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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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der sich mit dem Schwerte Gottes bewaffnen und seine Feinde in Stücke schlagen, und sei es sein eigener Sohn oder seine ihm angetraute Frau.« Hin und wieder meinte Judas, ein ebenso guter Redner wie Jesus zu sein, und der Zelot war es dann, der immer wieder Gerüchte aus der Welt schaffen mußte, denen zufolge Judas in der Tat Jesus sein sollte, nur eben verkleidet als ein anderer.
    Ihre Taktik und Rhetorik versetzte Dörfer und Städte in Angst und Schrecken, mit dem Ergebnis, daß alle Einwohner bereit sein wollten für den Tag X. So sorgten Judas und Simon in ganz Galiläa für Aufbruch- und Umkehrstimmung. Dem Rabbi von Chorazin blieb gar nichts anderes übrig, als sich der Bewegung anzuschließen. Daß man ihn dazu zwang, verstimmte ihn im Grunde nicht wirklich, denn die Leute waren überaus fromm geworden, und die Synagoge wurde seit dem Durchzug der zwei Besucher mit Opfergaben regelrecht überhäuft.
    Simon Petrus und Matthäus verfügten zwar nicht über ebenso brillante Fähigkeiten, aber gerade wegen ihrer farblosen Erscheinung, die manche Leute zu Beginn etwas gestört hatte, zogen sie schließlich doch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich. Ihr sorgenvolles Gebaren brachte die Menschen dazu, sich selbst Sorgen zu machen und den Jüngern sogar mit Ehrerbietung zu begegnen. Zwei reife Männer, denen ein großes Unglück widerfahren zu sein schien, die aber trotz allem Anstand und fromme Sitten gewahrt hatten, mußten unweigerlich Interesse erwecken. Hatten sie vielleicht ihre Familien in einer Feuersbrunst verloren? Hatten Wucherer sie in den Ruin getrieben? so fragten sich die Frauen. Schließlich schickte eine der Matronen aus dem reichen Stadtviertel von Kana, wo die beiden sich häufig aufhielten, eine Dienerin aus, um den Grund ihrer Traurigkeit zu erkunden. Simon Petrus hob die Arme zum Himmel, und Matthäus senkte den Kopf.
    »Frau, Frau!« rief Simon Petrus aus. »All die Trübsal und das Leid, das du uns nennst, ist lächerlich, verglichen mit dem, was uns alle erwartet!«
    Matthäus stimmte ihm mit sorgenvollem Kopfnicken bei.
    »Was erwartet uns denn?« fragte die Dienerin, von plötzlicher Unruhe ergriffen.
    »Gottes Zorn!« antwortete Matthäus mit klagender Stimme. »Wehe der Frau, die an jenem Tag ein Kind in ihrem Leib trägt! Wehe dem Mann, der gerade das Gold zählt, das er den Armen verweigerte! Der Himmel wird schwarz sein, die Flüsse rot, und die Ernte auf den Feldern wird die letzte sein, die sich dem Blick der Menschen darbietet! Die Schwalbe wird in abgestorbenen Baumstümpfen Zuflucht suchen, und der Hase wird sich still ins Gesträuch ducken, denn alle lebenden Kreaturen wissen dann, daß die Stunde des Herrn geschlagen hat!«
    »Allmächtiger Gott!« schrie die Dienerin und lief eilends nach Hause, denn sie wollte keine weiteren Einzelheiten mehr über das Unglück hören. Und kaum war sie dort angekommen, sorgte die von den unheilvollen Prophezeiungen in Angst und Schrecken versetzte Magd für gehörigen Aufruhr unter dem Gesinde, bis ihre Herrin, durch die angstvollen Schreie und das Wehklagen neugierig geworden, nach ihr rufen ließ.
    Mit übereinandergeschlagenen Beinen thronte sie, eine rundliche, verblichene Schönheit um die Vierzig, auf einem mit Kissen überladenen Diwan. »Also los«, forderte sie die Dienerin auf, »erzähl mir den Grund deiner Aufregung. Die Nachbarn denken womöglich schon, daß hier im Haus ein Mädchen abtreibt. Was hat es mit den beiden Männern, zu denen ich dich geschickt habe, auf sich?«
    »Ach, Herrin!« rief die Magd und fächelte sich dabei mit einem Strohfächer Kühlung zu, der eigentlich zum Schüren des Feuers in der Küche diente. »Das sind fromme Männer! Sie haben mir alles Elend offenbart, von dem das ganze Land heimgesucht werden wird! per Himmel wird schwarz sein, und das Blut wird die Flüsse rot färben! O Herr, hab Erbarmen mit uns!«
    »Und warum sollte dies Unheil über uns kommen?« erkundigte sich ihre Herrin stirnrunzelnd.
    »Wegen der Sünden Israels, Herrin! Wissen wir denn nicht alle, daß dieses Land verdammt ist? Ist nicht die Verkommenheit der Sonne zugekehrt, als sei sie die Tugend? Ich höre schon die Gebeine der Toten vor Zorn in den Gräbern klappern!«
    »Ich höre gar nichts klappern, höchstens ein paar verirrte Kieselsteine in deinem Gehirn! Wer sind denn diese Unglücksprediger?«
    »Jünger von Jesus! Dem Messias!« rief die Dienerin, die immer aufgeregter wurde. »Herr, erbarme Dich

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