Ein Mann zum Heiraten
lang glaubst, ich würde mich zu so etwas herablassen … und versuchen, einen Mann zu zwingen … und ganz besonders einen Mann, den ich …”
Sie verstummte, weil ihre Gefühle sie wieder zu überwältigen drohten.
“Ich kann nicht mit dir dieses Zimmer teilen”, fuhr sie fort, sobald sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. “Ich kann es nicht … und ich …”
“Sei nicht so hysterisch”, unterbrach James sie kalt. “Du hast keine Wahl und ich auch nicht. Diese Konferenz ist sehr wichtig. Ich habe Monate darauf verwandt, Kontakte zu den internationalen Firmen herzustellen, deren Vertreter daran teilnehmen und die ich eventuell als Kunden gewinnen kann. Deshalb habe ich wirklich andere Dinge im Kopf, als meine Zeit mit einer hysterischen Frau zu vergeuden, die andere manipuliert.”
“Ich habe damit nichts zu tun”, wiederholte sie außer sich vor Zorn. “Ein Bett … ein Zimmer mit dir zu teilen ist wirklich das Letzte, was ich will.”
“Das glaube ich dir.” Scharf fügte er hinzu: “Aber schließlich wusstest du ja nicht, dass du mit mir hierherkommen würdest, stimmt’s? Und auf eins kannst du dich verlassen, Poppy: Ich möchte mein Bett auch nicht mit dir teilen. Was zum Teufel hattest du eigentlich vor? Wolltest du Chris erpressen und ihm damit drohen, du würdest Sally erzählen, dass du mit ihm geschlafen hast, wenn er nicht mitmacht und …”
“Nein!”
Während sie James ungläubig ansah, wurde ihr klar, dass sie geschrien hatte. Dachte er wirklich, sie würde sich zu so etwas herablassen?
Poppy zwang sich, seinem Blick standzuhalten, und verzog bitter den Mund. “Ich liebe Chris, und deshalb ist er mir so wichtig, dass ich ihn nie verletzen würde. Außerdem brauchst du mir nicht ständig zu sagen, dass er meine Gefühle nicht erwidert. Denkst du, ich will ihn zu solchen Bedingungen für mich gewinnen? Glaubst du wirklich, ich will einen Mann, der …” Sie schluckte krampfhaft, weil sie nicht weitersprechen konnte.
“Was ich glaube, ist, dass du gar nicht mehr klar denken kannst, weil du so besessen bist von deiner sogenannten Liebe zu Chris.”
“Du irrst dich”, widersprach sie, doch an seinem Gesichtsausdruck merkte sie, dass er es ihr nicht abnahm.
3. KAPITEL
Poppy wandte sich vom Fenster ab, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Berge hatte, und vermied es dabei, das Bett anzusehen.
James war unten im Konferenzsaal, um sich zu vergewissern, dass der Informationsstand, der über ihre italienische Niederlassung geliefert worden war, richtig aufgebaut war. Früher oder später musste sie auch nach unten gehen, denn schließlich war sie deswegen hergekommen.
Offiziell begann die Konferenz erst am nächsten Morgen, aber Poppy wusste aus Erfahrung, dass im Konferenzsaal bereits jetzt viel los sein musste, weil alle mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt waren.
Wie konnte das bloß passieren?, fragte sie sich unglücklich. Wie hatte solch ein Fehler geschehen können? Und, was noch schlimmer war, wie konnte James es wagen, anzudeuten, sie hätte die Reservierung manipuliert, um mit Chris in ein Zimmer zu kommen?
Sie hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, sich zu weigern, das Bett mit ihm zu teilen. Doch wo hätte sie schlafen sollen? Die Sitzgruppe war zwar elegant, wirkte aber nicht besonders bequem, und auch auf dem Marmorfußboden schlief es sich vermutlich schlecht.
Wenigstens war das Bett groß genug, dass sie Abstand voneinander halten konnten. Wenn sie sich auf die Seite legte und ihm den Rücken zukehrte, konnte sie vielleicht so tun, als wäre James gar nicht da.
Und um eines brauchte sie sich ganz gewiss keine Sorgen zu machen: Er würde die Situation auf keinen Fall ausnutzen. Allein bei der Vorstellung daran hätte sie beinahe laut aufgelacht.
Vor Jahren, als sie noch Kinder gewesen waren, hatten sie alle gelegentlich die Ferien zusammen verbracht. Obwohl sie damals nicht in einem Zimmer geschlafen hatten, war die Atmosphäre familiär und vertraulich gewesen.
Aber das ist lange her, rief Poppy sich ins Gedächtnis. Es war etwas ganz anderes, wenn eine Fünfjährige und ein Dreizehnjähriger im Bademantel zwischen ihren Zimmern hin- und herliefen, als wenn zwei Erwachsene sowohl das Bett als auch das Bad miteinander teilten.
Ihr dünner Morgenmantel verbarg jedenfalls nicht viel. Poppy erstarrte und schloss die Augen, als ihr einfiel, dass sie kein Nachthemd mitgenommen hatte, weil sie dachte, sie würde keins
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