Ein Mann zum Heiraten
fuhr er unbarmherzig fort, nachdem er sie in den Wagen verfrachtet und sich wieder ans Steuer gesetzt hatte. Dann startete er den Motor. “Du bist schwanger von mir.”
“Ja”, erwiderte sie ausdruckslos. Dabei fragte sie sich, warum sie den Tränen nahe war und ihn am liebsten darum gebeten hätte, anzuhalten und sie in die Arme zu nehmen, damit sie sich geborgen und geliebt fühlte. Schließlich wusste sie ja, dass sie nichts füreinander empfanden.
Poppy verspannte sich noch mehr, weil sie damit rechnete, dass James jetzt erst recht wütend wurde, zumal er immer schneller fuhr. Stattdessen blieb er aber ganz ruhig – so ruhig, dass sie sich unwillkürlich zu ihm umdrehte. Seit er den Wagen gestoppt hatte und auf sie zugekommen war, sah sie ihn zum ersten Mal richtig an.
Er dagegen schien sie gar nicht zu beachten, sondern schaute nach vorn auf die leere Straße.
“Ich … ich kann mein Baby nicht bekommen”, beharrte sie. Erst als sie die Worte aussprach, merkte sie, wie stark ihre Gefühle für das Kind bereits waren und wie ausgeprägt ihr Beschützerinstinkt.
James drehte sich jetzt zu ihr um, und als sie den Ausdruck in seinen Augen sah, zuckte sie ein wenig zusammen. “Wenn ich auch nur einen Moment lang glauben würde, du könntest … Es ist auch
mein
Baby, Poppy, und falls du irgendetwas tun würdest, um ihm zu schaden …”
Poppy begann zu zittern. Sie hatte nie bezweifelt, dass James darauf bestehen würde, “das Richtige zu tun”. Als sie nun aber merkte, wie bewegt er war, sah sie ihn plötzlich mit ganz anderen Augen. Es war ein richtiger Schock für sie, diese Seite an ihm zu entdecken.
Natürlich wusste sie, wie sehr James seine engsten Verwandten am Herzen lagen. Dennoch hätte sie es nie für möglich gehalten, dass er so stark für ein ungeborenes Kind empfinden könnte, das zudem nicht geplant gewesen war.
“Wir müssen mit deinen Eltern sprechen”, erklärte er, “und dann mit meiner Mutter.”
“Sie müssen die Wahrheit erfahren”, flüsterte Poppy und merkte gar nicht, wie unglücklich sie dabei wirkte.
“Ja”, bestätigte er leise, “oder zumindest einen Teil der Wahrheit. Denn es gibt etwas, das niemand wissen sollte – deinetwegen und vor allem dem Kind zuliebe.”
Ihr Herz begann schneller zu klopfen, als er sie wieder für einen Moment ansah.
“Was … was meinst du damit?” Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. Poppy schluckte krampfhaft.
“Niemand darf je auf den Gedanken kommen, dass unser Kind … dass wir uns nicht lieben.”
Sie schluckte noch einmal und blickte James entgeistert an. “Niemand wird uns glauben, dass wir uns lieben. Alle wissen doch, was ich für Chris empfinde.”
“Alle wissen, dass du für Chris geschwärmt hast”, verbesserte James kalt.
“Ich kann nicht so tun, als hätte ich mich in dich verliebt”, sagte sie. “Das würde mir niemand abnehmen.”
“Nein? Dann musst du eben einen Weg finden, es den Leuten glaubhaft zu machen. Es sei denn, du möchtest, dass sie die Wahrheit erraten.”
“Nein!”, entgegnete sie scharf, und ihre Wangen brannten.
“Nein”, wiederholte er spöttisch. “Ich fürchte, du befindest dich in einer Zwickmühle, Poppy. Wenn du nicht so tust, als würdest du mich lieben, gehst du das Risiko ein, dass die Leute sich fragen, warum du ein Kind von mir erwartest. Die Frage ist, welches das kleinere Übel ist.”
“Chris wird niemals glauben, dass ich mich in dich verliebt habe”, protestierte sie.
“Chris ist viel zu sehr mit sich selbst und mit seiner Frau beschäftigt, um sich Gedanken über dich zu machen. Du musst den Tatsachen ins Auge sehen. Er interessiert sich nicht dafür, was du aus deinem Leben machst – höchstens insofern als er dein Cousin ist. Abgesehen davon …”
“Wird er sehr erleichtert sein, weil er mich endlich los ist”, unterbrach sie James. “Das hast du mir bereits gesagt.”
“Sind deine Eltern heute Abend zu Hause?”
“Ja … ja, ich glaube schon.” Poppy war völlig verwirrt. Einerseits sehnte sie sich danach, die Zeit zurückdrehen zu können, damit alles wieder beim Alten war, aber das hätte bedeutet … Unwillkürlich legte sie sich die Hand auf den Bauch. Es schockierte sie, dass sie sich so schnell an den Gedanken, schwanger zu sein, gewöhnt hatte.
“Gut. Wir müssen so bald wie möglich mit ihnen reden”, meinte James. “Die Leute werden sich nicht wundern, wenn wir so überstürzt heiraten, weil sie glauben, unsere Familie
Weitere Kostenlose Bücher