Ein Mensch namens Jesus
richteten sich auf Maria, die angespannt und traurig zugehört hatte.
Jesus betrachtete sie und erwiderte kalt: »Ich würde es tun, wenn es nötig wäre.«
Maria verließ das Zimmer, gefolgt von Rebekka.
»Dieser Mann hat den Verstand verloren, sage ich euch!« brüllte Bartolomäus und stand auf, um Andreas zu folgen.
Aber er blieb an der Tür stehen, als Jesus gebieterisch rief: »Bartolomäus! Hör dir wenigstens das an!« Der Jünger drehte sich halb um. »Das Ende rückt näher, und dies ist ein Krieg. Wir leben nicht mehr zu Zeiten, da Israel der Stimme des Herrn zuhörte. Das Gesetz ist in Vergessenheit geraten, und die Menschen erheben sich schon gegeneinander, weil es keine Rechtschaffenheit mehr gibt. Wir müssen nun so handeln wie der Schnitter, der die Spreu vom Weizen trennt und verbrennt.«
»Aber warum soll man den Bruder gegen den Bruder und die beiden gegen den Vater aufhetzen?« schrie Bartolomäus, entstellt vor Zorn. »Warum willst du die Menschen quälen, weil ihre Herren gefehlt haben, und Schmerz bei allen hervorrufen wegen der Fehler einiger weniger? Im Namen von was und von wem«, fragte mit bebender Stimme, wobei er sich an die anderen wandte, »müssen wir Trauer über Israel bringen? Woher, Jesus, Sohn des Josef, nimmst du das Recht, über die Menschen zu urteilen, bevor Gott es tut? Wer hat dich denn mit einem Schwert bewaffnet, dich, der du behauptest, kein Feldherr sein zu wollen? Dein Schwert, soll es auf die Juden herabfahren, weil keine Römer da sind? Woher nimmst du deine Macht? Sag es mir! Mein Recht, dich danach zu fragen, ist so groß wie die Autorität, die du dir anmaßt!« schrie er keuchend.
»Antworte ihm!« befahl Simon Petrus mit ungewohnter Heftigkeit. »Dieser Mann hat wie wir das Recht, es zu wissen!«
»Die Frage von Bartolomäus läßt sich leicht zusammenfassen«, antwortete Jesus, der plötzlich erschöpft aussah. »Dieser Mann erwartet keinen Messias.« Er atmete schwer. »Das Schwert, das sich gegen den Fremden erhebt, würde nicht das verfaulte Glied herausschneiden, das am Körper Israels hängt... Wir müssen zuerst die Spreu vom Weizen trennen... Herausschneiden, was verfault ist, selbst wenn es unser eigener Körper ist, in unserer Familie...«
»Geh endlich«, sagte Judas Iskariot zu Bartolomäus. Bartolomäus baute sich vor ihm auf, und Judas stieß ihn fort. Sie begannen, mit den Fäusten aufeinander einzuschlagen, bis Johannes und Natanael aufstanden, um sie zu trennen. »Geh! Du bist kein Jude!« schrie Judas, wobei er sich die Spucke und das Blut abwischte, die ihm aus einem Mundwinkel liefen. »Du willst mit den Pharisäern leben! Wir brauchen weder Feiglinge noch Eunuchen!«
»Ich habe geglaubt, du bringst die Freiheit, du seist ein Bote des Lichts«, sagte Bartolomäus zu Jesus, und seine Stimme war rauh. »Aber du bist ein Fanatiker, und sieh, was du tust: Du säst die Zwietracht selbst unter deinen Jüngern!« Er fuchtelte mit dem Arm vor den anderen herum: »Dieser Mann, der sich Jesus nennt, bezeichnete sich als demütig, er sagte, er sei gekommen, um das Gesetz zu erneuern, aber ihr könnt jetzt alle sehen, daß das Gegenteil der Fall ist.«
»Schweig!« schrie Judas und stürzte sich wieder mit geballten Fäusten nach vorne, aber Johannes und Natanael hielten ihn fest.
»Und du, Judas«, sagte Bartolomäus, »du bist auch ein Fanatiker, deshalb folgst du diesem Mann! Aber du wirst ihm nicht immer folgen! Denn du wirst bald wie alle anderen bemerken, daß er seine Jünger in die Katastrophe führt!« Diesmal stießen Johannes und Natanael Bartolomäus zur Tür.
Alle, Jesus inbegriffen, sahen aus, als hätten sie gerade einen Fieberanfall hinter sich.
»Es ist besser, sich vor der Schlacht der Tapferkeit der Soldaten zu vergewissern«, murmelte Jesus. »Kein Mensch verdient es, für mich zu kämpfen, wenn er mir Vater und Mutter vorzieht. Oder Sohn und Tochter. Oder wenn er mir nicht nachfolgt. Wenn er sein Leben schont, riskiert er, es zu verlieren. Indem er es für mich verliert, wird er es gewinnen.«
Die Stimme von Bartolomäus drang von draußen zu ihnen; sie war von einer Wildheit entstellt, die dem Wahnsinn gleichkam. »Das Zeichen des Todes ist auf diesem Mann!«
Johannes schauderte.
Jesus tat so, als habe er Bartolomäus nicht gehört. »Die, die euch empfangen, empfangen mich«, sagte er müde, »und mich zu empfangen heißt, den empfangen, der mich geschickt hat. Wer immer einen Propheten empfangt, wird auch einen
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