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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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die neuen Jünger tanzen. Für den Augenblick lenke ich deine Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß die meisten meiner Gefährten niedrige Arbeiter oder Gesetzlose sind, das heißt, Menschen, die Schwierigkeiten mit den Behörden haben. Ist dir klar, daß, wenn sie deine Boten sein sollen, sie...«
    Jesus unterbrach ihn: »Glaubst du, daß angesehene und reiche Leute mir folgen würden?« Thomas verzog das Gesicht. »Außerdem glaubst du, solche Leute würden angehört von denen, die Worte der Hoffnung erwarten? Oder gar von ihresgleichen? Dies ist eine Sache bescheidener Menschen, Thomas, und sie muß mit bescheidenen Menschen durchgeführt werden, für all diejenigen, die fürchten, daß Gott sie vergessen hat.«
    »Alle Priester werden dann gegen uns sein«, sagte Thomas. Johannes schaltete sich ein. »Glaubst du denn, Thomas, daß Leute, die ein wenig Autorität innehaben, diejenigen, die den Zustand, dem sie ihre Autorität verdanken, in Frage stellen, jemals dulden werden? Für mich besteht kein Zweifel, daß der Rabbi dieser Synagoge uns mit Freuden ins Gefängnis schicken würde.«
    »Das bedeutet also Krieg«, bemerkte Thomas.
    Alle hörten jetzt zu.
    »Was ich trage, ist fast wie ein Schwert«, sagte Jesus dunkel.
    »Es besteht auch kein Zweifel«, fuhr Johannes fort, »daß wir, wenn wir unseren Kampf verlieren, vernichtet werden und daß wir, wenn wir gewinnen, die vernichten werden, die sich uns widersetzen. Es ist also wirklich Krieg, Thomas.« Und er wandte sich an Jesus: »Du bist für uns verantwortlich.«
    »Das bin ich«, erwiderte Jesus. »Jetzt will ich wissen, wie viele wir im ganzen sind. Simon, Andreas, Thomas, Philippus und Natanael waren schon da. Jetzt sind da noch Matthäus, Jakobus und Johannes, Söhne des Zebedäus, Bartolomäus, Simon der Zelot, Jakobus, Sohn des Alphäus, Thaddäus, Judas, Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot. Im ganzen vierzehn. Seid ihr alle bereit, als freie Menschen zu handeln, egal, wie der Druck auch sein mag, den die Macht dieses Landes auf euch ausübt? Wenn einer von euch es nicht ist, soll er ohne Angst gehen.«
    Keiner rührte sich.
    »Das heißt nicht, daß ihr nicht später auch gehen könnt. Kein Band kettet euch an mich. Jakobus, Sohn des Alphäus, weißt du, was du bei mir tun wirst?«
    »Die Segel setzen für den Wind, der sich erhebt.«
    »Und wohin weht der Wind?«
    »Zur Mitte des Meeres hin, wo es viele Fische gibt und wo das Wasser klar ist.«
    Jesus’ Gesicht drückte Freude aus. »Ihr werdet taufen«, sagte er. »Ich glaube, daß fast alle hier von der Taufe gehört haben, da ihr ja auch von Jokanaan gehört habt. Die Taufe reinigt. Sie wäscht die Seele vom Schmutz des Körpers rein und den Körper von dem der Seele. Denn obwohl das eine und das andere zu verschiedenen Bereichen gehören, so gehören sie doch zusammen. Manche haben ein wenig voreilig angenommen«, meinte Jesus, ohne sich jedoch an Thomas zu wenden, »daß der Körper dem Teufel gehört, wie alle anderen materiellen Dinge, während die Seele Gott gehört, wie alles Geistige. Nun, der Teufel kann auch den Geist heimsuchen und anstecken, und Gott ist, wie wir wissen, auch an den materiellen Dingen beteiligt und läßt genauso eine klare Quelle aus einem Fels entspringen, wie er einen kranken Körper heilt.«
    Er durchschritt den Mittelgang der Synagoge. Ein Luftzug ließ die Flammen der Kerzen und die Lampen an ihren Ketten tanzen. »Vielleicht werdet ihr es verstehen«, fuhr er fort. »Es gibt Menschen, die ein über jeden Vorwurf erhabenes Leben führen, die keine Fehler begehen und genauestens den Sabbat achten, und doch ist ihre Seele kalt und ihr Herz stumm, denn sie befolgen nur den Buchstaben des Gesetzes. Und es gibt Sünder, die dem Herrn nahe sind. Ihre Gebete werden erhört, denn sie wenden sich aus ganzem Herzen an den Allmächtigen.«
    Er hielt inne und wandte sich seinem Publikum zu: Jünger, die schon länger, und welche, die erst seit kurzem bei ihm waren, alte und junge Frauen, Händler, Handwerker. Sie schienen auf seine Worte zu warten wie auf eine Flamme, die sie zur Erleuchtung mit nach Hause nehmen konnten. Wer von ihnen hatte nicht schon betrogen, gelogen, geflucht, Unzucht getrieben oder sogar getötet und dabei gehofft, daß Gott in diesem Moment schlafe oder abgelenkt sei? Wer von ihnen verstand ihn? Sie sahen vor allem verblüfft aus. Redete er in der Wüste? Oder zu einer Versammlung versteinerter Menschen?
    Einer von ihnen räusperte sich; es war

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