Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
bisherigen Suche waren sie wortlos übereingekommen, dass derjenige, der einen Gegenstand auffand, diesen auch in seinem Beutel aufs Boot brachte, wo alles sorgfältig registriert wurde.
Unschlüssig schaute Kate auf das kleine, im Wasser stumpf gewordene Stück Vergangenheit. Wollte Dominic ihr den Ring schenken, weil er zum Schmuck einer Frau gehörte, oder bot er ihr mit ihm etwas anderes an? Schließlich schüttelte Kate den Kopf und zeigte auf den Beutel an seinem Gürtel. Wenn Dominic ihr etwas mitteilen wollte, so musste er es ihr mit Worten sagen.
Dominic ließ den Ring in seinen Beutel fallen, verschloss ihn und begab sich wieder an die Arbeit.
Für vieles von dem, was Kate ihm gesagt hatte, brachte Dominic kein Verständnis auf. In mancherlei Hinsicht blieb sie für ihn so rätselhaft und geheimnisvoll wie das Meer.
Was wollte sie von ihm? Liebe? Er schenkte sie ihr! Zeit? Ihr Zusammensein näherte sich dem Ende. Manchmal war sein Bedürfnis übergroß, sie zu fragen, zu drängen. Ihr Blick hielt ihn dann davon ab.
Kate hatte ihm eröffnet, dass sie sich verändert habe, dass sie ihr eigenes Leben führen wolle. Er konnte verstehen, dass sie es auskosten wollte, verstand auch den Drang nach Unabhängigkeit. Aber … Dominic war sein Leben lang unabhängig gewesen. Auch er erfuhr eine Veränderung. Er benötigte Kates Hilfe dabei, sich Grenzen zu setzen, Anhaltspunkte zu schaffen. Konnten sie nicht auf halbem Wege zueinander treffen? Wann war der richtige Augenblick dafür? Würde es ihn jemals geben?
Dominic sehnte sich nach Kate und brauchte sie. Nicht nur einen Sommer lang, sondern für immer. Warum begriff sie das nicht?
Sie liebte ihn. Nachts, wenn sie schläfrig war und sich an ihn schmiegte, flüsterte sie diese Worte. Er wusste, dass sie ihren Gefühlen entsprachen, spürte aber auch, dass Kate einen Teil ihrer selbst vor ihm verschloss, als fürchte sie, sich ihm völlig auszuliefern. Dieser Zustand zerrte an seinen Nerven. Er wollte Kate ganz besitzen!
Dominic nahm sich vor, alles daranzusetzen, das zu erreichen. Mit grimmiger Entschlossenheit rüttelte er an einem Felsblock und schaffte ihn schließlich zur Seite.
Kate beobachtete, wie Schlamm und Sand vor dem Gebläse aufgewirbelt wurden. Sie war unruhig und nicht bei der Sache. Ihre Gedanken drehten sich um Dominic. Dachte er an eine Heirat? Hatte er dies durch den Ring sagen wollen?
Die Vorstellung erfüllte sie mit Unbehagen. Sie hätte nie von Dominic erwartet, dass er eine derartige Bindung, eine dauerhafte Beziehung anstreben könnte. Vielleicht hatte sie sich in ihm getäuscht. Nun ja, es war fast unmöglich, die Absichten eines anderen Menschen genau zu durchschauen.
Eine Heirat …
Ein solcher Schritt bedurfte vieler Überlegungen. Dominic würde das nicht verstehen. Er traf seine Entschlüsse spontan und stellte sich dann den Folgen. Er käme gewiss niemals auf den Gedanken, alle Möglichkeiten zu erwägen, Fragen nach dem Wieso und Warum zu stellen. Kate hingegen sah keinen anderen Weg. Sie musste alles in Betracht ziehen.
Der Wirbel bohrte ein tassengroßes Loch in den Meeresboden. Symbolik?
Ach, Unsinn, sagte sie sich. Dennoch beeinflusste das Geschehen sie.
Würde die Beziehung zwischen ihr und Dominic dem Druck ihrer unterschiedlichen Lebensweisen standhalten? Was würde aus Dominic und ihr, Kate, werden, wenn ihr Beruf sie forderte und er seine Freiheit suchte? Würden sie sich voneinander entfernen? Würden Gemeinsamkeiten Schicht für Schicht zerstört werden? Wie viel konnte sie von sich selbst, von ihrer eigenen Persönlichkeit aufgeben?
Kate erkannte die Gefahren durchaus. Sie musste sich vor ihnen hüten. Vielleicht brachte die Zeit wirklich Antwort auf ihre Fragen. Nur … der Sommer würde bald vorüber sein …
Durch die Kraft des Gebläses wurde aus der Sandschicht so etwas wie ein dunkler Faden hochgewirbelt. Kate griff danach.
Was war denn das? Offenbar eine dünne Schnur mit spitz zulaufenden Enden.
Himmel! Etwa ein Schnürsenkel?
Gerade wollte Kate Dominic ihren sonderbaren Fund zeigen, da lösten sich weitere „Fäden“ vom Meeresboden. Sie runzelte die Stirn. Schnürsenkel?
Ja, tatsächlich! Schnürsenkel. Dutzendweise.
Mehr und mehr dieser „Fäden“ drehten sich vor ihren Augen in dem Wirbel empor und verteilten sich im Wasser. Hunderte.
Hastig begann Kate sie einzusammeln. Es müssen mehr als Hunderte sein, dachte sie aufgeregt.
Tausende. Tausende von Schnürsenkeln umgaben
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