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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ranziger Fleck auf deinem Namen. Unterlaß alles Aufsehen. Übrigens … woher hast du das Geld, in Cannes aufzutreten?«
    »Die neue Firma … und ein guter Freund.«
    »Der junge Tschocky.«
    »Dein Dr. Dorlach arbeitet vorzüglich. Er sollte mit seinen Fähigkeiten zum Bundesnachrichtendienst gehen.«
    »Bob –«
    Haferkamp schüttelte das Telefon. Aber Bob hatte aufgelegt. Seufzend erhob sich Haferkamp, zog sich wieder an und fuhr zur Barreis-Villa. Mathilde mußte unterrichtet werden. Man konnte damit ihre permanente Traurigkeit abstoppen. Und auch Hellmut mußte aus Sizilien zurückgeholt werden. Der arme Junge durchstreifte die Insel wie ein hungriger Wolf. Jeden Abend gegen 22 Uhr rief er von Sizilien an.
    Haferkamp blieb stehen und starrte in den großen Spiegel der Garderobe. Wie ein Blitz war es in ihn hineingeschlagen.
    Hellmuts Bericht vor zwei Tagen. Aus Catania. Zwanzig Kühlbeutel hatte Bob dort im Hotel vereisen lassen.
    »Mein Gott –«, sagte Haferkamp voll ehrlicher Angst. »Mein Gott, das ist doch nicht möglich …«
    Anatomisches Anschauungsmaterial.
    Haferkamp fuhr schnell zur Barreis-Villa. Aber diese Flucht vor seinen Gedanken half ihm nichts … die Gedanken fuhren mit. Er wagte nicht, sie jemandem vorzutragen. Selbst nicht Dr. Dorlach. Auch Rechtsanwälte haben eine Schallmauer des Charakters, die man nicht durchstoßen sollte.
    Am Samstag traf Hellmut Hansen in Cannes ein.
    Er hatte den Umweg über Vredenhausen gar nicht erst angetreten, als er in Evas Wohnung einen Zettel fand, den Bob Barreis, unbemerkt von Eva am Morgen zurückgelassen hatte, als er sie zur Reise an die Riviera abholte. Es war eine kurze Notiz.
    ›Gewonnen! Eva und ich fahren jetzt nach Cannes! Ihr Maiglöckchenduft ist betörend! Du weißt doch, wie ich auf Maiglöckchen stehe! Warum kaufst du Idiot ihr ein solches Parfüm? Ciao! Bob.‹
    Mit einem dumpfen Laut hatte Hansen den Zettel zerknüllt und an die Wand geworfen. Dann telefonierte er mit Theodor Haferkamp. Ein kurzes Gespräch, das in Vredenhausen sofort Dr. Dorlach alarmierte.
    »Ich fahre nach Cannes«, sagte Hansen. Haferkamp wunderte sich und antwortete:
    »Wieso denn? Ich erwarte dich hier. Wir haben einiges zu besprechen. Was willst du in Cannes?«
    »Bob ist mit Eva dort.«
    »Mit wem?«
    »Mit Eva! Meiner Braut. Er hat sie hier mit seinem teuflischen Charme abgeholt. Ich hatte ihn gewarnt.«
    »Hellmut! Was bedeutet das? Was heißt gewarnt?«
    »Um es ganz klar zu sagen: Wenn Eva seine Geliebte geworden ist, nehme ich Bob das, was ich ihm zweimal gerettet habe … sein Leben!«
    »Du bist verrückt, Hellmut!« brüllte Haferkamp. »Hellmut! Hör mich an! Wir fahren zusammen nach Cannes! Warte noch einen Tag. Komm zu uns nach Vredenhausen! Laß uns über alles nüchtern nachdenken! Nichts überstürzen! Keine Affekthandlungen! Junge, Hellmut …«
    Haferkamp setzte zu einer seiner Predigten an, die gefürchteten ›goldenen Worte‹, vor denen der Betriebsrat schon kapituliert hatte und die Gewerkschaft ohnmächtig wurde. Aber Hansen hörte sich die Predigt nicht mehr an … er legte auf.
    »Das Drama ist da!« sagte Haferkamp fünf Minuten später zu Dr. Dorlach. »Es hat keinen Sinn mehr, Bob zu warnen! Wo wohnt er? Ist er überhaupt in Cannes? Und wenn wir ihn erreichen … wer hält Hellmut auf? Diese Familie bricht mir noch das Herz!«
    Er stützte den Kopf in beide Hände und schloß die Augen.
    Ein müder, alter Mann. Den Tränen nahe. Erschöpft und verbraucht.
    Dr. Dorlach schwieg und schenkte sich und Haferkamp einen Kognak ein. Armer Millionär, dachte er. Großer kleiner Mann. Ein Arbeiter in deiner Zündspulenwickelei mit seinen achthundert Mark netto lebt freier und glücklicher als du. Wer dich beneidet, ist ein Blinder oder ein Verrückter …
    In Cannes brauchte Hansen nicht lange zu suchen. Er kannte die Hotels, in denen ein Bob Barreis abzusteigen pflegte. Das Ambassador, das Golf-Hotel oder das Miramar-Palace.
    Schon von der riesigen gläsernen Halle des Miramar-Palace aus sah er Eva Kottmann am Rande des Schwimmbeckens sitzen. Neben ihr, unter einem Sonnenschirm, aalte sich Bob auf einer weißen Gummimatratze. Sein schöner brauner Körper war nackt bis auf ein schmales Schwimmhöschen aus echtem, geschorenem Leopardenfell. An einem dünnen Goldkettchen hing ein Medaillon auf die fast haarlose Brust. Das Bild einer unbekannten, nackten, vollbusigen Schönheit. Erkennungsmarke für alle, die es wissen wollten: Hier kommt ein

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