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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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Cheerleaderinnen. »Habt ihr hübsch ausgesehen, du und Mommy?«
    »O Gott, wir haben wahnsinnig toll ausgesehen.«
    »Und deine Tante Kelly konnte fliegen.«
    »Es war nicht wirklich Fliegen, sondern eher Fallen.«
    Tory sieht zu Kelly hoch. »Bringst du mir bei, wie man fällt?«
    »Da gibt es nichts beizubringen. Du lässt einfach los.«
    Tory kneift wie immer, wenn sie nachdenkt, die Augen zu. Sie möchte Kelly glauben, aber etwas in ihr ist nicht überzeugt.
    »Es ist nicht so, dass du wirklich etwas lernst.« Kelly blickt unverwandt zum Feld und zu den jungen Mädchen hinüber, die aneinander hochklettern. »Es ist eher so, als würdest du etwas vergessen. Aber wenn du willst, hebe ich dich hoch und lasse dich fallen …«
    »Okay«, sagt Tory, allerdings mit leiser Stimme.

    »… und deine Mom kann dich auffangen, denn deine Mom ist die stärkste Frau der Welt. Frag sie mal.«
    »Es gibt zwei verschiedene Arten von Stärke, das ist alles.«
    Tory ist sich noch immer nicht sicher. »Wie hoch würdest du fliegen?«
    »Sie konnte einen gebückten Salto«, sage ich. »Sie war die Beste.«
    »Habt ihr ein Bild davon?«
    Ich lache. Typisch Tory, sie will Beweise haben.
    »Ich glaube, ich könnte eins ausgraben.« Auch Kelly lacht. »Du darfst nicht so streng mit uns sein, Tory. Wir waren nicht immer Ehfaun.«

Kapitel 11
    Kelly war einmal verliebt.
    Der Mann war verheiratet. Eines Morgens saßen wir vor unserem Lieblingscafé - dem mit der asiatisch aussehenden Veranda und dem Lichtdesign im Stil von Frank Lloyd Wright -, und da erzählte sie es mir voller Trotz. Was ich dabei empfand oder was ich antwortete, weiß ich nicht mehr. Ich war selbst erst seit ungefähr einem Jahr verheiratet. Vermutlich sagte ich ihr irgendetwas Lächerliches wie: Die Ehe ist eine Tür, durch die die Menschen ein und aus gehen. Allerdings muss ihr meine Reaktion gezeigt haben, dass ich sie nicht verurteilen würde, dass ich nicht finster dreinschauen und sie fragen würde, wohin das ihrer Meinung nach wohl alles führen soll.
    Damals schien Kelly immer leicht beschwipst zu sein. Vielleicht erschien es mir so, weil ich selbst mit Tory schwanger und abstinent war und mir deshalb ihr zunehmendes Abheben stärker auffiel. Sie erzählte mir von all den Männern, mit denen sie sich getroffen hatte, während wir nichts voneinander gehört hatten, wie sie ihnen manchmal einfach einen Blowjob gab, weil sie sich nicht wohlfühlte und es eine gute Sache zu sein schien, auf die Knie zu gehen, wenn man nicht wusste, was als Nächstes zu tun war. »Ist das nicht schrecklich?«, sagte sie. »Ist das nicht traurig?«

    Ich schüttelte den Kopf, denn es gibt keine Frau, die nicht irgendwann einen erigierten Penis gesehen und sich gefragt hat: »O Gott, auf welchem Weg werde ich am schnellsten damit fertig?«
    »Ja, es ist schrecklich«, sagte ich. »Es ist schrecklich, und es ist traurig, und es passiert ständig.«
    Doch Sex mit diesem neuen Mann - das hatte etwas Heimliches, etwas Ekstatisches. Es war - sie dämpfte ihre Stimme bis zum Flüsterton - eine Art Religion. Völlig überraschend, mit dreißig, hatte sie diesen Mann getroffen und … Sie gestikulierte mit den Händen, wusste nicht, wie sie es erklären sollte. Sie machten alles, probierten alles aus. Sie sollte ihm die Augen verbinden. Sie sollte ihn mit einer Art Gummischlauch fesseln, den er nach einer Rückenverletzung noch von der Krankengymnastik hatte. Sie trieben es in Drehstühlen, in Autos, auf den Picknicktischen eines Parks in der Nähe ihres Hauses. Einmal, in der Toilette einer Tankstelle, rissen sie das Waschbecken ein Stück weit aus der Wand. »In der BP-Tankstelle an der Ecke Providence und Rama Road. Kennst du die?«
    Ich nickte und war dabei so schockiert und krank vor Eifersucht, dass ich kaum aufrecht auf meinem Stuhl sitzen konnte.
    »Es ist erstaunlich«, sagte sie. »Es scheint nie aufzuhören.«
    Zum Beweis klingelte das Handy. Kelly war der erste Mensch, den ich kannte, der ein Handy besaß, und zwar schon damals, als sie noch groß und schwer waren und nur funktionierten, wenn man sich im Freien befand und auf einer Anhöhe stand. Ich fragte mich immer, warum sie so ein Ding besaß, jetzt war es mir klar. Sie fischte das Handy aus ihrer Handtasche, nahm den Anruf entgegen und drehte sich zu mir um, wie um mich in die Unterhaltung einzubeziehen.
    »Nein«, sagte sie, »nein, ich bin mit Elyse unterwegs. Sie sitzt neben mir. Es ist okay. Sie ist meine beste Freundin

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