Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Ort dafür.«
Ethan nahm meine Hand und zog mich hinaus auf den Balkon, von dem man ein kleines Stück Rasen sah, um das sich andere Wohnhäuser gruppierten. Ich lehnte mich gegen die hüfthohe Mauer und schaute auf die anderen Balkone. Auf einigen hing Wäsche zum Trocknen, andere waren vollgestellt mit irgendwelchem Zeug, auf einem standen zwei umgedrehte Fahrräder. Unsere Ellbogen berührten sich, und er fuhr mit der Hand über meine Wange.
»Eve«, sagte er.
Mein Gesicht glühte und ich zitterte. Niemand außer Ethan übte eine solche Wirkung auf mich aus. Ich verlor die physische Kontrolle über mich, wenn er in meiner Nähe war. Es war schon fast animalisch.
»Ja?«, sagte ich. »Was?«
»Es gibt da eine Sache, die ich dir sagen will. Genauer gesagt, zwei«, erklärte er. »Erstens, es tut mir leid. Zweitens, du kannst Joe nicht heiraten. Das lasse ich nicht zu.«
»Wie bitte?«, fragte ich und spürte, wie Wut in mir hochstieg. »Du hast kein Recht, so etwas zu sagen. Das hast du dir verwirkt mit dem Tag, als du mich vor drei Jahren …«
Er gab mir zu verstehen, nicht weiterzusprechen, indem er einen Finger auf seinen Mund legte.
»Nicht böse sein …«, sagte er ruhig. »Ich habe nie aufgehört …«
Er schloss den Mund, als ob er beschlossen hätte, nichts weiter zu sagen.
»Was hast du nie?«, fragte ich und kaute auf meiner Unterlippe herum.
Ich fragte mich, ob er nie aufgehört hatte, mich zu lieben, doch dann lachte ich über meine eigene Lächerlichkeit. Wenn dem wirklich so wäre, hätte er schon viel eher nach mir suchen können. Ich schimpfte mit mir, diese abwegige Möglichkeit in Betracht gezogen zu haben. Wahrscheinlich passte ihm einfach der Gedanke nicht, dass ich auch mit jemand anderem glücklich sein konnte. Er musste nun mal im Mittelpunkt stehen. Nein, diese Unterhaltung sollte nicht dazu dienen, alte Gefühle wieder aufleben zu lassen, sondern mit einer Geschichte aus der Vergangenheit endgültig abzuschließen.
»Ich will dich küssen«, sagte er. »Ich werde dich küssen.«
Noch bevor ich etwas sagen oder tun konnte, machte Ethan einen Schritt auf mich zu und küsste mich. Sanft und süß. Er schmeckte nach Zigaretten, Alkohol und der Bestimmtheit vergangener Tage. Mein ganzer Körper flammte auf vor Verlangen. Er küsste mich fester. Ich zwang mich, mich daran zu erinnern, wo ich war und was ich hier gerade tat. Ich zog verärgert meinen Kopf zurück und entwand mich.
»Ethan«, sagte ich. »Du kannst mich nicht einfach so küssen. Ich bin mit Joe zusammen, schon vergessen? Vor einer Sekunde hast du noch mit Maggie geflirtet. Abgesehen davon, ist das hier völliger Irrsinn. Ich sollte noch nicht einmal …«
Ethan hielt meine Hände fest, während ich mit verschwommenen Augen in den Himmel hochschaute.
»Eve«, sagt er. »Du weißt, dass zwischen uns beiden immer noch etwas ist. Du spürst es genauso wie ich. Jetzt, da ich dich wiedergetroffen habe, weiß ich besser denn je, dass es ein Riesenfehler war, nach Rom zu gehen. Ich hätte bleiben sollen. Ich wünschte mir, ich wäre mutig genug dazu gewesen.«
Die Balkontür hinter uns wurde plötzlich aufgerissen. Maggie grinste und beäugte uns misstrauisch.
»Der Nachtisch steht auf dem Tisch«, sagte sie. »Kommt ihr?«
Ethan verwandelte sich wieder zurück in den Ethan, der er vor Minuten noch gewesen war, und nickte begeistert.
»Na klar«, antwortete er und sprang zu ihr. »Auf jeden Fall.«
Er legte seine Hände auf Maggies Taille, als er an ihr vorbeiging. Ich schüttelte den Kopf.
»Ich bin in einer Minute da«, sagte ich verwirrt und kramte in meiner Tasche nach einem Taschentuch. »Ich habe fürchterlichen Heuschnupfen.«
Maggie hob ihre Augenbrauen bis zum Haaransatz. Als Ethan ins Wohnzimmer gegangen war, beugte sie sich zu mir vor und flüsterte mir ins Ohr: »Das hab ich gesehen. Ich glaube, wir haben da was zu klären, Miss Eve.«
Auch wenn das Pistazien- und Roseneis, der köstliche Honigkuchen und der Dessertwein sehr lecker waren, bekam ich kaum einen Bissen davon herunter, da meine Gedanken nur um Ethans Lippen kreisten, die vor wenigen Minuten noch auf meinen lagen. Ich fragte mich, ob ich das alles nur geträumt hatte, doch jedes Mal, wenn sich unsere Blicke trafen, wusste ich, dass es nicht so war. Er hatte recht: Da war immer noch etwas zwischen uns. Aber was war das? Ich war mit Joe zusammen. Und ich liebte ihn.
»Hier sind richtige Rosenblätter drin«, sagte Maggie und zeigte auf die
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