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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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saßen, Pizza aßen, Rotwein tranken und in die sternenklare Nacht schauten. In etwa so hatte Vicky sich  das Leben mit den neuen Nachbarn vorgestellt. Kein Streit, keine leichten Mädchen, keine dämlichen Bemerkungen. Sie hatte ihre Meinung über den Playboy von nebenan nach und nach revidiert, als sie erfahren hatte, dass Mark adoptiert worden und bei einfachen Leuten in Queens aufgewachsen war. Als er acht Jahre alt gewesen war, hatte der Vater die Familie verlassen und seine Adoptivmutter musste sich und den Jungen alleine durchbringen. Sein Studium hatte er sich mit kleinen Nebenjobs als Nachtwächter in einem Einkaufszentrum, als Fensterputzer und später als Kellner in einem Schicki-Micki-Restaurant finanziert. Er hatte mit Auszeichnung promoviert und war in den Jahren darauf zu einem der gefragtesten plastischen Chirurgen New Yorks geworden. Zuletzt hatte er in Miami eine eigene Praxis gehabt, doch irgendetwas hatte ihn nach New York zurück gezogen, sodass er die Praxis verkauft hatte und nun für eine Schönheitsklinik an der Upper East Side tätig war. Er erzählte ihr, dass er zweimal kurz davor war, zu heiraten, jedoch beide Male kalte Füße bekommen und dann beschlossen hatte, Junggeselle zu bleiben und das Leben zu genießen.
    „Die meisten Menschen würden sie für verrückt halten, wenn sie ihnen erzählen, dass sie ihr gefestigtes Leben als Schönheitschirurg mit Ende dreißig an den Nagel gehängt, alles hinter sich gelassen haben und hier in Manhattan noch mal von vorne anfangen wollen“, sagte Vicky. Marks Jackett, das er um ihre Schultern gelegt hatte, als sie zu frösteln begann, fühlte sich gut an und es duftete nach diesem großartigen Parfum, nach dem auch Mark selbst duftete.
    Er wurde still und sagte eine Weile gar nichts. Vicky wollte fragen, ob alles in Ordnung sei, fand dann aber nicht den Mut dazu. Vermutlich hatte sie einen wunden Punkt getroffen.
    „Wissen sie“, begann er nach einer Weile, „wäre es nach mir gegangen, wäre ich wahrscheinlich in Miami geblieben. Allerdings habe ich irgendwann gemerkt, dass ich für die Menschen, die sich in meinem Umfeld befinden, nicht gut bin.“
    Vicky setzte sich auf  und sah ihn an. Mit einem Mal war Mark still und in sich gekehrt, von dem Womanizer, den sie kennen gelernt hatte, war nichts mehr übrig.
    „Ich…ich habe scheinbar eine unangenehme Nebenwirkung an mir“, fuhr Mark fort und blickte starr in die Nacht. „Menschen, die in meiner Nähe sind und längere Zeit mit mir Kontakt haben, neigen dazu…nicht mehr sie selbst zu sein. Eventuell Dinge zu tun, die sie selber nicht wollen, die nicht gut für sie sind und die letztlich nur mir nützen.“
    „ Das glaube ich nicht“, sagte Vicky und wusste im selben Moment auch gar nicht mehr zu sagen. Sie hätte Mark gerne getröstet, hatte allerdings keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollte.
    „ Glauben sie es ruhig“, sprach er weiter. „Was würden sie dazu sagen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich die Ehen meiner beiden Expartner der Praxis ruiniert habe, weil ihre Ehefrauen sie mit mir betrogen haben. Eine meiner Exfreundinnen hat einen Selbstmordversuch hinter sich und ist nur knapp dem Tod entronnen, weil meine Haushälterin sie rechtzeitig gefunden hat – sie wollte sich erhängen, weil sie mit meiner Lebensweise nicht klargekommen ist. Weil ihr das Tempo, das ich vorlegte, „zu schnell“ war und weil sie nicht damit klargekommen ist, dass sie nicht die Einzige für mich war. Das war in etwa der Zeitpunkt, an dem mir klar wurde, dass ich für mein Umfeld nicht gut bin. Ich war der Einzige, der sich in der Welt, in der ich damals lebte, wohl gefühlt hat. Ich habe mit der Praxis gutes Geld gemacht, meine beiden Partner standen vor den Scherben ihrer Ehen. Ich habe mein Playboyleben genossen, meine Exfreundin wollte sich umbringen. Als mir das Alles klar wurde, habe ich meine Anteile an der Praxis verkauft, mit meiner Ex Schluss gemacht und ihr als kleine Entschädigung ein Appartement in der Stadt und einen Porsche gekauft. Dann habe ich beschlossen, hierher nach New York zu ziehen und mich mit niemandem mehr einzulassen. Ich möchte nirgendwo mehr Teilhaber sein und ich will auch keine Beziehung mehr haben, weil ich mit all diesen Dingen Menschen, die mir wichtig sind, verletze.“
    „ Denken sie nicht, dass sie etwas hart mit sich selbst ins Gericht gehen“, sagte Vicky und legte ihre recht Hand auf Marks linken Unterarm. Sie hatte sich zu dieser Geste

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