Ein Mensch namens Jesus
ein älterer Mann die Netze einholte. Den neugierigen Blicken dieser beiden hielt Jesus stand. Der ältere Mann sagte etwas zu ihnen, und sie lenkten seine Aufmerksamkeit auf Jesus, hinter dem die Jünger wie Leibwächter standen.
Der Mann kam zum Bug und betrachtete Jesus eine Weile. Dann legte er die Hände an den Mund und rief: »Bist du nicht der Messias?«
»Ich bin Jesus«, antwortete dieser mit einem Lächeln.
Der Mann sprang unerwartet behende an Land, wobei das Wasser aufspritzte, und lief auf Jesus zu.
»Ich bin Zebedäus«, sagte er, »segne mich!« Danach zeigte er auf seine Söhne. »Meine jüngsten Söhne Jakobus und Johannes«, stellte er sie vor. »Willst du sie nicht auch segnen?«
Die beiden sprangen an Land und stellten sich neben ihren Vater. Was für unberührte Seelen! dachte Jesus.
Die drei neigten den Kopf in Erwartung des Segens, ohne wahrscheinlich viel von dem Mann zu wissen, der ihn ihnen erteilte. Darauf ging Jesus weiter. Die beiden Jungen folgten ihm, die Beine voller Fischschuppen, die Haare starr vom Salz, das in ihnen funkelte. Der eine war noch bartlos, der andere hatte schon einen Flaum.
»Wie alt seid ihr?« fragte sie Jesus, während die Gruppe immer größer wurde, die sich ihnen anschloß.
»Ich bin fünfzehn, und Jakobus siebzehn.« Johannes war der Sprecher. Sein Bruder schien reservierter zu sein.
»Wer bin ich für euch?«
»Aber... der Messias!«
»Und wer ist der Messias?«
»Ein Hoherpriester«, sagte Jakobus, der nun offensichtlich auch etwas sagen wollte.
»Aber es gibt doch schon einen Hohenpriester in Jerusalem, wißt ihr das nicht?«
»Im Moment, ja. Aber danach wirst du es sein.«
Der Vater war ihnen gefolgt.
»Du bist ein guter Lehrer«, sagte Jesus zu ihm. »Willst du, daß sie von nun an Seelen anstatt Fische fangen?«
»Ganz wie du befiehlst«, meinte der Vater. »Ich vertraue sie dir mit Stolz an.«
»Sie werden dir aber fehlen«, sagte Jesus. »Mit wem wirst du auf den See fahren?«
»Wenn ich mich weigerte, würde mich die Reue bis zum Jüngsten Tag verfolgen.«
Jesus schickte Johannes und Jakobus ihre Kleider holen. »Von nun an sind wir sieben«, sagte er zu den drei anderen.
»Sie sind noch sehr jung«, bemerkte Thomas.
»Vielleicht finden sie dich alt«, erwiderte Jesus.
Gaffer standen ganz in ihrer Nähe und hörten jedes Wort. »Stellt er eine Armee zusammen?« fragte einer. »Warum hat er mich denn nicht gefragt?« meinte ein anderer. »Du denkst immer nur daran, zu kämpfen! Er ist doch kein Gladiatorenwerber!«
»Zumindest«, murmelte Thomas, »sind die beiden felsenfest davon überzeugt, daß du der Messias bist.«
Zebedäus hob die Arme gen Himmel.
»Was hast du?« fragte ihn Jesus.
Der Mann sah auf sein Boot. »Wir kommen vom Fischfang heim. Es ist ein Tag wie jeder andere. Aber nein, es ist der Tag des Herrn! Der Messias ist gekommen, um Israels Armee aufzustellen!«
Die Gaffer kamen immer näher. Sie fragten Thomas aus, dann Natanael und Philippus, schließlich wagten sie es, Jesus anzusprechen. Konnten auch sie sich ihm anschließen? Bezahlte er seine Männer? Da kamen Jakobus und Johannes wieder, gebadet und frisch gekleidet. Wie einfach das alles war! Oder war es kühn? Sie umarmten Zebedäus, und Jesus ging mit seinen Jüngern davon.
»Ich bin froh«, meinte Johannes, ohne daß man ihn danach gefragt hätte.
Jesus erkundigte sich bei den beiden Jungen nach ihrer Ausbildung, ihren Hoffnungen und danach, warum sie ihm so leichten Herzens gefolgt waren.
Erstaunt antworteten sie, daß sie vom Messias gehört hätten. Er sei nun gekommen; hätten sie weiterfischen sollen, als sei nichts geschehen? Jakobus verlangte, daß alle Priester des Tempels, den er niemals gesehen hatte, verhaftet und zum Teufel geschickt werden sollten. Johannes dagegen schlug aufgrund von Gesprächen, die er zweifellos mitgehört hatte, vor, man solle die zehn Stämme oder das, was von ihnen noch übrig sei, versammeln, und diese Versammlung solle einen König wählen, der kein anderer als der Messias sein würde. Die Versammlung, betonte er, solle auf dem Berg Tabor abgehalten werden, was die Römer nicht verhindern könnten.
Jesus hütete sich angesichts dieser Naivität, zu lächeln. Jakobus und Johannes waren im Moment sicher erfrischender als die verschlungenen Gedanken von Thomas. Er antwortete ihnen geduldig, und seine gute Laune war ihm deutlich anzusehen. Thomas, der ebenfalls zuhörte, sah herablassend drein. Sollten doch diese
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