Ein Millionär, der an die Liebe glaubt
gerade in der Stadt bin.“ Sie kniff die Augen zusammen, als sie sah, wie er zögerte. „Also …?“
„Darüber muss ich erst mal nachdenken.“
„Draco?“, ertönte plötzlich Shaylas Stimme aus dem Flur. „Hat es gerade an der Tür geklingelt?“
Er stieß einen unhörbaren Fluch aus. „Ja, ja, ich bin schon dran.“
„Wer ist es denn?“ Mit dem Baby auf dem Arm sah sie ihm über die Schulter. „Grandma!“
Seufzend trat Draco zurück und machte eine einladende Handbewegung. „Na schön, kommen Sie herein.“
„Ihre ausgesuchte Höflichkeit schätze ich an Ihnen besonders“, merkte Leticia bissig an, als sie das Haus betrat. Eingehend betrachtete sie das kleine Bündel Mensch, das Shayla auf dem Arm hielt. Fasziniert beobachtete Draco, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Die Kälte und Härte, die sie sonst auszeichneten, wichen einer gewissen Wärme und Rührung. Für ungefähr fünf Sekunden. Dann war es vorbei. „Das Kind trägt Blau. Soll ich daraus schließen, dass es ein Junge ist?“
„Allerdings“, antwortete Shayla freundlich. „Wir haben ihn Stefano genannt, nach Dad und nach Dracos Großvater mütterlicherseits.“
Leticia funkelte sie böse an. „Dein Vater hieß Stefan, nicht Stefano.“
„Trotzdem haben wir ihn Dad zu Ehren so genannt“, beharrte Shayla ruhig.
Eingehend musterte Leticia das Baby. „Er kommt eindeutig mehr nach dir als nach Draco. Könnte er vielleicht … Derek Algiers Sohn sein?“
Draco konnte sich kaum noch beherrschen. „Da hört sich doch wohl alles auf!“
Shayla warf ihm einen beruhigenden Blick zu. „Ich habe sofort nach Stefanos Geburt einen Vaterschaftstest machen lassen. Nicht, dass es irgendwelche Zweifel gegeben hätte, wir wussten auch so, dass nur Draco der Vater sein kann. Aber ich hatte von Gerüchten in Europa gehört, dass Derek und ich eine Affäre gehabt hätten und das Kind von ihm sein könnte. Dem wollte ich ein für alle Mal ein Ende setzen. Deshalb der Test.“
Diese Auskunft schien Leticia schwer zu enttäuschen. „Du bist so ein guter Mensch, Shayla. Immer denkst du nur an die anderen.“
„Sie können es einfach nicht lassen, was?“ Nur mühsam konnte Draco sich zusammenreißen.
Sie sah ihn böse an. „Wäre es mir lieber, wenn das Kind von Derek stammt? Darauf können Sie wetten. Ihr Dantes habt mir alles gestohlen. Mein Unternehmen. Meinen Sohn. Meine Enkelin. Und jetzt habt ihr auch noch den Stammbaum der Charlestons an euch gerissen. Habt eure verdammten Dante-Gene bei uns eingestreut.“
„Grandma, bitte!“
„Den Genpool verunreinigt“, ergänzte Draco kühl.
„Ja, ganz genau! Euch hat es ja nicht gereicht, mein einziges Kind zu töten.“ So aufgewühlt hatte Draco sie noch nie gesehen, und sie redete sich noch weiter in Rage. „Jetzt habt ihr mir auch noch meine Enkelin und meinen Urenkel genommen.“
„Die Dantes sind nicht für den Tod Ihres Sohnes verantwortlich“, stellte Draco sachlich klar. „Shaylas Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“
„Ja! Weil sie gerade herausgefunden hatten, dass unsere Firma bankrott war. Bankrott wegen der Dantes.“
„Jetzt aber mal langsam. Sie können den Dantes nicht die Schuld am Scheitern Ihrer Firma geben. Sicher, wir hatten die Feuerdiamanten, denen Sie nichts Gleichwertiges entgegensetzen konnten. Aber so läuft das nun mal im Geschäftsleben. Und der Hauptgrund für Ihren Konkurs war, dass Ihre Minen nichts mehr hergaben.“
Leticia ging auf diese Argumente nicht einmal ein. „Papperlapapp. Ihr habt meinen Sohn auf dem Gewissen.“
„Das ist einfach nicht wahr. Shaylas Eltern sind gestorben, als sie von einer feuchtfröhlichen Feier zurückkamen“, korrigierte er sie. Trotz allem empfand er plötzlich ein gewisses Mitgefühl für die alte verbitterte Frau. „Ich habe alles darüber nachgelesen, Leticia. Habe alte Zeitungsartikel gewälzt, nachdem ich erfuhr, dass Sie uns für den Tod der beiden verantwortlich machen. Da stand alles schwarz auf weiß: In der Nacht hat es stark geregnet. Ihr Sohn und seine Frau hatten etwas getrunken und deshalb ein Taxi nach Hause genommen, weil keiner von ihnen mehr fahren wollte.“
Leticias Kinn bebte. „Nein. Sie hatten nichts zu feiern. Sie waren zutiefst verzweifelt.“
„Das ist einfach die Unwahrheit. Shaylas Vater hat den Bankrott gelassen hingenommen. Und die beiden haben gefeiert … und zwar seinen neuen Job. Einen Job im New Yorker Büro der Dantes.“
Shayla zuckte
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