Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
und schaute begierig auf das zarte Lamm, das so saftig und perfekt gegart war, dass es fast vom Knochen fiel. Auf einem anderen Teller war ein köstlich aussehender Artischockensalat angerichtet.
»Couscous mit Kreuzkümmel«, sagte Ethan, lehnte sich nach vorne und atmete den Geruch ein. »Stimmt’s? Wie hast du den Couscous gekocht? Über dem Fleisch?«
»Sehr witzig«, sagte Maggie und zog ihm scherzhaft eine mit ihren Ofenhandschuhen über, sodass die Kerzen zu flackern begannen. »Ja, im Fleischdampf. So nimmt der Couscous den Geschmack an. Und das hier ist der Wein, den wir dazu trinken.«
Sie hielt eine Flasche Rotwein hoch, den Andrew ihr aus der Hand nahm und eingehend prüfte.
»Einen Augenblick«, sagte Paul. »Ich muss ein Foto machen. Bleibt so, ja?«
Maggie nahm einen Servierlöffel von dem niedrigen Tisch und begann, das Essen zu verteilen.
»Riecht toll!«, sagte ich und legte mir eine Serviette auf den Schoß.
»Her damit!«, rief Andrew. »Maggie, ich glaube, du wirst die Gewinnerin. Tut mir leid, Eve.«
Maggie brüllte los vor Lachen, während ich matt lächelte.
»Danke«, sagte ich. »Macht nichts. Du hast recht. Das hier ist fantastisch.«
Kurz bevor Maggie das zarte Lamm und den wunderbar lockeren Couscous auf riesigen Tellern verteilte, machte Paul noch mehr Fotos, setzte sich dann auch hin und meinte, er würde am Ende dieses Auftrags so »fett wie ein Otter« sein. Maggie erzählte uns, dass sie einmal ein halbes Jahr in Marokko gelebt und dort Englisch unterrichtet hatte. Ihre Gastfamilie hatte ihr beigebracht, richtig marokkanisch zu kochen, wobei das Interesse des Vaters eher ihren Beinen galt. Nicht, dass ihr das etwas ausgemacht hätte, dachte ich, sagte es aber nicht – er war schließlich verheiratet! Ethan brachte uns mit Anekdoten über die ständigen Streitereien seiner Eltern in ihrem Delikatessenladen (sie waren typische Italiener, die sich stets anblafften, aber dennoch leidenschaftlich liebten) und einem Vorsprechen für eine neue Chipssorte zum Lachen. Er erhielt den Auftrag nicht, weil er nicht geräuschvoll genug knabbern konnte. »Da habe ich mich jahrelang zum Schauspieler ausbilden lassen«, sagte er, »und weiß immer noch nicht, wie man richtig Chips isst.«
Für den Rest des Essens vergaß ich, warum ich hier war. Vielleicht lag es an Maggies duftendem, köstlichem Lamm und dem Couscous, beides zerging auf der Zunge und ließ Andrew genüsslich die Augen verdrehen, vielleicht lag es aber auch am Wein, dass ich vergessen hatte, dass Ethan vor ein paar Tagen wie aus dem Nichts bei mir aufgetaucht war. Genauso wie ich vergessen hatte, dass ich bei Joe sein sollte, der vielleicht genau in dieser Minute seinen Antrag vorbereitete. Ich entspannte mich, genoss diesen Augenblick und freute mich, wenn die Blicke von mir und Ethan sich trafen – wir genau wussten, was der andere gerade dachte. Es war wie in alten Zeiten.
»Ich amüsiere mich wirklich bestens«, sagte Andrew und sprach damit aus, was alle dachten. »Ich bin zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder entspannt.«
»Oh, Andrew«, rief Maggie. »Das Leben, das du führst, muss wirklich traurig sein. Du tust mir leid.«
»Nicht nötig«, erwiderte er. »Ich scheine Alicia einfach nur auf die Nerven zu gehen, weshalb zurzeit ein kleiner Schatten über meinem Dasein liegt. Die kleinste Kleinigkeit von mir regt sie auf. Wir hatten bereits mehrere Jahre versucht, ein Kind zu bekommen, und waren drauf und dran, uns zu trennen, als es dann doch noch klappte. Wahrscheinlich hätten wir uns besser getrennt, aber egal. Mir ist erst vor Kurzem klar geworden, wie sehr ich ihr auf die Nerven gehe.«
Andrew lachte zwar über sich selbst, doch ich fand den Gedanken furchtbar, dass er sich so elend fühlte, denn ich mochte ihn schon jetzt.
»Ihr seid da in einer schwierigen Situation«, erklärte ich. »Aber Höhen und Tiefen gibt es nun mal in allen Beziehungen.«
Ethan wandte sich geflissentlich von mir ab und schenkte sich Wein nach. »Alicia hat doch bestimmt auch ein paar unangenehme Charakterzüge, oder?«, fragte er. »Sie kann ja wohl nicht völlig perfekt sein.«
Andrew nickte nachdenklich.
»Ich glaube, das ist sie schon«, erwiderte er bedächtig. »Ich kann nichts Schlechtes über sie sagen.«
Maggie schlug mit der Hand auf den Tisch.
»Jetzt komm schon, Andrew!«, sagte sie. »Lass deinen inneren Schweinehund heraus! Es muss etwas geben, das dich an ihr stört.«
Andrew lehnte sich zurück, schaute
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