Ein Mann von Welt
früher mit solchen Situationen fertiggeworden, nun, nicht genau solchen, aber das Viertel wäre nicht mehr, wie es früher mal gewesen war, jemand wäre mal hinten in den Garten gekommen, sie sagte das ganz laut, und eher zur Decke als zu mir, und dieser Eindringling hätte den Preis bezahlt, dieser Eindringling hätte für seine Taten bezahlt, und zwar lange bevor er vor Gericht gestanden hätte, sagte sie noch lauter. Ich nahm das Messer nicht in meine Hand, stattdessen sagte ich etwas, was rückblickend wie ein Fehler erscheint, aber wer weiß, die unbeabsichtigten Folgen lassen sich nicht nachverfolgen, es gibt lange Phasen, wo alles gleich bleibt, und dann gibt es Momente, wo sich alles verändert, und das war einer der letzteren. Ich sagte zu Tante Liz, sie könnte die Messer weglegen, dass sie keine Angst zu haben brauchte, dass selbst wenn Paul nicht feststecken und vor Schmerzen stöhnen würde, und das auch noch hauptsächlich über der Decke, dass selbst wenn Paul hier in der Küche stehen würde, er keinerlei Bedrohung darstellte, er hatte sich dem Wohle der Menschheit verschrieben, er wollte die Menschheit vor sich selbst retten, er war ein demütiger Diener der Menschheit.
Man weiß nie, wie Menschen auf Wissen reagieren, das Wissen in diesem Fall war, dass der Mann, der über uns in der Decke steckte, jemand war, den ich kannte, und dass ich nicht schockiert war, ihn dort vorzufinden, was bedeutete, dass ich etwas damit zu tun hatte, dass er da oben war, all das war schlimm genug, all das machte Tante Liz wütend genug, aber all das wurde durch die Erwähnung seines Namens noch hundertfach verstärkt, als wäre die Wut von Tante Liz ein kleines Feuer gewesen, das in einer Mülltonne aus Metall gebrannt hatte, und der Name Paul wären ein paar Liter Benzin. Sie zeigte mit den Messern an die Decke, auf den Arm, und schrie, Paul? Dieser Kerl ist Paul? Ich sagte ja, sie redete weiter. War das der Paul, den ich im Bus aus Madera getroffen hatte? War das der Paul, von dem sie ausdrücklich gesagt hatte, er war in ihrem Heim nicht willkommen? Ich sagte ja, und ja, und dass er Hilfe brauchte, ich wiederholte, dass wir einen Krankenwagen rufen sollten. Tante Liz wurde ganz still und ihre Augen wurden ganz groß, ihr Gesicht wurde immer röter, ihr Gesicht wurde zu einer roten Brücke zwischen ihren roten Haaren und ihrem roten Lippenstift, und sie explodierte, sie schrie mich an, sie schrie furchtbare Flüche, ich hatte Tante Liz noch nie solche Worte benutzen hören. Ich habe schon immer das Bedürfnis verstanden, Gefühle herauszulassen, ich habe schon immer verstanden, dass manche Leute bestimmte Worte sozusagen als Ventile für ihre Gefühle benutzen, selbst wenn das nie meine persönliche Strategie für den Umgang mit Gefühlen war. Es dämmerte mir langsam, ich meine zusätzlich, dass ich Tante Liz' Wut sehen und hören konnte, es dämmerte mir lang
sam, dass Tante Liz von meinem Verhalten verletzt worden war, zumindest in dem Sinne, dass sie versucht hatte, Fortschritte zu machen, wo andere nichts unternommen hatten, ihre Worte. Und dass sie niemandem helfen konnte, der sich nicht helfen lassen wollte, aber es stimmte schon, letztendlich bleibt keine gute Tat ungestraft, ihre Philosophie, nicht meine, das ist wirklich noch nie meine Philosophie gewesen. Ich fühlte mich schrecklich, aber da ich schon damit begonnen hatte, Tante Liz zu enttäuschen, bevor Paul, oder vielmehr Pauls Arm, durch die Decke krachte, da sie bereits damit angefangen hatte, all die Dinge aufzuzählen, bei denen ich Rückschritte gemacht hatte, war ich besser auf ihre harschen Worte vorbereitet als sie, sie schien schockiert von dem, was da alles aus ihrem eigenen Mund herauskam.
Pauls Stöhnen ließ nach, es wurde immer leiser und kam irgendwann nur noch ganz selten, dann rief er um Hilfe, er schluchzte und rief um Hilfe, ich sagte Tante Liz, dass ich hochgehen und ihm helfen würde. Sie schien nicht zu verstehen, was ich sagte, sie folgte mir in mein Zimmer, dabei hielt sie immer noch beide Messer in den Händen. Ich holte den Stuhl unter dem Schreibtisch hervor und rollte ihn in die Kammer, wo ich die Zugangsklappe zum Dachboden öffnete, immer wieder sagte Tante Liz, ich könnte das nicht machen, immer wieder sagte ich ihr, dass Paul verletzt da oben lag, dass mein Freund Paul meine Hilfe brauchte. Sie sagte, dieser Kerl Paul wäre ein Eindringling, er wäre in ihr Heim eingedrungen, er wäre ein Verbrecher, wir sollten
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