Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
…«
Was hatte ich über ihn gesagt? Ich ärgerte mich darüber, dass Ethan etwas über meine Beziehung wusste. Sie war meine Privatsache und hatte hiermit nichts zu tun. Auch wenn diese Logik verdreht war, wollte ich damit mein Handeln rechtfertigen.
Was wohl Joe gerade machte? Ich schämte mich bei dem Gedanken, wie wir auseinandergegangen waren. Auch wenn ich ihm letztendlich nichts von Ethan erzählt hatte, hatte ich doch nichts Falsches getan, oder? Ich war ihm doch nicht etwa untreu gewesen? Ich schüttelte den Kopf und redete mir ein, dass Untreue etwas mit geheimen Liebesverhältnissen und leidenschaftlichem Sex in Hotelzimmern zu tun hatte und nicht mit einem Spaziergang mit einem alten Freund durch Holland Park.
»Ich weiß, du hast gesagt, du liebst ihn«, fuhr Ethan fort und legte eine Hand auf meinen Arm. »Aber mich hast du auch geliebt, vor ihm.«
»Und das gibt dir das Recht, auf jemanden Anspruch zu erheben?«, fragte ich ungläubig. »Weil du der Erste warst? Wenn dem so sein sollte, nur zu deiner Information: Ich kenne Joe viel länger als dich.«
»Ja, aber damals warst du nicht in ihn verliebt«, entgegnete er. » Wir waren ineinander verliebt, Eve. Das weißt du so gut wie ich. Das, was wir hatten, war einmalig. Und das ist mir klar geworden, nachdem ich dich jetzt wiedergesehen habe, obwohl ich es stets gedacht habe. Liebst du Joe? Wenn ja, werde ich den Mund halten, auf dem Absatz kehrtmachen und verschwinden, aber wenn nicht, bleibe ich, wo ich bin.«
Verärgert darüber, dass Ethan meine Schwachstelle gefunden hatte und darin herumstocherte, kniff ich die Augen zusammen und biss mir auf die Lippe.
»Das geht dich nichts an«, erwiderte ich. »Joe ist wunder bar, er ist mein bester Freund, und ich liebe ihn, natürlich liebe ich ihn. Aber unser Wiedersehen hat mich durcheinandergebracht, und, oh Gott, ich hab’s vermasselt und meine Beziehung ru…«
Ich biss mir auf die Zunge und verstummte. Ich hasste mich dafür, dass ich mich Ethan anvertraute, und ließ meine Worte verhallen. Ich wusste noch nicht einmal, was ich sagen wollte. Es war sowieso zwecklos, Joe gegenüber Ethan zu verteidigen. Abgesehen davon, was kümmerte es mich, was Ethan dachte? Ich machte eine abweisende Handbewegung und begann schneller zu gehen, sodass ich Ethan etwas voraus war.
»Und überhaupt, wo bist du eigentlich nach Maggies Dinnerparty noch hin?«, fragte ich. »Als ich vom Bad zurückkam, warst du weg. Im Verschwinden bist du verdammt gut, was?«
Ethan lachte laut auf.
»Ich konnte nicht länger mit dir zusammen sein«, antwortete er verzweifelt. »Ich merkte, wie mir der Alkohol allmählich in den Kopf stieg. Außerdem wollte ich mit dir allein sein, aber nachdem du mir gesagt hattest, du würdest Joe vielleicht heiraten, dachte ich, es wäre besser zu gehen. Allein bei dem Gedanken, du könntest heiraten, wird mir schon schlecht.«
Ethan schrie den Satz frustriert heraus, und ich zog ihn am Ellenbogen, um ihn zu beruhigen, obwohl mich sein Eingeständnis insgeheim freute.
»Sollen wir über etwas anderes reden?«, schlug ich vor, legte noch einen Zahn zu und zeigte die Straße hinunter. »Ich glaube, Andrew wohnt in Haus Nummer 35. Ich denke, er wird uns ein Amuse-Bouche oder irgendeine andere Vorspeise servieren. Er wird alle Register ziehen. Hast du ihn gehört, wie er über Wein sprach? Er weiß alles . Ich vermute, er kippt sich gern einen hinter die Binde. Er sieht aus wie jemand, der in Zukunft mal unter Gicht leiden wird.«
Ich sprach schnell und versuchte, unsere Unterhaltung auf ein profaneres Thema zu lenken, weg von meiner Nervosität.
»Ja«, erwiderte Ethan. »Er sprach mit mir über diesen Wein Pétrus. Ich glaube, das ist der teuerste Wein der Welt. Eine Flasche kostet mehr als 12000 Pfund. Das verdienen manche Menschen im Jahr.«
Ich nickte, erleichtert darüber, ein anderes Gesprächsthema gefunden zu haben.
»Ein paar von diesen Pétrus-Flaschen haben bestimmt hier ihr neues Zuhause gefunden«, fuhr er fort. »Sieht aus wie eine Millionärszeile. Eines Tages werde ich große Teile von Holland Park besitzen und sie wie Robin Hood unter den Armen verteilen. Dann können wir hier leben.«
Ethan plusterte seine Brust auf und lachte. Dann können wir hier leben. Alles, was er sagte, war bedeutungsschwanger. Ich hielt kurz den Atem an und schüttelte den Kopf.
»Ethan«, sage ich, als wir wieder nebeneinander hergingen. »Erzähl mir von dir! Was machst du? Hast du eine
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