Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
dann fast unwillig.
Langsam löste sich Kate aus seiner Umarmung, stand auf und stellte sich an die Reling. Eine Weile schaute sie aufs Meer hinaus.
Die Bojen, die die Lage des Wracks auf dem Meeresboden markierten, tanzten auf dem Wasser. Warum konnte es im Leben keine Bojen geben, die einem die korrekte Richtung wiesen?
„Du hast es mir nie gesagt, Dominic.“
„Kate, ich kann nicht einmal die Zahl der vielen Frauen nennen, zu denen ich das schon gesagt habe.“ Als sie sich umdrehte und ihn verwundert anblickte, erhob Dominic sich. „Damals fiel es mir leicht. Es ist nicht schwer, wenn es total bedeutungslos ist. Aber es kommt einem nicht so leicht über die Lippen, wenn man es ernst meint. Und wenn man befürchten muss, dass sich der andere zurückzieht.“
„Ich hätte es nicht getan.“
„Nein?“
„Gewiss nicht.“
„Kate, vor vier Jahren bist du fortgegangen, als ich dich bat zu bleiben“, warf Dominic ihr vor. „Ich …“
„Du wolltest, dass ich bleibe“, fiel sie ihm ins Wort. „Du wolltest, dass ich nicht nach Connecticut zurückkehre, sondern zu dir ziehe. Einfach so. Ohne Versprechungen, ohne Verpflichtung, ohne irgendein Zeichen, dass du die Absicht hattest, dich zu binden, dein Leben auf Dauer mit mir zu teilen. Das konnte ich nicht, Dominic. Ich hatte zudem Pflichten.“
„Die Pflicht, das zu tun, was dein Vater wollte.“
Kate schluckte. „Gut, meinetwegen“, entgegnete sie. „Wie auch immer, du hast mir schließlich nie gesagt, dass du mich liebst.“
Dominic machte einen Schritt auf sie zu. „Ich sage es dir jetzt, Kate.“
Sie nickte beklommen. „Und ich ziehe mich nicht zurück. Ich weiß bloß noch nicht, ob ich in der Lage bin, den nächsten Schritt zu tun. Bei dir bin ich mir auch nicht sicher.“
„Soll ich dir ein Versprechen geben?“
Kate verneinte. „Ich brauche Zeit. Wir beide brauchen Zeit. Ich glaube, dass wir viel nachzudenken haben.“
„Kate!“ Dominics Stimme klang ungeduldig. „Über manche Dinge muss man nicht nachdenken. Manche Dinge zerstört man durch zu viele Gedanken.“ Mit wenigen Schritten überbrückte er die Distanz zwischen ihnen und nahm Kates Hände in seine.
„Du hast dein Leben auf deine Art und Weise gelebt, und ich habe mein eigenes Leben geführt“, sagte sie. „Dominic, ich habe gerade begonnen, mich zu verändern, diese Veränderung in mir zu spüren. Ich möchte keinen Fehler begehen, nicht bei dir. Du bist mir zu wichtig. Wenn du mir Zeit lässt …“
„Kate, wir haben vier Jahre verloren“, unterbrach er sie. Dominic wollte nun schnell eine Antwort auf die Frage, die ihn seit langem quälte. „Ich kann nicht länger warten. Ich muss wissen, wie du empfindest.“
Kate hatte unwillkürlich den Atem angehalten. „Ich liebe dich, Dominic. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich habe es dir damals nicht gesagt, als ich es hätte tun sollen.“
Ihr Eingeständnis nahm eine große Last von seiner Seele. Er umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht. „Du machst mich glücklich.“
Liebe. Kate hatte Hunderte von Gutachten über dieses Thema gelesen. Sie hatte sie studiert, analysiert und die Erkenntnisse an ihre Schüler weitergegeben. Unzählige Zeilen aus Büchern, Theaterstücken und Gedichten umschrieben dieses eine Wort – Liebe. Die Handlungen zahlreicher Romane wurde durch dieses Gefühl bestimmt.
Nun hatte Dominic ihr seine Liebe gestanden. Liebe, Liebe, Liebe. Die Bedeutung mit all den Konsequenzen schien ihr mit einem Mal unfassbar, unverständlich.
Dominic hatte nicht Byrons Art, mit Worten umzugehen, oder Keats romantische Ausdrucksweise. Er sagte, was ihn bewegte, schlicht und geradeheraus. Die Bedeutung blieb die gleiche, aber Kates Verstand tat sich schwer, sie anzunehmen.
Sie begriff, welche Empfindungen sie selbst bewegten. Seit jenem Sommer, in dem sie in Dominics Armen das Glück erfahren hatte, sich einem anderen Menschen bedingungslos und ganz zu schenken, liebte sie Dominic.
Aber was fand er an ihr, das ihm liebenswert erschien? Kate stellte sich diese Frage nicht etwa aus Bescheidenheit. Dahinter steckte vielmehr der Wunsch, alle Dinge klar und logisch zu erfassen, um mit ihnen fertig werden zu können. So war sie erzogen worden. Jede Wirkung hatte ihre Ursache. Jede Reaktion war auf eine Aktion zurückzuführen.
Dies hielt sie für einen unumstößlichen Grundsatz.
Sie hatte also Dominics Liebe gewonnen – aber wieso?
Kate verspürte keinerlei Minderwertigkeitskomplexe, was
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