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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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Ethan!«
    Ich seufzte unmerklich. Maggies Signale waren ziemlich eindeutig. Doch sie war auch ziemlich betrunken. Wie wir alle. Überall auf dem Tisch standen leere Flaschen – ich konnte es nicht fassen, wie viele wir bereits geköpft hatten, und war mir nicht sicher, ob sich überhaupt noch irgendjemand an den Grund unseres Treffens erinnern konnte. Paul schien dies inzwischen auch nicht mehr zu interessieren, denn seine Kamera stand unbeachtet auf dem Regal herum, während er eifrig bei unserem Trinkgelage mitmachte.
    Ich dachte plötzlich an Joe, schaute durch die Terrassentür hoch in den dunkler werdenden Himmel und auf die funkelnde Lichterkette, die er im Apfelbaum angebracht hatte. Ich sah auf meine Uhr und fragte mich in einem plötzlichen Anflug von Nervosität, wann Joe wohl nach Hause kommen würde.
    »Da bin ich aber froh, dass du mich als Mann bezeichnest, Maggie«, erklärte Ethan und genoss es, wieder im Mittelpunkt zu stehen. »Weißt du, als ich in Rom wohnte, rief mein Nachbar, wirklich ein alter Kerl, immer: ›Buona mattina, signorina, wenn ich an seinem Fenster vorbeiging, und das ohne jegliche Ironie. Auch wenn ich damals mein Haar etwas länger trug – findest du etwa, ich sehe aus wie eine Frau?«
    Ich kippte den Rest meines Weins hinunter und ärgerte mich, dass Ethan so entspannt wirkte, während ich völlig durcheinander war.
    »Mir ist noch nie jemand begegnet, der einer Frau so unähnlich war wie du«, schäkerte Maggie, wandte sich zu mir und fragte: »Dir etwa?«
    »Nein, noch nie«, erwiderte ich kühl. Ich ging hinüber zur Stereoanlage, drehte den anderen meinen Rücken zu und legte eine andere CD ein, nur um etwas zu tun. Als ich mich wieder umdrehte, stand Ethan draußen in meinem Handtuchgarten und rauchte eine Zigarette. Ich ging hinaus zu ihm. Es war noch immer drückend, und die Luft draußen wärmer als drinnen. Ich blies mir den Pony aus den Augen und holte tief Luft, denn ich musste etwas sagen, solange ich die Chance dazu hatte.
    »Also«, begann ich mit hämmerndem Herzen und verschränkte meine Arme. »Ich finde das hier echt eigenartig. Ich habe kaum mit dir gesprochen, was dir anscheinend nichts ausmacht, aber wir müssen miteinander reden.«
    »Ich weiß«, antwortete er und blies den Rauch in Ringen in Richtung Himmel. »Es tut mir leid, Eve. Es gibt so viel zu sagen. Ich weiß nicht, wie viel. Du hast ein neues Leben, bist mit diesem Joe zusammen, und wir sind …«
    Er wandte sich zu mir um, die Zigarette zwischen den Fingern, und lächelte mich traurig an. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, er würde an diesem Abend etwas sagen wollen, das ehrlich und von Belang war. Ich warf einen Blick nach drinnen und sah die Umrisse von Andrew und Maggie, die miteinander sprachen, während Paul die Musik aufgedreht hatte und die Lautsprecher zum Dröhnen brachte. Ich runzelte die Stirn und war ein wenig besorgt wegen der jungen Familie nebenan.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll …«, begann er. »Du zuerst.«
    »Wie war’s in Rom?«, fragte ich. »Das interessiert mich wirklich.«
    Ethan schaute mich merkwürdig an.
    »Ehrlich?«, sagte er. »Die Stadt ist unglaublich, hat eine tolle Atmosphäre, und überall gibt’s großartiges Essen. Trotzdem war es nichts für mich. Ich wusste nicht, was ich da sollte, und vermisste …«
    Er sah mich verlegen an und lächelte.
    »… ich vermisste dich …«, beendete er seinen Satz.
    »Warum hast du dich dann nicht einfach bei mir gemeldet?«, fragte ich. »Das verstehe ich nicht. Wenn du mich so vermisst hast, warum bist du dann dortgeblieben? Warum hast du dich nicht entschuldigt? Und wieso bist du überhaupt gegangen?«
    Ethan zuckte mit den Achseln, ließ die Zigarettenkippe fallen, trat sie mit dem Fuß aus und schaute auf den Boden.
    »Ich habe mich bei dir gemeldet«, erklärte er. »Ich habe dir einen Brief geschrieben.«
    Ich schüttelte den Kopf und stieß Luft aus meiner Nase, als wollte ich so meine Zweifel wegdrücken.
    »Wirklich«, versicherte er ernsthaft. »Aber das ist nicht wichtig. Ich hätte dich anrufen sollen. Ja, das hätte ich tun sollen, aber irgendwie schien nie der richtige Zeitpunkt dafür zu sein. Ich nahm ungefähr zehn Millionen Mal den Hörer in die Hand, doch jedes Mal, wenn ich deine Nummer wählte, zog ich den Schwanz wieder ein. Ich dachte, du würdest vor Wut kochen und mich hassen, weil ich einfach so abgehauen war und … egal, es gab … es gab so viel, was ich dir sagen wollte. Zum

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