Ein Millionaer zum Heiraten?
übertrieben unschuldig. „Deshalb hast du ihn geheiratet, nicht wahr? Es ist ja nicht so, dass ihr beide euch gekannt hättest.“
Für einen kurzen Moment blitzte in Kyles Augen blanke Wut auf, ehe sein Gesicht zu einer ausdruckslosen Maske erstarrte. Phoebe bewunderte seine Ruhe, seine Fähigkeit, Gefühle in den Hintergrund zu drängen, um sich ganz darauf zu konzentrieren, das anstehende Problem zu lösen. Genau das hatte ihn zu einem so einsatzbereiten Soldaten gemacht.
Kyle sah Bianca herausfordernd an. „Was willst du wirklich?“
„Mein Baby.“
Nackte Angst ließ eine Gänsehaut über Phoebes Arme laufen. „Das Gericht hat Kyle das vorläufige Sorgerecht eingeräumt. Du hast deine Tochter schließlich im Stich gelassen. Wir müssen zum Gericht, um das Sorgerecht neu zu klären.“
„Das ist wirklich ärgerlich.“ Biancas Blick wurde berechnend. „Sie ist dir bereits ans Herz gewachsen, nicht wahr? Sie ist ein süßes Baby.“
Phoebes schlimmster Albtraum wurde Wirklichkeit. Erneut verlor sie jemanden, den sie liebte, und während sie sich damit zu trösten versuchte, dass Nina wenigstens am Leben war, konnte Phoebe trotzdem nicht vergessen, wie vertrauensvoll das Baby sie immer ansah … Der Schmerz schnitt ihr in die Seele.
Auf einmal liefen Bianca dicke Tränen übers Gesicht. „Es tut mir so leid. Ich war so dumm, aber ich dachte wirklich, ich könnte Nina ein sicheres Leben bieten. Ich bin nicht gut genug für sie, nicht so wie du und deine Familie.“
Schauspielert sie, dachte Phoebe, oder bin ich zynisch geworden?
Phoebe wusste, was für eine verdammt gute Schauspielerin ihre Freundin sein konnte. Hatte sie ihr Schauspieltalent die ganze Zeit über auch bei ihr, Phoebe, eingesetzt? War ihre Freundschaft nichts als eine Lüge? Vielleicht hatte Kyle recht, dass sie nur an Bianca festgehalten hatte, weil sie sich an die Vergangenheit mit Roger hatte klammern wollen. Sie hatte sich blenden lassen.
Phoebe nahm sich zusammen, so gut es ging. „Wo ist dein Gepäck? Ich zeige dir dein Zimmer.“
Bianca wehrte ab. „Nein, nein, nein. Ich bleibe nicht hier unter deinen kritischen Blicken, damit du jeden falschen Schritt, den ich mache, registrierst. Ich wohne im Hotel, und Kyle übernimmt die Rechnung.“ Sie reichte Kyle eine Visitenkarte. „Hier ist die Telefonnummer, damit du mich anrufen und mir alle Einzelheiten mitteilen kannst.“
Damit warf sie sich ihre Tasche über die Schulter und stöckelte zur Haustür. Das Geräusch der ins Schloss fallenden Tür hallte wie ein Echo durch die entstandene Stille.
Phoebe hätte schwören können, dass in dem Moment ihr ganzer Mut sie verließ. Sie schwankte zum Ohrensessel und ließ sich hineinfallen.
Kyle ging mit Nina auf dem Arm im Wohnzimmer hin und her. Fast unbekümmert unterhielt er sie immer noch mit dem Pandabären. „Phoebe, ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst. Wir werden die ganze Geschichte auf juristischem Weg klären. Der Richter wird die Sorgerechtsregelung nicht aus einer Laune heraus rückgängig machen, und ich bezweifle, dass Bianca langfristig das nötige Durchhaltevermögen hat.“
Da war sich Phoebe nicht so sicher. Die Zynikerin in ihr schlug Alarm. Was, wenn Bianca sich auf die Hinterbeine stellte? Aber Phoebe merkte, dass es Kyle offensichtlich beruhigte, wenn er das Kommando übernehmen konnte, und daher ließ sie ihn reden.
Phoebe sah zu, wie er im Zimmer auf und ab ging, Nina liebevoll an seine Brust geschmiegt. Seit wann fühlte er sich so wohl mit ihr? Es bestand kein Zweifel an der innigen Vater-Tochter-Beziehung, denn Nina schaute mit ihren blauen Landis-Augen fasziniert zu ihm hoch. Immer wieder ließ er ihren Beißbären vor ihrem Gesichtchen tanzen, schüttelte die Kügelchen im durchsichtigen Bauch des Pandas. Nina liebte dieses Spielzeug.
Und Phoebe konnte die Wahrheit nicht länger leugnen. Sie hatte sich in Kyle verliebt.
10. KAPITEL
Noch nie hatte Kyle sich so wenig Herr der Lage gefühlt wie jetzt.
Eine Stunde nach Beendigung der Besprechung mit dem Richter saß Kyle in seinem Mercedes und fuhr mit Phoebe die dämmrige Küstenstraße entlang. Der Sitz hinter ihnen war leer.
Der Richter hatte Bianca ein vorläufiges Besuchsrecht eingeräumt, und demnach durfte Nina eine Nacht pro Woche bei ihr bleiben, und zwar ab heute. Der Richter gab ihnen einen Monat Zeit, um Informationen zu sammeln oder zu einer Einigung zu kommen, ehe er den Fall wieder aufnahm.
Wie gut, dass Sebastian so
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