Ein Mann zum Heiraten
klar, dass seine höhnischen Bemerkungen nicht ganz aus der Luft gegriffen waren. Sie hatte auf seine Zärtlichkeiten reagiert, weil sie sich nach ihm gesehnt hatte.
Sie
war diejenige gewesen, die die Initiative ergriffen und ihn angefleht hatte, mit ihr zu schlafen.
“Weil ich mir gewünscht habe, es wäre Chris”, flüsterte sie gequält.
Allerdings hatte sie gewusst, dass es nicht Chris war. Sie hatte gewusst, dass es James war. Und trotzdem hatte sie nicht aufgehört und ihn immer noch begehrt …
Die Tränen, die ihr in den Augen brannten, verschafften ihr auch keine Erleichterung. Doch was hätte ihr auch Erleichterung verschaffen sollen angesichts der Gedanken und Gefühle, die sie quälten?
Wahrscheinlich konnte sie die Dinge, die James ihr an den Kopf geworfen hatte, nicht leugnen. Aber genauso wenig konnte sie verstehen, warum es passiert war, warum sie ihn so begehrt hatte, dass sie ihn ganz bewusst dazu ermuntert hatte, mit ihr …
Wozu?, überlegte sie, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sex mit mir zu haben, mit mir zu schlafen, ungeahnte Empfindungen in mir zu wecken?
Nein, sagte sie sich und kuschelte sich noch tiefer in die Decke. Verzweifelt versuchte sie die Tränen und den quälenden Schmerz zu unterdrücken.
Es dämmerte bereits, als Poppy aufwachte. Sie fühlte sich furchtbar steif. Eines der Kissen, die sie vom Bett genommen hatte, lag noch immer unter ihrem Kopf, das andere … Das Blut stieg ihr in die Wangen, als sie merkte, dass sie es umklammert hatte, als ob …
Nachdem sie es weggeworfen hatte, hob sie den Kopf und schaute zum Bett, um sich zu vergewissern, dass James noch schlief und davon nichts mitbekommen hatte. Überrascht stellte sie fest, dass das Bett leer war.
Wenn er nicht ins Zimmer gekommen war, wo hatte er dann die Nacht verbracht? Unwillkürlich musste sie an die hübsche Japanerin denken, deren melodisches Lachen ihm so gefallen hatte.
Ob die beiden miteinander geschlafen hatten? Sie hatten jedenfalls keinen Hehl daraus gemacht, dass sie sich zueinander hingezogen fühlten. Poppy war natürlich nicht entgangen, wie die Japanerin gelegentlich seinen Arm berührt hatte, um ihre Worte zu unterstreichen, oder wie seine Augen gefunkelt hatten, wenn James sie angesehen hatte. Außerdem war er immer näher an sie herangerückt.
Von mir aus kann sie ihn haben, sagte Poppy sich finster. Sie wünschte nur, sie hätte von alldem gewusst. Dann hätte sie nämlich nicht auf dem Fußboden zu schlafen brauchen und wäre nicht wie gerädert aufgewacht.
Die Vorstellung, dass James mit einer anderen Frau zusammen war, weckte ganz seltsame, unerwünschte Gefühle in ihr – seltsam, weil sie sonst immer bei Chris so empfunden hatte, und unerwünscht, weil …
Ich bin aber nicht eifersüchtig, redete sie sich ein, während sie ins Bett schlüpfte und die schwere Bettdecke mit sich zog. Warum hätte sie es auch sein sollen? Sie war nur erleichtert, dass James nicht im Zimmer war.
Als sie jedoch die Augen schloss und versuchte, Chris’ Bild heraufzubeschwören, sah sie immer James vor sich, sosehr sie sich auch dagegen wehrte. Er beugte sich über sie, und seine Augen waren dunkel vor Verlangen.
5. KAPITEL
“Ah, James. Freut mich, dich zu sehen. Es war schön gestern Abend, nicht?”
Poppy versuchte sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen, als die japanische Dolmetscherin an ihren Stand kam und James’ Hand berührte. Dabei sah sie ihn mit einem vielsagenden Ausdruck in den Augen an. James hatte Poppy gerade gesagt, dass er einige Dokumente zum Übersetzen für sie hatte.
Er tut so, als wäre ich gar nicht da, dachte sie, als er sich lächelnd an die Japanerin wandte und vertraulich den Kopf neigte.
Poppy war fast mit dem Frühstück fertig gewesen, als er sich zu ihr an den Tisch gesetzt und Kaffee bestellt hatte, ohne ihr zu erklären, warum er nicht im Zimmer geschlafen hatte.
“Sehr schön”, hörte sie ihn nun sagen.
Poppy hätte schwören können, dass er den Blick ein wenig zu lange auf dem Körper der Japanerin ruhen ließ, während diese ihn kokett anlächelte und schließlich verkündete, sie müsse nun zu ihren Kollegen zurückkehren. Anschließend beugte sie sich noch einmal zu ihm vor und meinte provokativ: “Ich habe heute Nachmittag ein bisschen Zeit. Du sagtest doch, du hättest einen Wagen gemietet …”
Poppy wartete darauf, dass James in seinem gewohnt schroffen Tonfall entgegnete, er sei zu beschäftigt, doch stattdessen
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