Ein Mistkerl zum Verlieben
dass die Winstons ebenso gute Nachbarn sein werden, wie Dr. Turner es war“, schmierte Mrs. Tornson den beiden weiter Honig ums Maul.
„ Das bestimmt“, äußerte sich Eddie Winston, „jedoch ist der Preis für das Appartement doch etwas hoch. Wie lange haben wir Zeit, um uns zu entscheiden?“
Ohne sich zu verabschieden schloss Vicky ihr Appartement auf und drückte die Tür hinter sich zu. Rambo, ihr Kater saß aufmerksam davor und blickte sie tröstend an. Sie schlüpfte aus ihrem Mantel, hängte ihn an die Garderobe und hob den schnurrenden Kater hoch. Tränen befeuchteten sein Fell, doch der Kater schien zu bemerken, dass es seinem Frauchen schlecht ging und ließ sich willig von ihr hochnehmen und halten. Vicky fühlte sich wie in einem Schockzustand. Nach allem, was geschehen war, hatte Mark es nicht einmal geschafft, ihr zu sagen, dass er gehen würde. Noch nicht einmal eine Mail hatte er geschickt. Oder eine Karte unter ihrer Tür durchgeschoben. Er war einfach verschwunden. Ohne eine Geste, ohne ein Wort.
Obwohl sie jede Sekunde am liebsten zusammengebrochen wäre, versuchte Vicky, sich zumindest nicht anmerken zu lassen, wie weh ihr Marks Weggang in Wirklichkeit tat. Sie vergrub sich in Arbeit und kam selten vor acht aus dem Büro. Ihre Abende verbrachte sie vor dem Fernseher, sah Sendungen, von denen sie noch nicht einmal wusste, worum es ging, schlief einen unruhigen Schlaf und erwachte gewöhnlich gegen fünf Uhr morgens, ohne wieder einschlafen zu können.
Manchmal spielte sie mit dem Gedanken, Mark ausfindig zu machen. Es konnte nicht so schwierig sein, einen plastischen Chirurgen in Miami zu finden, selbst, wenn sie alle Krankenhäuser dort nach ihm abklappern musste. Zudem gab es – gerade wenn man Anwältin war – Mittel und Wege, jemandes Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Sie wusste, dass es etwas gab, was sie beide unbedingt zu klären hatten. Diese Trennung, konnte man es denn Trennung nennen, war einfach nicht korrekt abgelaufen. Sie beide waren aufgewühlt gewesen und hatten vorschnell gehandelt. Vicky hatte in Los Angeles einen Mark kennen – und ja, auch lieben – gelernt, der irgendwo hinter der Fassade des frauenvernaschenden Machos stecken musste und der – so war sie sich sicher – ebenso das Gespräch mit ihr suchte. Wenn diese Gedanken in ihrem Hinterkopf auftauchten, schlug ihr Herz schneller und hin und wieder hatte sie sogar damit begonnen, im Internet nach Schönheitskliniken im Staat Florida zu suchen. Google allein spukte über zweihundert größere Kliniken aus, wobei Vicky noch nicht einmal wusste, ob Mark in einer dieser großen Kliniken, oder ob er für eine kleine private Praxis arbeitete. Vielleicht arbeitete er überhaupt nicht mehr als Schönheitschirurg. Doch warum sollte er seinen Job aufgeben? Es war absurd, zu denken, dass er sich komplett veränderte, nur weil diese Sache zwischen ihnen beiden nicht funktioniert hatte. Doch irgendwann holte sie die Realität immer ein, sodass sie die Liste mit den Krankenhäusern zerknüllte und in den Papierkorb warf.
Vickys Alltag bestand aus arbeiten und sich in ihrem Appartement zu verschanzen. Sie schaffte es noch nicht einmal aus eigenem Antrieb, mit Kelly und Gloria zum Lunch zu gehen und musste sich förmlich zwingen, ihre Freundinnen wenigstens zweimal die Woche zu begleiten. Wenn sie es dann doch einmal geschafft hatte, mit den beiden zum Essen zu gehen, saß sie teilnahmslos auf ihrem Stuhl, beteiligte sich nicht am Gespräch und stocherte lustlos in ihrem kleinen Cesar-Salad herum.
„ Eigentlich ist das doch total romantisch“, schwärmte Gloria eines Tages, als sie in Luigis Trattoria saßen und brunchten.
„ Spinnst du? Was soll daran denn romantisch sein“, schnauzte Kelly sie an, „ich meine, sieh dir Vicky doch mal an. Wenn das Romantik ist, will ich lieber davon verschont bleiben!“
„ Nein, das ist schon romantisch“, sprach Gloria weiter. „Sieh doch nur, wie schlecht es dir geht, Vicky. Stell dir vor, Mark geht es genauso. Vielleicht sitzt er jetzt genau in diesem Moment in Miami und ist ebenso am Boden wie du. Und vielleicht entschließt er sich, für seine Liebe – für dich – zu kämpfen und kommt zurück. Wäre das nicht großartig. Stell dir vor, er kommt mit einem Strauß Rosen ins Büro, fällt vor dir auf die Knie, bittet dich um Entschuldigung und fragt dich, ob du ihn heiratest!“
Vicky und Kelly blickten erst sich und dann Gloria ungläubig
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