Ein Milliardär entdeckt die Liebe
konnte sie noch immer nicht richtig fassen, dass sie dieses Mal die Braut war. Jess hielt den Atem an, und ihre Hand zitterte, als Cesario ihr den goldenen Ring an den Finger steckte. Er küsste sie sanft auf die Wange, und dann gingen sie Arm in Arm durch das Mittelschiff auf den Ausgang zu, vorbei an den lächelnden Hochzeitsgästen. Jess ermahnte sich, um der versammelten Gemeinde willen ebenfalls zu lächeln, denn niemand außer ihrer Mutter wusste schließlich, dass sie keineswegs die typische glückliche Braut war.
„Du siehst wundervoll in dem Kleid aus, mia bella. “ Cesario machte ihr das Kompliment auf der Fahrt nach Halston Hall, wo der Empfang stattfinden sollte.
„Und dabei habe ich es ganz allein ausgesucht.“ Er sollte es ruhig wissen! „Wäre ich dem Rat deiner Stilberaterin gefolgt, wäre das Kleid sehr viel schlichter ausgefallen.“
„Du hast die richtige Wahl getroffen.“
Jess entspannte sich ein wenig und seufzte. „Bei dem ganzen Aufwand könnte man glatt vergessen, dass es alles nur Show ist.“
Cesario runzelte die Stirn. „Es ist keine Show.“
Show, Show, Show!, hätte sie ihm am liebsten entgegengeschrien, doch sie hielt sich zurück. Sie glaubte nicht, dass er es sehr gut auffassen würde.
„Wir sind jetzt Mann und Frau, und wir werden als Ehepaar leben“, fuhr er überzeugt fort.
Starrsinnig, wie sie war, ließ Jess sich nicht so leicht beirren. „Niemand würde eine befristete Ehe als echte Ehe bezeichnen“, widersprach sie leise und dachte dabei an den wortreichen Ehevertrag, den sie vor zwei Wochen unterzeichnet hatte.
Der Vertrag hatte mehr als deutlich gemacht, dass es sich um eine rein geschäftliche Vereinbarung handelte. Die Bedingungen waren rechtlich bindend ausformuliert worden, ebenso wie die Konditionen im Fall einer Scheidung. Alles war geregelt worden – Einkommen, Besitz, Sorgerecht für zukünftige Kinder. Keine Frau, die einen solchen Vertrag unterschrieb, machte sich noch romantische Hoffnungen über die Natur der Ehe, in die sie einwilligte.
Cesario unterdrückte einen Fluch. „Für solche Behauptungen ist es zu früh. Wir wissen nicht, wann unsere Ehe zu Ende sein wird.“
Mehr Sorge machte Jess allerdings der Gedanke an die „Prozedur“, die notwendig war, um schwanger zu werden. Und was, wenn sich einfach keine Schwangerschaft einstellte? Das wäre der Albtraum! Eine Schwangerschaft war der einzige Grund, weshalb Cesario sie überhaupt geheiratet hatte, und auch von ihrer Seite war eine Schwangerschaft das Einzige, was diese Vereinbarung erträglich machte. Nein, sie würde jetzt nicht an die Hochzeitsnacht denken, sondern an das Baby, das sie so unbedingt auf dem Arm halten wollte.
Doch während Jess jetzt in der großen Halle von Halston Hall stand und die Glückwünsche der Hochzeitsgäste entgegennahm, ließ sich die Hauptrolle, die der Mann an ihrer Seite spielen würde, nicht ausblenden.
Der anstrengende Tag schien endlos. Jess, die keinerlei Erfahrung mit großen Gesellschaften hatte, fand es immer anstrengender, zu lächeln und zu strahlen und Small Talk mit Fremden zu machen – von denen sich sicher viele fragten, was so einzigartig an ihr war, dass Cesario sich ausgerechnet von ihr vor den Altar hatte schleifen lassen.
Wenn die wüssten, dachte Jess. Sie hatte sich für ein paar Minuten in eine ruhige Ecke absetzen können und beobachtete das bunte Treiben. Zumindest die Ansprachen, das Essen und den ersten Tanz hatte sie hinter sich, und damit stand auch nicht mehr einzig das Brautpaar im allgemeinen Interesse. Sie leerte ihr Glas Champagner, hoffte darauf, dass der Alkohol ihr helfen würde, sich zu entspannen und „lockerer zu werden“, wie Cesario es ihr bereits zweimal zugeraunt hatte. Ihre natürliche Reserviertheit schien in seinen Augen eher ein Minuspunkt zu sein.
„Ich fasse es nicht, was für eine Heuchlerin Alice ist“, drang eine abfällige weibliche Stimme plötzlich an ihr Ohr. „Tut so, als freute sie sich, dass Cesario endlich eine Frau gefunden hat. Das nehme ich ihr nicht ab. Du etwa?“
„Nein, ich auch nicht“, stimmte eine andere zu. „Schließlich war sie ja mal völlig vernarrt in ihn. Stefano hat sie nur geheiratet, weil er sie anbetet.“
„Ich kann auch verstehen, warum. Zwei Jahre war sie mit Cesario zusammen, und er hat nie auch nur ansatzweise durchblicken lassen, dass es weiterführen könnte. Sie wurde ja auch nicht jünger, und sie ist zudem zwei Jahre älter als er. Mit dem
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