Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
gemahlenem schwarzem Pfeffer angerichtet hatte. »Sie erinnern irgendwie an einen Phallus, oder? Auch wenn sie ein bisschen dünn geraten sind.«
Maggie blinzelte Ethan zu und aß ihren Spargel so aufreizend, dass ich nicht länger in ihre Richtung sehen konnte. Mein Blick wanderte hinüber zu Ethan, dessen Augen an Maggies Mund klebten. Genau wie die von Andrew. Während der gesamten Vorspeise schien es, als wäre sie die einzige Person im Raum, und die Lippen ihres roten Schmollmunds würden sich beim Essen und Sprechen aufplustern.
»Na, dann!«, rief ich und stand auf, um die nächste CD aufzulegen. »Hattet ihr alle genug?«
Ich räumte die Teller ab, während Ethan und Andrew noch aßen. Als Maggie anschließend begann, mit Ethan über aphrodisisches Essen zu scherzen, und Andrew von seiner Sammelleidenschaft für Retro-Küchengeräte erzählte, knallte ich saubere weiße Suppenteller auf den Tisch. Andrew beäugte mich vorsichtig.
»Mein Glas ist leer«, verkündete Ethan. »Diesem Zustand verschaffe ich mal schnell Abhilfe.« Und er schenkte sich und den anderen Wein nach.
Wir werden am Schluss alle fürchterlich betrunken sein, dachte ich, als ich den Fischeintopf servierte und ihn alles andere als vorsichtig in die Suppenteller schöpfte. Ich setzte mich hin und seufzte. Dieses Trinkgelage würde kein gutes Ende nehmen. Ich spürte, dass noch vor dem Zubettgehen die ersten Tränen fließen würden. Je schneller dieser Abend vorbei wäre, umso besser.
»Das hier ist ein Fischeintopf«, sagte ich und fühlte mich plötzlich kraftlos. »Lasst es euch schmecken!«
Es trat Stille ein. Ich trank noch mehr Wein, während Ethan ein Stück Brot in den Eintopf tunkte, probierte und dann erstarrte. Auf seinem Gesicht lag ein sorgenvoller Blick.
»Willst du es ausspucken, Ethan?«, fragte ich, allerdings nur halb im Scherz. »Stimmt was nicht damit?«
Ethan schüttelte den Kopf, lächelte nur und hob die Augenbrauen. Dann mampfte er weiter.
»An diesem Fischeintopf fehlt irgendwas«, erklärte Maggie und stach in ihrem Essen herum. Sie schaute hoch zu mir, ein Lächeln umspielte ihre roten Lippen.
»Was denn?«, fragte ich panikartig und steckte mir das Haar hinters Ohr. »Ich weiß, er ist angebrannt, und ich habe so viel Petersilie hineingegeben, dass ich den Boden meines Tellers kaum sehen kann – oh, verdammt!«
Ich tauchte die Kelle wieder in die Schüssel und rührte in der Brühe herum.
»Mag sein, dass ich falsch liege«, warf Maggie ein, »aber sollte in einem Fischeintopf nicht auch Fisch sein?«
»Verfluchter Mist!«, stieß ich hervor und sackte auf meinem Stuhl zusammen. »Ich kann’s nicht glauben, ich habe den Fisch vergessen. Was bin ich doch nur für eine Idiotin! Ich muss wohl betrunken sein. Das ist mir so peinlich! Ich hätte ihn dazugeben müssen, als wir die Vorspeise aßen. Mein Gott, ich kann einfach nicht verstehen, warum ich …«
Zum Glück hatte sich Dominique schon vor dem Hauptgang verabschiedet.
Meine Augen wanderten hinüber zu Ethan, und ich hielt inne.
»Ich werde das hier schnell entsorgen«, sagte ich und stand auf, um die Teller einzusammeln. Ich wollte bei Andrew beginnen, doch er hielt ihn fest und weigerte sich, ihn mir zu geben.
»Ich bin zu hungrig«, erklärte er freundlich. »Außerdem sieht es für mich wie eine sensationelle Tomatensuppe aus. Zuerst Spargel und dann Suppe mit Brot – das ist ein absolutes Festmahl für mich. Vielen Dank, Eve.«
»Völlig richtig«, pflichtete ihm Ethan bei. »Du bist ein wahrer Gentleman, Andrew. Ein Mann nach meinem Geschmack. Sind nicht mehr viele von uns übrig, was?!«
Paul, der gerade fotografierte, lachte hinter seiner Kamera. Ich sah ihn stirnrunzelnd an.
»Keine Sorge, fehlender Fisch ist im Vergleich zu den Katastrophen, die ich bei anderen Essen schon erlebt habe, gar nichts. Sozusagen eine Lappalie.«
Ich schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge.
»Es tut mir leid«, sagte ich und bedeckte kurz die Augen hinter meinen Händen. »Das müssen die Nerven sein, oder …«
Oder die Tatsache, dass mein Exfreund aus dem Nichts auftaucht und mit einer Frau flirtet, die ich noch nie zuvor an meinem Esstisch gesehen habe. Ich starrte ihn wütend an.
»Also, ich finde das hier köstlich«, verkündete Andrew.
»Ist mal was anderes als nur Gemüse«, meinte Maggie. »Wenn ich zum Essen ausgehe, bestelle ich mir immer das größte Steak auf der Karte. Ich liebe Fleisch und schaue es mir total gerne in der
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