Ein Millionaer zum Heiraten?
leiblicher Vater.
Nachdem Kyle durch den Test erfahren hatte, dass Nina seine Tochter war, hatte er keine Sekunde gezögert. Ab da war alles in rasantem Tempo abgelaufen. Er hatte eine Hochzeit für Montagnachmittag arrangiert und kurz danach einen Termin bei einem Familienrichter vereinbart. Das Gerichtsgebäude war bestens dafür geeignet, alles in einem Abwasch zu erledigen. Dieser Mann verstand es wirklich, das Kommando zu übernehmen und Berge zu versetzen.
Phoebe umfasste ihren Strauß aus Mango-Calla-Lilien und gelben Rosen fester. Eine von Kyles romantischen Schwägerinnen hatte ihn ihr in die Hand gedrückt – Ashley, die schwangere Frau seines ältesten Bruders, der Politiker war. Kyles andere Schwägerin, Marianna, hielt ihren kleinen Sohn auf dem Arm, während Ginger neben ihrem zweiten Mann, einem General, stand und voller Stolz ihre neue Enkelin, Nina, in den Armen hielt.
Phoebe gehörte nun zu dieser Familie, wenn auch nur dem Namen nach.
Der Friedensrichter schloss: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“
Schnell sah Phoebe zu Kyle auf. Jetzt fühlte sie sich nicht mehr, als wäre sie eine unbeteiligte Zuschauerin. Es erwartete doch wohl niemand, dass sie diesen Teil der Zeremonie ausführten. Außer dem Friedensrichter.
Kyle lächelte ihr zu und neigte den Kopf. Sie bekam gerade noch mit, dass sein ältester Bruder das Lachen unterdrückte, als Kyle mit den Lippen ihren Mund berührte. Sein Kuss war resolut und sanft zugleich. Phoebe schloss die Augen, in ihren Ohren rauschte es, und sie vergaß alles um sich herum.
Es war so lange her, seit sie die Lippen eines Mannes auf ihren gespürt hatte. Zu lange. Ihre ganze verschüttete Sinnlichkeit brach sich Bahn, berauschte sie regelrecht, und das alles wegen eines einfachen, unerotischen Kusses.
Sie wollte sich für mehr öffnen, wollte mehr von diesen Zärtlichkeiten, mehr von ihm. Erst als ihr Sternchen vor den Augen zu tanzen begannen, merkte sie, dass sie den Atem angehalten hatte.
Langsam löste sich Kyle von ihr, zum Glück, und sie hatte Zeit, das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Phoebe umfasste ihren Brautstrauß fester, der süße Duft versetzte sie in eine nahezu romantische Stimmung.
Sie öffnete die Augen. Einen Augenblick lang sah Kyle sie unverwandt an, dann reichte er ihr unbekümmert lächelnd den Arm. Sie konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Vielleicht, aber nur vielleicht schafften sie es ja, heil aus diesem Schlamassel herauszukommen.
Als sie sich zu der versammelten Familie umdrehten, hielt Ginger ihnen Nina entgegen. Kyle zögerte. Nur für eine Sekunde, aber es reichte, um Phoebe in die Wirklichkeit zurückzubringen.
Sie drückte ihm ihren Strauß aus Rosen und Calla-Lilien in die Hand und nahm Ginger das Baby ab. „Komm her, meine Süße. Du warst so brav, so still.“
Sie strich über Ninas geblümtes Kleidchen, richtete Mütze und Schühchen, bis der peinliche Moment verstrichen war. Aber sie hatte ihn nicht vergessen. Obwohl Kyle unverzüglich die Verantwortung übernommen hatte – so ehrenhaft das auch war –, stellte sie einmal mehr fest, dass er im Grunde keine Beziehung zu Nina aufgebaut hatte.
Es war nicht gerade die Traumhochzeit, die Phoebe sich als Kind ausgemalt hatte, und es kam ihr so vor, als spielte sie – wie damals – Verkleiden.
Sie trug ein bis zum Knie reichendes schlichtes hellgelbes Kleid, das sie sich von ihrer neuen Schwägerin geliehen hatte. Marianna hatte ihr liebenswürdigerweise angeboten, das Kleid – von Versace – zu behalten. Sie hatte behauptet, es würde ihr nach der Geburt ihres Sohnes nicht mehr passen.
Nina griff nach der Perlenkette, die Phoebe um den Hals trug. Roger hatte sie ihr am Tag ihrer Trauung geschenkt. Ihre Hochzeit damals war ganz schlicht gewesen, aber das hatte Phoebe nichts ausgemacht. Sie hatten damals so wenig Geld gehabt. Um die Halskette zu bezahlen, hatte Roger eines seiner kostbarsten Bücher, eine Erstausgabe, verkauft.
Phoebe überkam erneuter Schmerz, als sie daran dachte, dass sie kein Baby von Roger hatte. Nina war ihre einzige Chance, jemals Mutter zu sein, wie lange diese Phase auch dauern mochte.
Hinten im Raum leuchtete ein Kamerablitz auf. Der von der Familie Landis engagierter Fotograf begann, Fotos zu machen, die bald an die Presse gegeben werden sollten. Wenigstens konnten sie die Bilder selbst aussuchen. Die dazugehörige Pressemitteilung lautete schlicht, dass Kyle den Vormund seiner Tochter geheiratet
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