Ein Mann wie Mr Darcy
blaffe ich ihn.
»Wieso verziehen Sie sich nicht einfach, gehen jemand anderem mit Ihren Fragen auf die Nerven und lassen mich in Ruhe?«
Okay, ich nehme alles zurück. Ich bin wütend. Und ich habe Blickkontakt aufgenommen. Mist.
»Nur die Ruhe.« In gespielter Resignation hebt er die Hände. »Welche Laus ist Ihnen denn über die Leber gelaufen?«
Noch immer mit diesem süffisanten Grinsen auf dem Gesicht und erhobenen Händen tut er, als wolle er vor mir zurückweichen. Was für ein unerträglicher Kerl!
Endlich dreht er sich um und bahnt sich unter Entschuldigungen einen Weg durch die Gruppe, seinen Spiralblock in der einen Hand, ein Diktiergerät in der anderen. Ich starre ihm einen Moment lang nach, wobei mir auffällt, dass sich der Saum seines Cordjacketts aufzulösen beginnt und die Gesäßtaschen seiner Jeans so fadenscheinig sind, dass man den Stoff der Boxershorts darunter durchscheinen sehen kann.
Brrr. Und ich dachte immer, englische Männer wären gepflegt und elegant. Oder zumindest dandyhaft wie Hugh Grant.
Verärgert drehe ich mich um und konzentriere mich auf ein Paar viktorianischer Spangenschuhe in einer Vitrine. Trotzdem süß, räume ich widerstrebend ein.
Vierzig Minuten später schlendern wir immer noch durch das Haus. Bis jetzt haben wir den Zeichenraum gesehen, den Salon mit dem kleinen runden Tisch, an dem Jane geschrieben hat, und die Schlafzimmer im oberen Stockwerk, um den Quilt zu bewundern, den sie gemeinsam mit ihrer Mutter angefertigt hat. Ganz offensichtlich bestand ihr Leben nicht aus katastrophalen Verabredungen, Wodka Martinis und Sonntagvormittagen mit einem Kater im Bett, sinniere ich beim Gedanken daran, wie anders mein eigenes Leben verläuft. Aber zumindest haben wir eines gemeinsam – Bücher.
Als ich in einen der Räume trete, sehe ich einen Schaukasten, der eine interessante Sammlung meiner Bücher enthält. Mein Blick wandert über geprägte Buchrücken, die verschiedenen Titel. Wie ich war Jane offensichtlich eine richtige Leseratte, denke ich glücklich und fühle mich mit der Autorin verbunden.
›Und auch sie ist als alleinstehende Frau gestorben‹, erinnert mich die leise Stimme in meinem Inneren.
Stimmt.
Ich wende mich ab und werfe einen Blick auf die anderen Mitglieder der Reisegruppe.Versunken in ihre Broschüren, gehen sie zwischen den verschiedenen Ausstellungsstücken hin und her. Maeve beugt sich über einen Schaukasten mit dem Familiensilber, während Rose irgendwelche Ringe und Broschen beäugt und sich mit einem Exemplar von Verstand und Gefühl Luft zufächelt.
Ich unterdrücke ein Gähnen. Wow, mein Jetlag schlägt voll zu. Ein Nickerchen wäre jetzt genau das Richtige.
»Wir kommen jetzt ins Admiralszimmer. Hier werden Sie Erinnerungsstücke an ihre beiden Brüder Francis und Charles finden, die zur See gefahren sind und beide beeindruckende Karrieren bei der Royal Navy gemacht haben …«
Das hört sich nicht besonders interessant an. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Das Museum schließt bald, also wird es wohl niemanden stören, wenn ich diesen Teil auslasse. Vielleicht sollte ich einen kleinen Spaziergang machen. Nach draußen gehen, ein wenig frische Luft schnappen und versuchen, wieder wacher zu werden. Ich sehe zum Fenster hinaus. Es regnet immer noch, doch ich glaube, beim Hereinkommen ein paar Schirme am Eingang gesehen zu haben.
Ich lasse mich zurückfallen, als Miss Staene den Rest der Gruppe durch eine Tür begleitet, und als ich sicher bin, dass niemand hinsieht, schlüpfe ich leise aus dem Zimmer.
Ich gehe durch den schmalen Flur und die Treppe hinunter auf der Suche nach dem Ausgang. Ich bin sicher, dass wir auf diesem Weg hereingekommen sind, allerdings gibt es niemanden mit einem schlechteren Orientierungssinn als mich. Ich biege um eine Ecke, dann um eine andere. Seltsam, das Haus ist gar nicht so groß, ja, im Grunde sogar eher ziemlich klein, trotzdem habe ich keine Ahnung, wo ich bin. Nein, hier war es nicht, denke ich beim Anblick des Souvenirshops, und gehe denselben Weg wieder zurück.
Ich biege um eine Ecke und sehe eine Tür, die zugefallen sein muss. Aha, da muss es sein. Ich öffne sie und trete ein, nur um festzustellen, dass es der Salon ist, in dem ich gerade eben war.Verdammt, also muss es doch die andere Richtung gewesen sein. Ich unterdrücke ein Gähnen und gehe trotzdem hinein. Hier drin ist es schön und ruhig.Vielleicht kann ich mich einfach ein bisschen hinsetzen. Nur eine kleine
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