Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
Vom Netzwerk:
Petrus, Andreas, Johannes und Judas waren bestürzt. Selbst der geheilte Blinde war fortgegangen. Und Jesus redete immer noch.
    »Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich werde euch trösten.«
    Die vier Pharisäer waren eine Stufe herabgestiegen.
    »Kommt unter mein Joch, und ich werde euch lehren, denn mein Herz ist demütig und sanft. Und eure Seelen werden getröstet werden, denn mein Joch ist sanft, und meine Last leicht.«
    »Er hat den Verstand verloren!« flüsterte Andreas.
    »Schweig!« schnitt Simon Petrus ihm das Wort ab. »Er ist der Messias!«
    Einer der Pharisäer, der der Wortführer zu sein schien, kam die Treppe herab, überquerte die Straße, wobei er aufpaßte, daß die Quasten seines Mantels nicht den Boden berührten. Jesus betrachtete ihn. Als der Mann einen Schritt von Jesus entfernt war, blieb er stehen. »Elender Bastard«, sagte er, »deine Mutter ist eine Hure wie die Weiber um dich herum, und deine Männer sind nicht mehr wert als Weiber! Ich verfluche dich, Bastard, wie ich den Tag verfluche, an dem deine Mutter einen stinkenden Furz tat und dich gebar!« Und er spuckte Jesus ins Gesicht.
    Jesus wischte den Speichel ab. »Was für eine Angst du hast«, meinte er. Wortlos wandte sich der Pharisäer ab und kehrte zur Synagoge zurück.
    Jesus wandte sich an seine Jünger. »Kommt, ihr Weiber«, meinte er. Sie rührten sich nicht, die Beleidigung hatte sie erstarren lassen. »Dieser Mann hatte doch recht«, sagte er. »Ihr habt keinen Finger gerührt, um mich zu verteidigen.« Er lächelte, und sie erschraken noch mehr. »Ihr wollt einen Messias, aber ihr werdet euch nicht für ihn schlagen. Doch vielleicht wollt ihr ja gar keinen Messias, vielleicht wollt ihr Gott selber. Es wäre so einfach, wenn es Jahwe selber wäre! Ihr bräuchtet dann nur zuzusehen, wie die Bösen untergehen.«
    »Die Bösen?« rief Judas. »Wo sind die Bösen? Der Platz ist leer! Du hattest vor einer Stunde Tausende, die dir folgten, und jetzt ist keiner mehr übrig. Du hast Kafarnaum mit Sodom verglichen, und jetzt schimpfst du uns Weiber. Wenn du so weiterredest, werden auch wir bald fort sein. Wie kannst du dich sanft und demütig nennen?«
    »Weil ich es doch bin«, erwiderte Jesus. »Aber vielleicht hörst du die Worte mit dem Ohr und nicht mit dem Herzen.«
    »Sag uns lieber, was unser Kampf ist und wo wir ihn führen sollen«, fuhr Judas fort.
    Jesus verschränkte die Arme und betrachtete den See. »Es gibt keinen Kampf«, antwortete er nach einer Weile. »Keinen Kampf. Nur einen langen und mühsamen Weg zum Vater hin. Der Sohn wird zum Vater gehen, und er wird sich im himmlischen Licht auflösen. Und dann wird er wiederkommen, aber er wird sich verändert haben. Sein Fleisch wird Fleisch sein, aber nicht dasselbe wie vorher. Es wird ein Fleisch aus Licht sein.«
    Judas zuckte mit den Achseln. Simon Petrus und Andreas starrten zu Boden.
    »Wer ist der Sohn?« fragte Johannes erregt. »Ist es der Messias? Bist es du?«
    »Der Sohn wird der Messias werden nach seiner Begegnung mit dem Vater«, antwortete Jesus. »Verstehst du? Verstehst du, Johannes?«
    »Heißt das, daß du bei deinem Tod der Messias sein wirst?« fragte Johannes.
    Aber er bekam keine Antwort.
    »Wo sind die anderen?« fragte Jesus ungerührt. »Sucht sie. Ich will euch alle am Tag des Sabbat vereint sehen, übermorgen im Haus von Simon Petrus.«
    Er verließ sie und ging am Ufer entlang. Sie sahen, wie er sich entfernte, bis er nur noch so groß wie ein Käfer war.
    »Er hat wohl in den Bergen einen Sonnenstich abgekriegt«, meinte Judas traurig und wütend zugleich. »Seine Worte ergeben keinen Sinn mehr.«
    »Für mich schon«, erwiderte Johannes.
     
    Die vierzehn versammelten sich am Sabbat also im Haus von Simon Petrus. Auch Maria war dabei. Und Maria Magdalena, die Schwester von Lazarus, die aus Judäa gekommen war. Und Rebekka, die Hure, die so oft in der Gruppe von Jesus’ Anhängern dabei war und die ihren Beruf nicht mehr ausübte, jedoch die Angewohnheit beibehalten hatte, sich die Augen zu stark zu schminken. Und vier oder fünf Frauen, die felsenfest davon überzeugt waren, daß er der Messias sei, weil er die Kranken heilte und sie nicht alles verstanden, was er sagte. Die Männer setzten sich auf den Boden, und die Frauen standen gegen die Wand gelehnt.
    »Wo wart ihr und was habt ihr in den letzten Tagen getan, seit dem Fest im Haus des Offiziers?« fragte Jesus.
    »Natanael und ich haben die Leute getauft, die

Weitere Kostenlose Bücher