Ein Mensch namens Jesus
darum baten, und dann haben wir wieder aufgehört«, erwiderte Thomas.
»Warum habt ihr aufgehört?«
»Warum nicht?« gab Thomas zurück. »Keiner wußte, wo du warst oder ob du zurückkommen würdest, und keiner weiß bis jetzt, wer du bist.«
»Und du, Judas, Sohn des Jakob? Und du, Philippus? Und du, Matthäus? Und ihr, Bartolomäus, Jakobus, Simon, Jakobus, Sohn des Alphäus, Thaddäus?«
»Ich arbeite jetzt wieder in einem Gasthaus«, antwortete Thaddäus. »Und ich fische wieder mit meinem Vater«, antwortete Jakobus, der Sohn des Alphäus.
»Auch ich fische wieder mit meinem Vater«, sagte Jakobus, der Sohn des Zebedäus.
»Ich war mit einigen Rechnungen im Verzug«, meinte Matthäus und errötete.
»Ich...«, begann Bartolomäus.
»Ich verstehe«, unterbrach ihn Jesus. »Sobald ich fort war, war es, als sei ich tot. Ihr habt nichts von dem behalten, was ich gesagt hatte. Ich will, daß ihr morgen geht und die Menschen in ganz Galiläa und darüber hinaus tauft. Ihr geht immer zu zweit. Ich will, daß ihr Kranke heilt und daß ihr die Dämonen austreibt. Nehmt kein Geld, kein Gold und kein Kupfer in euren Taschen mit, keinen Ballast, nur eure Sandalen. Der Arbeiter verdient sich seinen Lohn. Wenn ihr in einer Stadt oder einem Dorf ankommt, sucht dort jemand Vertrauenswürdigen und bleibt bis zu eurer Abreise bei ihm. Beschwört den Frieden des Herrn auf das Haus herab, wenn ihr eintretet, auf daß, wenn es dessen würdig ist, euer Gebet erhört wird. Wenn es nicht würdig ist, kommt der Frieden wieder zu euch. Wenn einer sich weigert, euch aufzunehmen oder euch anzuhören, klopft den Staub von euren Sandalen und verlaßt seine Schwelle oder die Stadt. Ich sage euch: Am Tag des Jüngsten Gerichts wird das Schicksal Sodoms dem jener Stadt vorzuziehen sein.«
Judas runzelte die Stirn. Jesus tat so, als bemerke er es nicht.
»Ich schicke euch wie Lämmer unter die Wölfe«, fuhr Jesus fort. »Seid schlau wie die Schlange und unschuldig wie die Taube. Und hütet euch. Männer werden euch vor ihre Gerichte stellen, sie werden euch in ihren Synagogen auspeitschen und werden euch vor Statthalter und Könige schleppen, damit ihr vor ihnen und den Heiden aussagt, und es wird meine Schuld sein. Aber wenn man euch verhaftet, sorgt euch nicht um das, was ihr sagen müßt. Im geeigneten Moment werden
* Es scheint, als würden diese dem Evangelium entlehnten Worte die Neigung Jesus’ zu Wortspielen widerspiegeln. Dieses Wortspiel bezieht sich offenbar auf die Beschuldigung der Pharisäer,
euch die richtigen Worte auf die Lippen kommen, denn nicht ihr werdet sprechen, sondern der Geist eures Vaters, der mit eurer Zunge redet.«
»Ist das derselbe Vater, von dem du neulich gesprochen hast?« fragte Andreas.
»So ist es.«
»Sind wir also deine Brüder?« fragte Andreas.
»Ihr seid es.«
»Wird unser Fleisch also auch ein Fleisch aus Licht sein?«
»Wenn ihr befolgt, was ich euch sage, wird es so sein. Aber bevor es dazu kommt, wird der Bruder seinen Bruder durch Verrat in den Tod schicken, und der Vater wird den Sohn durch Verrat in den Tod schicken; die Kinder werden sich gegen ihre Eltern erheben und sie in den Tod schicken.«
Die Frauen stießen entsetzte Schreie aus.
»Warum sollte das so sein?« fragte Judas Iskariot.
»Weil die Wahrheit des Herrn wie das Schwert herabfahrt und Fleisch und Häuser durchtrennt und weil keiner ihr entkommt. Sie trennt das Licht von der Dunkelheit, und die, die im Schatten wohnen, werden die verfolgen, die im Lichte stehen. Alle werden euch hassen, weil ihr mir folgt, aber der, der bis zum Ende ausharrt, wird gerettet werden. Wenn ihr in einer Stadt verfolgt werdet, flüchtet in eine andere. Ich sage euch dieses: Bevor ihr in allen Städten Israels gewesen seid, wird der Menschensohn dasein.«
»Wer ist der Menschensohn?« fragte Johannes.
»Er ist die künftige Vollkommenheit«, antwortete Jesus, »aber fragt mich nicht, wie die Vollkommenheit kommen wird. Hört mich an, auch wenn die Zeit drängt, seid nicht ungeduldig! Ein Schüler verliert nicht den Anschluß an seinen Meister, und der Diener nicht den an seinen Herrn. Der Schüler müßte froh sein, das Wissen seines Meisters teilen zu dürfen, und der Diener froh, das seines Herrn zu teilen. Wenn der Herr sich Belzebul nennt, um wieviel mehr erst die Bewohner seines Hauses!« *
Thomas ließ ein kurzes, glucksendes Lachen hören. Auch Judas fing an zu lachen. Jesus deutete ein verständnisvolles
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