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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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prophetischen Lohn erhalten, und wer einen guten Menschen empfangt, weil es ein guter Mensch ist, wird den Lohn eines guten Menschen bekommen. Und wenn jemand einem meiner Jünger auch nur ein Glas Wasser gibt, so sage ich euch, dieser Mann wird sicher seinen Lohn erhalten.«
    Sie waren nur noch zwölf, Johannes, Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Jakobus, der Sohn des Alphäus, Judas Iskariot und Judas, der Sohn des Jakob, Simon der Zelot, Natanael, Thaddäus, Thomas, Matthäus, Philippus und Simon Petrus.
    »Andreas wird zurückkommen«, meinte Simon Petrus, der den Blick bemerkte, den Jesus in der Runde umherwandern ließ.
    »Ihr werdet morgen früh gehen«, sagte Jesus nur. Und er verließ das Haus.
    Da ließen die Frauen ihren Tränen freien Lauf. Die Frau von Simon Petrus, seine Schwiegermutter und Maria Magdalena folgten Maria und Rebekka in ein Hinterzimmer, alle schluchzten. Judas Iskariot ging verdrossen hinaus, gefolgt von Thomas, dann von den anderen. Der Abend senkte sich herab; sie gingen in die Herberge. Sie tranken beim Essen etwas mehr, als nötig gewesen wäre, doch auch das vermochte ihren Appetit nicht zu steigern.
     

XV.
     
    Die Proselyten
     
    Andreas kehrte nicht wieder zurück. Seinem Bruder erklärte er, er sei außer sich vor Empörung.
    Also machten sie sich auf den Weg, Johannes mit seinem Bruder Jakobus, Thomas mit Natanael und Judas Iskariot mit Simon dem Zeloten, ungeachtet der Bemerkung, die Thomas einmal fallengelassen hatte: Wenn sie beide sich zusammentäten, würden die Leute Jesus unweigerlich für einen Zeloten halten. Simon Petrus brach gemeinsam mit Matthäus auf, der andere Judas mit Philippus und Jakobus, der Sohn des Alphäus, mit Thaddäus.
    Die ersten Tage wanderten die frischgebackenen Pilger fast wortlos nebeneinander; zu tief standen sie noch unter dem Eindruck der Geschehnisse. In Nain hielten die Leute Simon Petrus und Matthäus aufgrund ihrer Wortkargheit und ihres wilden, verstörten Blickes für Bettler oder Kundschafter. In Kana hielt man Johannes und Jakobus für Gelegenheitsarbeiter und bot ihnen tatsächlich auch an, sich auf den Feldern nützlich zu machen. Am See Gennesaret glaubte man in Jakobus, dem Sohn des Alphäus, und in Thaddäus Vater und Sohn zu erkennen, da eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden bestand. Einzig und allein Judas Iskariot und der Zelot wurden für die gehalten, die sie auch waren, denn ihre entschlossenen Mienen ließen unmißverständlich zum Ausdruck kommen, daß sie etwas zu sagen hatten. Beim geringsten Anlaß, und mochte es auch nur ein Bettler sein, der auf der Straße an ihnen vorüberging, warf Judas Simon einen Blick zu oder stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Das körperliche Elend...« begann Simon, »... ist nichts, verglichen mit dem moralischen«, vervollständigte Judas den Satz. Die Leute murmelten zustimmend, und es kamen Gespräche in Gang: Der Zorn des Herrn schwebe über Israel, weil Jerusalem in Sünde lebte. Diese Taktik war einfach und wirksam, da die Galiläer ein angeborenes Mißtrauen gegenüber den Menschen aus Judäa hegten.
    An einem Vormittag in Chorazin wandten Judas und Simon sie zum erstenmal an. Mittags hatte man ihnen zu essen angeboten, und abends lud man sie zum Übernachten ein. Sie redeten vor begüterten Leuten. Am nächsten Tag tauften sie zwölf Menschen, am übernächsten siebenundzwanzig. Am dritten Tag waren sie am Ufer des Jordan von einer ganzen Schar Konvertierter umringt, denn jeder wollte Vorsorge treffen — wann bot sich auch je wieder eine solch günstige Gelegenheit! — für den Tag, an dem die Mächte des Himmels die des Bösen zum allerletzten Kampf aufforderten. Da man ihnen erklärte, die Taufe sei die symbolische Reinigung von den Sünden der Menschheit, suchte jeder sie zu erlangen. Außerdem stellten sich Simon und Judas als Jünger des ihnen allen bekannten Jesus vor. Behauptete man nicht von ihm, er sei der Messias? Hatte nicht er die Rabbiner von Kafarnaum, Kana, Nain und anderen Orten zur Raserei gebracht? Doch, doch, er war es gewesen. Wann würde der Konflikt zwischen Gott und dem Teufel ausgetragen werden? Immer wenn diese Frage aufkam, stöhnten die Frauen laut auf und schlugen sich an die Brust, die Greise ergingen sich in donnernden Ermahnungen und beteten inständig zum Herrn, wobei sie Passagen aus dem Buch Ijob zitierten. Aber der Herr allein wußte, wann das Faß zum Überlaufen kommen sollte.
    »An diesem Tag«, verkündete Judas Iskariot, »muß

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