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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Überpotenter. Hier werdet ihr nicht enttäuscht. Ein Botschafter des Phallus.
    »Sie haben ein Zimmer vorbestellt?« fragte der Mann an der Rezeption und blätterte in dem großen Vormerkbuch. Hansen schüttelte den Kopf.
    »Ich brauche kein Zimmer. Danke.« Seine Stimme klang rauh, als habe sein Kehlkopf wochenlang in Salzwasser gelegen. »Ich suche nur einen lieben Freund.«
    »Und Sie haben ihn gefunden, Monsieur?«
    »Ja. Das habe ich!«
    Er stellte sein kleines Gepäck an einer Marmorsäule in der Halle ab und ging hinaus in den Hotelpark. Langsam näherte er sich dem Schwimmbecken. Eva ließ die langen, schlanken Beine ins Wasser hängen und hatte den Kopf nach hinten gebeugt, der goldorangenen Abendsonne entgegen. Ihr Haar glänzte wie ein von innen erleuchtetes Gespinst. Der knappe Bikini aus zitronengelbem Lastex verbarg nichts mehr. Neben ihr rekelte sich Bob Barreis wie der Besitzer eines seltenen, angestaunten Vogels.
    Hansen blieb stehen und vergrub die Fäuste in die Taschen seines Anzuges. Eine unbekannte, unbändige Mordlust überschwemmte ihn, und der Rest Nüchternheit, der ihm in einer Falte seines Gehirnes blieb, wunderte sich, wie ein Mensch sich so verwandeln kann. Er verstand die Männer, die um einer Frau willen zu Raubtieren wurden, die Königreiche verspielten und ihren Kopf unter die Guillotine legten.
    Es ist nicht wahr, dachte er und drückte das Kinn an den Kragen. Steh auf, Eva, komm zu mir und sag: Es ist nichts geschehen! Bob hat mich nicht berührt. Ich habe nur dir gehört, und ich werde auch keinem anderen mehr gehören. Das alles war nur eine Laune, eine Dummheit, eine unbedachte Handlung, was weiß ich? Bob fuhr an die Riviera, und ich bin einfach mitgefahren. Nur so, weißt du, aus Spaß. Eine billige Reise, das war es! Und Bob ist doch dein Freund! Verstehst du mich nicht? Warum denn nicht, Hellmut … du solltest viel mehr Vertrauen haben …
    Wenn sie das sagt, ist alles gut, will ich ihr alles glauben, dachte Hansen. Aber die volle Wahrheit werde ich doch spüren … in Blicken, Bemerkungen, Bewegungen. Eva kann sich nicht verstellen, und Bob hat es nicht nötig … für ihn ist es nur eine gewonnene einseitige Wette!
    Einseitig? O nein! Sie kostet sein Leben. Was danach kommt, ist eine Welt voll Nebel …
    Die Eifersucht zerfraß ihn. Er atmete heftig, stieß die Luft laut aus der Nase und begann vor Erregung zu zittern. Mit fast tapsigen Schritten ging er weiter. Eine morsche, sich selbst zerfleischende Rache.
    Bob war es, der ihn zuerst sah. Er stützte sich auf, winkte mit der freien rechten Hand und rief laut:
    »Da ist er ja. Mein mahnendes Gewissen! Komm her, du Genie!«
    Hansen war in der Stimmung, ihn bereits am Beckenrand zu erschlagen. Mit der bloßen Faust, seitlich gegen die Schläfe oder gegen die Halsschlagader. Aber er behielt die Fäuste in den Taschen und ging weiter. Eva Kottmann blickte hoch. In ihren Augen lag maßlose Enttäuschung.
    »Hellmut …«, sagte sie leise. Bob Barreis nickte.
    »Habe ich gelogen, na? Ist er in Cannes oder ist's sein Geist?« Er sprang auf, rückte die Leopardenhose zurecht und verwies damit alle Welt auf sein Geschlecht. Hellmut Hansen knirschte mit den Zähnen. Ihm den Schädel einschlagen, ist zu simpel. Ihn leben lassen, aber entmannt und verstümmelt, das ist eine Strafe. Das trifft ihn immer, das zerstört alles in ihm, denn dort, nur dort sitzen sein Stolz, seine Überheblichkeit, sein Lebensinhalt.
    Hansen blieb am Becken stehen. Eva sah zu ihm auf, aber sie rührte sich nicht. Sie hob weder die Hand zum Gruß, noch benahm sie sich einen Funken so wie andere Mädchen, denen plötzlich der Bräutigam gegenübersteht. Aber auch Angst oder Entsetzen fehlten in ihrem Gesicht. Es war einfach leer. Eine durch Augen, Nase und Lippen unterbrochene Fläche.
    »Du wunderst dich nicht, Eva?« fragte Hansen gepreßt. Es kostete ihn ungeheure Mühe, so ruhig und artikuliert zu sprechen.
    »Nein.« Ihr Ton war so, daß Hansen sich wunderte, warum das Wasser in ihrer Nähe nicht vereiste. »Ich habe dich erwartet.«
    »Ach so. Ihr habt mich …« Er wandte sich zu Bob. Barreis stand grinsend neben seinem Sonnenschirm und wippte in den Knien. »Komm mit!« sagte Hansen rauh.
    »Sehr gern. Entschuldige uns einen Augenblick, Baby.« Er beugte sich zu Eva hinunter und streichelte ihr Haar.
    Die Hand soll dir abfaulen, schrie es in Hansen. In seinen Ohren rauschte das Blut.
    »Wo ist sie?« fragte Eva plötzlich, gerade als er sich

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