in meine Unterschenkel, ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen würde, wenn ich mich umdrehte, das Holz gegen meine Schienbeine, ich konnte es mir nicht vorstellen und ich wollte es auch lieber gar nicht ausprobieren. Ich legte Kissen unter meine Unterschenkel, um die Schmerzen vom Fußbrett zu lindern, und das funktionierte, aber nicht lang. Schließlich wurde mir klar, dass ich nur auf der Seite würde schlafen
können, in einem Zickzack, ich beschloss, vorübergehend so zu schlafen, bis ich eine Aussparung in das Fußbrett schneiden und dann eine gepolsterte Plattform für meine Füße bauen könnte.

    Über dem Klo in meinem Bad hing ein Foto vom Strand, die Sonne ging unter und jemand war da entlanggelaufen, aber alles, was man sehen konnte, waren die Fußabdrücke, Fußabdrücke, die sich entfernten und dann um die Ecke verschwanden. Sie sahen wie frische Fußabdrücke aus, sie hatten noch die guten harten Ränder, das Wasser hatte sie noch nicht erreicht, und auf der unteren Seite war auch etwas geschrieben. Zuerst dachte ich, der Fotograf würde jemanden verfolgen, ich überlegte, ob er ihn wohl erreicht hatte, bevor die Sonne ganz untergegangen war, ich stellte mir vor, wie er im Dunkeln über Steine stolperte und dann um die Ecke bog, nur um festzustellen, dass da, am nächsten Strand, das Wasser alle Fußabdrücke schon weggewaschen hatte, ich stellte mir vor, wie der Fotograf sich in den Sand setzte, sich in den Sand fallen ließ und auf etwas wartete. Ein oder zwei Möwen kamen vorbei, um mal nachzusehen, was los war. Der Fotograf hat die Spur verloren, er denkt, alles ist verloren, und doch gibt es dieses Bild, er weiß das noch nicht, es ist immer noch in seiner Kamera, aber er wird mit diesem wunderschönen Bild zurückkommen, er denkt, alles wäre verloren, aber das stimmt nicht, er hat dieses schöne Bild gemacht, und es sollte an Tante Liz' Badezimmerwand enden, mit einem Satz drauf, und ich werde es sehen, und es wird mich daran erinnern, dass nicht alles verloren ist. Ich hatte
alle diese Ideen nicht sofort in dem Moment, normalerweise kriege ich Ideen nicht so plötzlich, ich bin ein langsamer Auffasser, ich entwickelte diese Ideen, während ich viele Male dieses Bild betrachtete, ich schaute mir das Bild immer an, wenn ich vor dem Klo stand, während mein Körper beschäftigt war, aber mein Kopf frei.

    [Langer Piepston.] Die Medikamente piepsen wieder, ich will nicht schlafen, deine Mutter schläft, sie hält gerade ein Nickerchen, in ihrem Stuhl, ihre Hände ruhen auf ihrem Bauch, sie macht aus ihren Fingern ein Zelt für dich. Sei ruhig, drück ihr nicht auf die Blase, ich möchte etwas Wichtiges mit dir besprechen, etwas, von dem sie nicht will, dass ich darüber spreche. Du wirst nicht ewig eine Grapefruit bleiben, irgendwann wirst du den Rat deines Vaters über Frauen haben wollen. Ich hatte den Rat deines Großvaters, der begrenzt war, sein Rat basierte auf seinen Erfahrungen mit deiner Großmutter, meiner Mutter, ich war zu klein, um mich an sie zu erinnern, ich kannte sie gar nicht, die einzige Frau im Haus. Als ich aufwuchs, waren die Worte deines Großvaters über meine Mutter eher Worte, die mich zweifeln ließen, ob ich jemals eine Frau in meinem Leben haben wollte, Worte, die mich innehalten ließen und mir sogar Angst vor Frauen einjagten, davon brauche ich jetzt aber nicht zu reden. Ich will, dass du weißt, ohne Liebe wären wir sehr einsam und ohne Sex wären wir die letzten hier, unser Ersatz würde nie auftauchen. Deine Mutter und ich lernten uns durch Rowdy und Manuel kennen, die habe ich schon erwähnt. Ich bereitete damals mit diesen Jungs ein Bü
rogebäude zum Abriss vor, und eines Abends nach Feierabend sagte Rowdy, er hätte ein paar Freunde in Madera, die er besuchen wollte, und da wäre jemand, von der er meinte, ich sollte sie kennenlernen, er meinte, wir würden uns gut verstehen. Es war Carmen, von der er sprach, und er hatte recht, wir verstanden uns gleich, und wir fingen gleich an diesem Abend sehr schnell, oder man könnte sagen, umfassend, etwas miteinander an. Es ging zu schnell, glaube ich, aber so ist das mit dem animalischen Reiz, so nennt man das, aber nach der ersten Nacht machten wir langsamer, wir machten eine lange Pause. Manchmal ist der kürzeste Weg von

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