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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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besorgt. Vicky versuchte, den Kloß hinunter zu schlucken und wischte mit ihrer Bettdecke die ersten Tränen fort.
    „ Ja, alles bestens“, erwiderte sie in einem Tonfall, der erkennen ließ, dass gar nichts bestens war und dass sie Mühe hatte, die Tränen während dem Sprechen zurück zu halten.
    „ Hey, was ist denn passiert?“ alles Kichern war aus Kellys Stimme verschwunden.
    „ Ach, gar nichts. Er hat mich erst versetzt, dann habe ich ihn mit einer anderen erwischt und zu guter Letzt hat er mir angeboten, eine offene Beziehung mit ihm einzugehen, weil er so eine gute Partie ist!“
    Jetzt, wo sie das alles erstmals aussprach, wurde ihr erst bewusst, wie absurd alles klang.
    „ Was ?“ Kelly wirkte entsetzt. „Oh, Vicky, das tut mir so leid. Können wir irgendetwas für dich tun? Sollen wir vorbeikommen?“
    Vicky strich sich eine Haarsträhne aus den Augen und sah zum Fenster hinaus. Es war ein trüber Tag, der hervorragend zu ihrer Stimmung passte.
    „Ich schätze, ich werde mich in meinem Appartement einschließen und das alles erst einmal verarbeiten“, sagte sie. „Es ist schon verrückt. Wir hatten doch noch nicht einmal eine Beziehung! Und obendrein komme ich mir so unsagbar blöd vor!“
    „ Bist du sicher, dass wir nichts für dich tun können? Sollen wir für dich einkaufen gehen? Möchtest du irgendetwas haben?“
    „ Nein, alles okay“, sagte Vicky kraftlos und erinnerte sich daran, dass Mark an diesem Tag bei ihr hätte einziehen sollen. Wie lächerlich der Gedanke doch jetzt wirkte. Sie kam sich unsagbar dumm vor, überhaupt in diese Schnapsidee mit dem gemeinsamen Appartement eingewilligt zu haben.
    „ Du hattest ihn ziemlich gern, was?“ Kellys Stimme wirkte mitleidig.
    „ Schätze schon“, antwortete Vicky.
     
    Etwa zur selben Zeit, als Vicky von Kelly aus dem Schlaf geläutet wurde, erwachte auch Mark. Er war am vergangenen Abend zurück in sein Appartement gegangen und hatte erst mit dem Gedanken gespielt, in einen Stripclub zu gehen und eines der Mädchen mit nach Hause zu nehmen. Nachdem es ihm scheinbar ohnehin nicht gelang, eine richtige Beziehung zu führen, wollte er sich auf das konzentrieren, was er wirklich konnte. Fremde Frauen vögeln. Dann hatte er im Internet auf seiner Stamm-Escortservice-Seite gestöbert und war nach wenigen Klicks zu dem Entschluss gekommen, dass all die Frauen, die sich dort anboten, ihn anwiderten. Wie sie mit ihren lasziven Blicken in Lack- und Lederklamotten in teilweise obszönen Positionen versuchten, Kunden zu gewinnen. Keine von ihnen interessierte ihn auch nur ansatzweise und eigentlich hatte er auch gar keine Lust, irgendeine Frau bei sich zu haben. Er wollte mit einem Sexabenteuer nur den Schmerz vertreiben, der sich in ihm breitgemacht hatte, und an dem er selber Schuld war. Schließlich hatte er sich mit einer Flasche Vodka vor den Fernseher gesetzt, einen Film angesehen, dessen Handlung er nicht folgen konnte, weil er zu aufgewühlt war, und sie Zug um Zug geleert. Er fühlte sich schuldig, Vicky gegenüber, und sein Magen krampfte sich zusammen, als er sich immer und immer wieder die Bilder ihrer Begegnung vor Augen führte. Sie war so eine starke Frau, die sich von Nichts und Niemandem von ihrem Weg abbringen ließ. Er sah sie vor sich, wie sie in L.A. gestrahlt hatte. Wie wunderschön sie ausgesehen hatte, als sie an jenem Abend bei ihren Eltern nachts die Straße entlangspaziert waren. Wie glücklich er sich gefühlt hatte, als er nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht neben ihr aufgewacht war. Und wie sicher und beschützt, als sie neben ihm gelegen hatte, als er auf das Ergebnis des HIV-Tests gewartet hatte. Es war ein Fehler gewesen, sie gehen zu lassen. Es war ein Fehler gewesen, ihr den Vorschlag mit der offenen Beziehung zu machen und es war schlichtweg verrückt gewesen, ihr das Gefühl zu geben, ihm zu minderwertig zu sein. Er hätte vor ihr auf die Knie fallen und sie um Entschuldigung bitten müssen, sie anflehen, ihm diesen Fehltritt zu verzeihen. Stattdessen hatte er alles nur noch schlimmer gemacht, weil er nicht dazu im Stande gewesen war, seinen Fehler zuzugeben.
     
    Alles hätte so schön sein können. Während sie in L.A. gewesen waren, hatte er mehr und mehr mit dem Gedanken gespielt, in New York sesshaft zu werden. Eine Beziehung mit Vicky zu haben und sie irgendwann zu heiraten. Aus diesem Grund hatte er sie auch so schnell gebeten, mit ihm zusammenzuziehen. Alles machte auf einmal Sinn. Alles wirkte auf

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