Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
erschrecken? Musste er sie ausgerechnet jetzt stören? Sie versuchte sich seinem Griff zu entwinden und gestikulierte wild, dass er sie allein lassen solle. Doch Dominic schlang nur den Arm um ihre Taille und schwamm mit ihr zurück zur Oberfläche.
Kate gelang es nicht, sich zu befreien. Dominic hielt sie so fest, dass ihr nur die Wahl blieb, entweder nachzugeben oder ihre eigene Luftzufuhr durch heftige Bewegungen abzuschneiden.
Sobald sie mit den Köpfen über Wasser waren, riss Kate ihr Mundstück heraus. Bevor sie allerdings einen Ton hervorbringen konnte, schrie Dominic sie an.
„Bist du verrückt geworden?“ Er zog sie mit sich zur Leiter. „Kaum bist du einen Tag richtig auf den Beinen, traust du dir zu, allein in einer Tiefe von fünfzig Metern zu tauchen. Ich weiß nicht, wie ich jemals auf den Gedanken verfallen konnte, du hättest Verstand.“
Schwer atmend hob Kate ihre Sauerstoffflaschen an Bord. Sie wollte erst einmal festen Boden unter den Füßen spüren und dann … dann …
„Ich brauche dich nur ein paar Stunden aus den Augen zu lassen, und du wirst größenwahnsinnig. Du wärst schuld daran gewesen, wenn ich Marsh vor Wut umgebracht hätte!“ schimpfte Dominic.
Da stellte Kate fest, dass sie an Bord der „Wirbelwind“ geklettert war. Marshs Boot war verschwunden.
„Wo ist die ‚Möwe‘?“ fragte sie.
„Marsh war vernünftig genug, mir zu sagen, was du im Schilde führst. Er ist mit mir hinausgefahren und bringt die ‚Möwe‘ in den Hafen zurück.“ Dominic stand jetzt vor Kate und schaute auf sie herab. „Denkst du wirklich kein bisschen nach?“
Kate warf den Kopf zurück. „Und du?“
„Verflixt, wir reden nicht von mir“, fuhr Dominic sie an. Dann begann er, Kate den Taucheranzug auszuziehen. „Ich tauche, seit ich sechs Jahre alt bin. Ich kenne die Strömungen.“
„Ich kenne die Strömungen auch.“
„Du hast einige Tage lang im Bett gelegen.“
„Nur deswegen, weil du so überempfindlich warst.“ Kate schüttelte seine Hände ab. Da er ihr das Oberteil des Taucheranzuges bereits abgestreift hatte, zog sie den Rest ebenfalls aus. „Du hast kein Recht, mir vorzuschreiben, wann und wo ich tauchen darf, Dominic. Selbst wenn du stärker bist, kannst du nicht einfach daherkommen und mich hinaufschleppen!“
„Zum Teufel damit, wozu ich ein Recht habe und wozu nicht!“ Dominic fasste Kate bei den Oberarmen und schüttelte sie heftig. Er machte seinem Zorn über ihren Unverstand rücksichtslos Luft. Er kannte die Gefahren, die im Meer lauerten. „Ich schaffe mir meine eigenen Rechte. Du wirst nicht mehr allein tauchen. Und wenn ich dich anketten muss, um dich davon abzuhalten.“
„Du hast mir gesagt, ich solle mich um einen anderen Taucher kümmern!“ stieß Kate hervor. „Solange ich keinen habe, tauche ich ohne Partner.“
„Du hast mir dieses Abkommen vorgehalten, Kate. Miese Prozente und ein Tageshonorar. Weißt du, wie ich mich da gefühlt habe?“
„Nein!“ rief Kate aus und machte sich frei. „Nein, ich weiß nicht, wie du dich gefühlt hast. Ich weiß nie, wie du dich gefühlt hast. Ich weiß nie, wie du fühlst. Du sagst es mir nie.“ Sie fuhr sich mit den Händen durch ihr nasses Haar und wandte sich ab. „Wir haben die Bedingungen vereinbart.“
„Das war vorher.“
„Vor was?“ fragte Kate. Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, aber sie schaffte es, sie zurückzuhalten. „Bevor ich mit dir geschlafen habe?“
„Kate.“ Mit wenigen Schritten war Dominic bei ihr und hielt sie zwischen der Reling und seinem Körper gefangen. „Versuchst du, mich für etwas zu bestrafen, das ich vor vier Jahren getan oder nicht getan habe? Ich weiß nicht einmal, was es ist. Ich weiß nicht, was du von mir willst oder was nicht, und ich bin es leid, ständig herumzuraten …“
„Ich möchte nicht in die Enge getrieben werden“, erwiderte Kate heftig. „Das ist das eine. Dann möchte ich nicht, dass immer von mir erwartet wird, mich mit Aufgaben zu betrauen, die sich andere für mich ausgedacht haben. Das ist das zweite. Und ich möchte nicht, dass einfach vorausgesetzt wird, dass ich keinerlei persönliche Ziele oder Wünsche haben darf. Oder nicht in der Lage wäre, mich um mich selbst zu kümmern!“
Dominic knirschte mit den Zähnen. Er zog seinen Taucheranzug aus und warf ihn zur Seite. „Du verkennst die Lage, meine Liebe. Ich erwarte nichts von dir und setze nichts voraus. Früher vielleicht einmal, aber heute nicht
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