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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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und wischte sich hin und wieder eine Träne mit einem mittlerweile völlig durchnässten, zu einem unförmigen Ball zusammengeknüllten Kleenex ab. Die Tränen wollten nicht versiegen und sie kam sich unsagbar dumm vor. Sie war doch immer das toughe Mädchen gewesen, dass einen Typen, der sie so an der Nase herumführte, wie Mark es getan hatte, höchstens frech ins Gesicht lächelte und ihm sagte, dass er jemanden wie sie gar nicht verdient hatte. Sie wollte nie das weinerliche Kind sein, das heult, weil etwas nicht so gelaufen war, wie sie es sich vorgestellt hatte. Doch sie konnte den Tränenfluss nicht aufhalten. All die Typen, die ihr in den vergangenen Jahren übel mitgespielt hatten, waren ihr im Grunde egal gewesen. Das waren Bekanntschaften gewesen, die sich fast nur auf Äußerlichkeiten beschränkt hatten. Keinen der Männer, mit denen sie in den vergangenen Jahren zusammen gewesen war, hatte sie zuerst als Freund kennen gelernt. Bei niemandem war etwas so gravierendes wie Marks HIV-Test, das Wochenende bei ihren Eltern und das Dinner am Strand passiert, dass Freunde so zusammenschweißt und aus ihnen Verliebte macht.
     
    Mark war von der Terrassentüre wieder zurück zur Couch gekommen, setzte sich in das Fauteuil links daneben und sah Vicky an.
    „ Willst du wirklich alles, was wir hatten, einfach so wegwerfen“, fragte er anklagend.
    Vicky sah ihn unverwandt an. Der Tränenfluss war stärker geworden. Sie glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Mark gab tatsächlich ihr die Schuld an der Situation.
    „Bist du dir sicher, dass ich es wegwerfe“, stellte sie die Gegenfrage, „denkst du denn nicht, dass du es bist, der das alles in den Sand gesetzt hat?“
    „ Ja, okay, es war meine Schuld“, sagte er dann. „Es tut mir leid, dass ich dich belogen und für dumm verkauft habe. Aber ich habe in dem Moment, in dem ich das Mädchen mit nach Hause genommen habe, einfach nicht nachgedacht. Es war eine Routinehandlung, so wie andere sich morgens Kaffee bei Starbucks an der Ecke kaufen. Vicky, glaub mir doch. Ich wollte nicht, dass das passiert! Und bedeutet hat sie mir ohnehin gar nichts. Ich..ich empfinde wirklich viel für dich, Vicky!“
    „ Weißt du“, sagte Vicky langsam und wischte wieder eine Träne weg, „ich habe es dreiunddreißig Jahre lang erfolgreich geschafft, mich von Kerlen wie dir fern zu halten. Wahrscheinlich sollte ich jetzt nicht damit aufhören!“
    „ Ach komm schon“, entgegnete Mark aufbrausend. „Tausende andere Frauen würden ihre Großmutter dafür verkaufen, einen Typen wie mich abzubekommen. Ich sehe gut aus, bin finanziell abgesichert und gesellschaftlich angesehen. Ich kann dir ein Leben bieten, von dem andere nicht einmal zu träumen wagen. Wir könnten uns ein Haus auf Long Island kaufen, eine Yacht und ein paar schicke Autos. Du könntest deinen Job kündigen und zu schreiben anfangen, du hast mir doch erzählt, dass du das gerne tun würdest. Wir könnten uns die Welt anschauen.  Findest du es da nicht fair, mir ab und zu so eine kleine Affäre oder einen One Night Stand zuzugestehen“?
    „ Weißt du, ich war immer stolz darauf, nicht so zu sein wie „tausend andere Frauen“, entgegnete Vicky.
     
    Langsam stand sie von der Couch auf. Sie wankte und fühlte sich unsicher auf den Beinen, als würde sie auf einem Boot mit hohem Seegang befinden. Noch vor wenigen Stunden war sie davon ausgegangen, dass dieser Abend mit einer der schönsten Abende ihres Lebens werden würde. Jetzt war er einer der Schlimmsten. Wahrscheinlich der Schlimmste.
    „ Hast du mir da gerade so etwas wie eine offene Beziehung vorgeschlagen“, sagte sie langsam und blickte Mark an. Es schmerzte sie, in seine Augen zu sehen die jetzt irgendwie kalt und anmaßend wirkten. Der Mark aus L.A., der warmherzig und liebevoll war, schien nicht mit nach New York gekommen zu sein.
    Mark sagte für eine Weile nichts. Er wusste, dass es falsch war, ihr eine offene Beziehung vorzuschlagen, zum einen, weil sie nicht der Typ für diese Art von Beziehung war und zum anderen, weil er ihr damit unsagbar weh tun würde. Es wäre schlauer gewesen, die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen und noch einmal darüber zu sprechen, wenn etwas Gras darüber gewachsen war. Doch in diesem Moment schien es für ihn die einzige Möglichkeit zu sein, mit Vicky zusammen sein zu können. Er wusste, dass er niemals monogam leben konnte. Und empfand es als ziemlich fair ihr gegenüber, ihr reinen Wein einzuschenken. Er

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