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Ein Mann von Welt

Ein Mann von Welt

Titel: Ein Mann von Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Wilson
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ich versuchte, ihnen zu erklären, dass das, was Paul gesagt hatte, stimmte, dass ich ihn tatsächlich eingeladen hatte, unterm Dach zu wohnen, damit er seine fortgeschrittenen Ideen in Ruhe verfolgen konnte, dass er mein Gast war, aber die Polizei neigte eher dazu, Tante Liz' Version zu glauben. Zuerst dachte ich, das wäre, weil sie beweisen konnte, dass ihr das Haus gehörte, und ich versuchte zu erklären, dass es im Prinzip egal war, wem das Haus gehörte, ich hatte Paul eingeladen, wie hätte er wissen sollen, wem das Haus gehörte, sagte ich, aber Tante Liz hatte mit der Polizei als Erste gesprochen, als ich oben war und dem Feind Beistand leistete, so nannte sie das später, sie hatte mit der Polizei gesprochen und ihnen gesagt, dass ich jemand wäre, der sich der Gefahren des Lebens in der Großstadt nicht bewusst wäre, dass ich kürzlich meinen Vater verloren hätte und dass sie zudem trotz ihrer großen Bemühungen einige Schwierigkeiten hät
te, mich in die Gesellschaft zu integrieren, und somit zerstörte sie bei der Polizei jede Art von Glaubwürdigkeit, die ich vielleicht andernfalls hätte gewinnen können, ohne dass ich es überhaupt mitbekam, was bedeutete, ganz egal, was ich zu Pauls Gunsten aussagte, die Polizei war gekommen, um ihn festzunehmen und abzuführen. Mein Argument war sowieso hinfällig, Tante Liz' Worte nach einem späteren Besuch von einem gewissen Kommissar Woodward, mein Argument wurde durch Kommissar Woodwards Mitteilung entkräftet, dass es ohnehin schon einen Haftbefehl für Paul Renfro gab, dass Paul Renfro kürzlich anderswo in Kalifornien aus einer sogenannten Justizvollzugsanstalt mit offenem Vollzug entflohen war, wo er wegen diverser Vergehen eingesessen hatte. Ein Glück, sagte Kommissar Woodward, wie mir von Tante Liz berichtet wurde, ein Glück, dass sein Knöchel gebrochen war, sonst hätten wir vielleicht noch eine Verfolgungsjagd gehabt. Ich versuchte, Tante Liz zu erklären, dass Justitia nicht blind war, sondern die Augen verbunden hatte, dass es das einzig Richtige wäre, wenigstens zu versuchen, Paul Renfro aus diesem juristischen Gestrüpp zu befreien, damit er ungehindert seinen fortgeschrittenen Ideen nachgehen konnte, den fortgeschrittenen Ideen, die er schon so viele Jahre verfolgt hatte, aber in keinem dieser Punkte konnte ich sie überzeugen.

    Kommissar Woodward und ein weiterer Beamter kletterten hoch in den Kriechraum und machten Fotos für ihre Unterlagen, dann nahmen sie alles mit, was Paul gehörte, seine ganzen Papiere mit den Ideen, seinen Aktenkoffer aus Pap
pe, alles, sie nahmen alles mit, sie wollten nicht sagen, was damit passieren würde, sie sagten, es wären Beweismittel, einiges davon würde als Beweismittel verwendet, der Rest würde irgendwo eingelagert. Tante Liz konnte nicht verstehen, warum mir so viel an den unlesbaren Kritzeleien eines kriminellen Wahnsinnigen lag, ihre Worte, vielleicht sollte ich lieber einmal über das Schicksal der Frau nachdenken, die auf jede nur erdenkliche Weise versucht hatte, mir zu helfen, oder darüber, in welche Gefahr ich sie gebracht hätte, in welcher Gefahr wir alle geschwebt hätten, während diese Kreatur, diese Termite ohne ihr Wissen unter unserem Dach gelebt hätte. Das alles war nur ein winziger Teil der ausführlichen Diskussionen, die Tante Liz und ich am Küchentisch führten, unter dem Loch in der Decke, fast die ganze Nacht hindurch und dann gleich als Erstes am Morgen. Wie du dir vorstellen kannst, sagte ich nicht sehr viel, die meisten Worte kamen aus dem Mund von Tante Liz, das meiste von dem, was sie sagte, hatte sie schon ein paar Mal zuvor gesagt, sie wiederholte sich in einer Tour, sie sagte immer wieder, dass sie es einfach nicht glauben konnte, was geschehen war, und dass sie eine Entscheidung treffen müsste, aber jedes Mal, wenn sie nah daran war, diese Entscheidung zu treffen, schreckte sie davor zurück. Mir war klar, was für eine Entscheidung das war: Sie wollte, dass ich weggehe, aber obwohl sie sich bei allem so sehr auf Profis verließ, obwohl sie immer diesem gesunden Menschenverstandsunsinn anhing, trotz all ihrer Fehler, die ich hier auflisten könnte, wollte sie zwar, dass ich weggehe, aber sie brachte es nicht über die Lippen – jedes Mal, wenn ihre riesigen Redeschleifen
einen Kreis zogen und sie an den unvermeidlichen Punkt der Entscheidung zurückführten, machte sie sozusagen einen Rückzieher, sie war eben meine Beschützerin, sie konnte mich nicht

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