Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
in der Tagesschau sekundenschnell das Foto des ausgebrannten Maserati. Ein Klumpen nur noch. Unkenntlich.
    Nur ein Toter.
    Börsentendenz leicht fallend. Industriewerte Verluste um drei Punkte.
    Hellmut Hansen hatte geradezu auf das Telegramm gewartet. Er holte gerade Oberhemden und Unterwäsche aus dem Schrank, als es an der Tür schellte und der Telegrammbote den Befehl des Familienoberhaupts aushändigte.
    Sofort, hieß es. Sofort – das bedeutete bei den Barreis': Was es kostet, ist uninteressant. Sofort bedeutete soviel wie eine neue Welt schaffen. Herrgott sein. Vom Thron aus Geldsäcken regieren. Das Unmögliche mit Gold einpudern, dann wurde es möglich.
    Hellmut Hansen handelte nach diesem Familienrezept aus Vredenhausen. Er rief eine Charterfirma an und bestellte für sofort eine Maschine nach Nizza. Die verbindliche Stimme am Telefon bedauerte. »Wir machen keine Nachtflüge, mein Herr. Außerdem ist die Wetterlage so kritisch, daß wir vor neun Uhr vormittags nicht entscheiden können, ob überhaupt eine unserer Maschinen aufsteigen kann. Der Frost. Und dann über die Alpen. Die Gefahr der Tragflächenvereisung ist zu groß …«
    »Ich zahle den doppelten Preis«, sagte Hansen laut.
    »Auch wenn Sie die Maschine kaufen würden … keiner unserer Piloten würde fliegen. Ab neun Uhr morgen früh stehen wir gerne zur Verfügung. Vorausgesetzt, die Wetterlage …«
    Hansen legte auf und rief in Vredenhausen bei Onkel Haferkamp an. Da sich dort niemand meldete, drehte er die Nummer der Barreis-Villa und hörte kurz darauf die Stimme der Haushälterin Renate Peters.
    »Ist Onkel Haferkamp bei euch, Renatchen?« fragte Hellmut Hansen. »Hol ihn bitte ans Telefon.«
    »Sofort, Hellmut.« Renates Stimme klang aufgeregt. Eine ungelöste Spannung schwang in den Tönen. »Ist das wahr, das mit Bob? Frau Barreis antwortet nicht, wenn ich sie frage, und Herr Haferkamp schnauzte mich an: ›Paß auf, daß die Milch nicht anbrennt!‹ – Ist Bob verunglückt?«
    »Leider ja.«
    »Und Lutz ist verbrannt?«
    »Ja.«
    »Wer hat die Schuld?«
    »Um das festzustellen, fliege ich heute nach Nizza.«
    »Kann … kann Bob denn … ich meine … wenn Lutz gefahren hat, konnte er doch gar nichts verhindern –«
    »Wir wissen es noch nicht. Wir wissen überhaupt nichts als die nackten Tatsachen. Und nun hol' Onkel Haferkamp ans Telefon –«
    Nach zehn Minuten waren alle Probleme gelöst. Die Werksmaschine, eine viersitzige Cessna, für Blindflug eingerichtet, startete mit dem Piloten Hubert Meyer eine Stunde später vom fabrikeigenen Flugplatz und landete in Aachen. Ohne Aufenthalt flogen Meyer und Hansen weiter nach München und tankten dort auf für den Alpenflug.
    Aber in München war die verrückte Reise zu Ende. Der Flugplatzleiter gab einen neuen Start nicht frei. »Es ist nicht meine Art, Selbstmörder zurückzuhalten«, sagte er und warf Hansen die neuesten Wettermeldungen auf den Tisch. Über München hing ein bleierner Schneehimmel. Das Rollfeld war mit Eis und verharschten Schneeplatten bedeckt. »Von mir aus können Sie sich oben vereisen lassen und als Eiszapfen herunterfallen. Aber ich habe etwas dagegen, wenn solche Idioten von meinem Flugplatz starten. Wenn der Himmel aufreißt … von mir aus. Über Südfrankreich ist klares Wetter. Aber bis Genf ist eine durchgehende dicke Suppe. Warum sind Sie nicht überhaupt von Aachen über die Ardennen und die Saône abwärts zur Rhone geflogen?«
    »Da ist das Wetter noch ekelhafter.« Hansen trank einen Kognak, der auf dem Tisch stand und den sich der Flugplatzleiter eingegossen hatte.
    »Aber bei mir wollten Sie sich durchschmuggeln, was? Nichts da … Sie warten ab, bis ich hopp-hopp sage.«
    Morgens um fünf riß die Wolkendecke auf und trieb träge nach Westen. Zum Schneien war es zu kalt. »Hauen Sie ab, Mann!« sagte der Flugplatzleiter mit rotumränderten, müden Augen. »Wenn Sie in den Alpen vom Himmel fallen, vergessen Sie nicht, in einen Spiegel zu blicken und sich Idiot zuzurufen, bevor Sie zerschellen!«
    Aber der Flug gelang. Hubert Meyer war ein hervorragender Pilot. Ehemaliger Abfangjäger, zehn Abschüsse, Deutsches Kreuz in Gold, wortkarg und einer der wenigen Angestellten der Barreis-Werke, die ein Sondergehalt bezogen. Theo Haferkamp wollte sicher fliegen … glücklicher Flug mit glücklichem Piloten.
    Sie landeten in Nizza bei strahlender Sonne. Wie nahe liegen die Paradiese –
    Hellmut Hansen fragte sich schnell durch, erfuhr, wo Bob Barreis

Weitere Kostenlose Bücher